Die wichtigste Ausrüstung zum Wandern
Gerade als Anfänger fragt man sich oft: Was brauche ich alles, wenn ich eine Bergtour machen möchte?
Das Internet ist voll von schicken Outdoor Klamotten und Hightech Ausrüstung.
Doch was braucht man wirklich und was ist am wichtigsten?
Dieser Frage möchte ich hier auf den Grund gehen.
Und ganz zu Beginn meine persönliche Meinung auf die Frage was man unbedingt braucht, wenn man das erste Mal in die Berge geht:
Gar nichts neues!
Ja, wer nur mal testen will, ob Wandern für ihn überhaupt das richtige ist, der kann genauso gut auf Vorhandenes zurückgreifen.
Ein paar Turnschuhe mit Profil. Gemütliche Klamotten. Den Alltagsrucksack. Eine Trinkflasche. Und das Handy hat man eh immer dabei.
Das war es auch schon.
Viel wichtiger als die Ausrüstung ist zu Beginn die richtige Touren Auswahl.
Damit sollte man sich auch später intensiver beschäftigen als mit der Ausrüstung.
Sucht euch eine einfache Tour aus. Keine schwierigen Kletterstellen und nicht zu viele Höhenmeter.
Wenn ihr sehr sportlich seid kann es auch etwas mehr sein, aber die Belastungen am Berg sind deutlich anders als im Flachen.
Übertreibt es zu Beginn nicht, steigern kann man sich immer noch.
Solltet ihr dann nach 2-3 Bergtouren immer noch Spaß daran haben und es dauerhaft als Hobby betreiben, dann könnt ihr je nach finanzieller Lage anfangen euch auszustatten.
Ich würde dafür in folgender Reihenfolge vorgehen:
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1. Schuhe!
Mit großem Abstand das wichtigste sind die Schuhe. Sie stellen die Verbindung von Körper zum Boden dar und tragen dich jeden einzelnen Meter durchs Gelände. Daher sind die Schuhe das absolut wichtigste in den Bergen.
Ich will jetzt gar nicht unbedingt auf die unendlich vielen Formen und Anwendungsgegiete eingehen, denn da scheiden sich auch unter Experten die Geister. Die einen schwören auf leichte Trailrunner, die anderen auf feste Lederstiefel.
Ich persönlich bin ein Freund von weichen (A/B) und hohen Schuhen, da sie Komfort und Stabilität vereinen, aber da tickt jeder anders.
Aber eins sollte man auf jeden Fall beachten. Passform geht immer vor Optik!
Klar sollten einem auch die Schuhe einigermaßen gefallen, die man am Fuß trägt. Aber am Berg gibt es keine Modenschau, sondern höchstens große Blasen an den Fersen! Wie viele Wanderer ich schon auf der Hütte mit zentimetergroßen Blasen gesehen habe ist mir wirklich unbegreiflich.
Probiert so lange Schuhe aus, bis ihr einen passenden Schuh findet. Der Schuh sollte von Anfang an sitzen und keine Druckstellen haben und auch nicht hinten schlappen. Egal was der Verkäufer euch erzählt. Schuhe laufen sich nur bedingt ein und es wird auch nicht besser vom Laufen!
Jeder Hersteller hat seine eigenen Leisten und es ist für alle Fußformen und Größen was dabei. Legt euch nicht auf ein Modell fest, weil es euch optisch gefällt oder der Verkäufer euch ein Schnäppchen andrehen will. Sind die Füße einmal lädiert macht keine Bergtour mehr Spaß.
Daher lasst euch Zeit beim Kauf und wenn möglich dann tragt die Schuhe ein paar Stunden. Fragt nach einen Probetragen zuhause in der Wohnung.
Beim kleinen lokalen Händler nebenan ist sowas meist möglich.
Nicht geeignet sind Chucks, Sneaker oder ähnliche Schuhe womit man manche Leute rumeiern sieht.
2. Socken
Damit die Schuhe auch wirklich gut sitzen und keine Reibung auf die Haut übertragen wird sollte man immer auch ein Paar oder besser 2 Paar Socken dazu kaufen. Mittlerweile haben sich Wollsocken als extrem gut bewährt. Vor allem wenn man mal mehr als 1 Tag am Stück damit geht, macht sich das beim Geruch bemerkbar. Aber auch die klimatischen Eigenschaften von Wolle sind optimal.
Wie beim Schuh gilt hier natürlich: Optik ist zweitrangig. Sie müssen sitzen wie eine zweite Haut. Nicht zu eng und nicht zu weit, sonst werfen sie Falten und Blasen sind garantiert. Lieber etwas dicker als zu dünn. Dicke Socken sind zwar im Sommer etwas wärmer, aber schwitzen wird man sowieso im Sommer.
Dafür dämpfen dickere Socken besser und beugen Druckstellen vor. Moderne Socken sind an den entscheidenden Stellen verstärkt und an den anderen Stellen dünner zur besseren Atmung.
Sehr schlecht sind Baumwollsocken, da sie enorm stark reiben und somit Blasen vorprogrammiert sind.
3. Rucksack
Was Schuhe und Socken für die Füße und Gelenke, ist der Rucksack für Rücken und Schultern.
Kauft auf keinen Fall nach Aussehen, nur weil das Damenmodell so schön pink ist.
Lasst euch im Fachgeschäft beraten und probiert verschiedene Modelle an. Auf jeden Fall auch mit Gewichten im Rucksack, denn ein leerer Rucksack gibt keine Auskunft über den Tragecomfort.
Kauft keinen zu großen Rucksack. Soll es einer für alle Zwecke sein, dann ist ein Rucksack im Bereich von 30 Litern optimal.
Ich gehe schon seit 10 Jahren mit dem selben 34 Liter Rucksack auf Tagestouren, Hochtouren, Klettersteige etc.
Auf Tagestouren ist er dann fast leer. Auf Hochtouren randvoll. Wer Geld zu viel hat, kauft eben 3 Größen für jeden Anwendungsfall.
Euer Rücken und vor allen eure Schultern werden es euch danken, wenn ihr immer mit einem gut sitzenden Rucksack unterwegs seid.
4. GPS / Handy / Karte
Eigentlich hat man es sowieso immer dabei, aber mindestens ein Handy mit mindestens einer Outdoor App sollte man immer dabei haben.
Es gibt genügend kostenlose Apps mit Grundfunktionen, die für eine Orientierung vollkommen ausreichend sind.
Ein GPS Gerät ist meist deutlich robuster, braucht keinen Empfang und hält viel länger durch als ein Handy. Kostet aber extra und muss auch extra mit getragen werden. Ich gehe nach wie vor mit GPS Gerät und weiß die Vorteile vor allem bei unbekannten Wegen oder weglosem Gelände zu schätzen.
Eine Papierkarte schadet sicherlich auch nicht, hilft aber vor allem bei der übersichtlichen Planung zuhause oder auf der Hütte.
Bei allen 3 gilt: Ohne damit richtig umgehen zu können hilft es wenig. Daher sollte man sich ein wenig damit beschäftigen bevor man loszieht, damit man nicht ratlos an der Kreuzung steht und nicht weiß wo es lang geht.
Vor allem beim Handy sollte man vorsichtig sein und nicht einfach blind irgendwelchen Routen aus dem Internet hinterherlaufen. Das kann sehr gefährlich werden, da hier oft die Schwierigkeit unterschätzt oder nicht beachtet wird.
Tipp:
Samsung Galaxy Xcover Pro
5. Angepasste Kleidung
Eigentlich nicht wirklich eine Kaufempfehlung, sondern eher ein Ratschlag.
Zwingend notwendig ist Funktionskleidung gerade auf Tagestouren nicht, da man sie am Abend wieder in die Wäsche geben kann und am nächsten Tag frische aus dem Schrank nimmt. Auf Mehrtagestouren ist das ein anderes Thema, aber darum soll es hier ja nicht gehen.
Viel wichtiger ist, dass die Kleidung dem Wetter angepasst wird. Gerade in den Bergen schlägt das Wetter manchmal innerhalb eines Tages von Sommer nach Winter um, und wer darauf nicht vorbereitet ist dem drohen ernsthafte Probleme, die oft unterschätzt werden. Auch die Höhe spielt ein große Rolle. Ist es im Tal noch sommerlich warm, kann es am Gipfel eiskalt sein, wenn der Wind pfeift. Ob man also mit kurzer Hose und Tanktop auf den Berg gehen sollte ist fraglich. Wenigsten sollte man in dem Fall lange Alternativen im Rucksack haben. Je nach Gelände schützt eine lange Hose aber auch vor Dornen, Latschen, Felsen etc.
6. Erste Hilfe Set, Biwaksack
Es hört sich vielleicht albern an, aber selbst die leichteste Tour kann im Desaster ändern, wenn etwas schlimmes passiert.
Das ist meist nicht vorhersehbar und sollte daher einkalkliert werden. Ein Sturz und Temperaturabfall hat schon so manchen Wanderer das Leben gekostet.
Daher gehört zumindest bei einer Person einer Gruppe eine Erste Hilfe Set und ein Notbiwak in den Rucksack. Das wiegt nicht zu viel und kann im Falle des Falles Leben retten. Die beste Ausrüstung hilft natürlich nicht, wenn man damit nicht umgehen kann. Daher empfehle ich eine regelmäßige Auffrischung der Kenntnisse von Erste Hilfe Maßnahmen. Denn im Unterschied zur Stadt ist man am Berg oft alleine und es gibt weit und breit keinen Handy Empfang. Dann sollte man in der Lage sein einen Verletzten zu versorgen.
Bei sehr einfachen Touren in niedriger Höhe und bei stabiler Wetterlage kann man auf den Biwaksack auch verzichten. Ich persönlich aber packe ihn erst gar nicht raus aus dem Rucksack. Er ist immer unten drin!
Mit diesen Sachen im Gepäck oder am Körper ist man bereit für das regelmäßige Wandern oder Bergsteigen.
Die Erfahrung kommt dann mit der Zeit und man lernt beim Bergsteigen nie aus.
Ein paar Dinge füge ich hier noch an, die je nach Bedingungen Sinn machen.
optional:
Sonnenbrille, Sonnencreme
In den Bergen ist die Sonne deutlich stärker als im Flachen. Kommt dann noch Schnee dazu, dann ist der Sonnenbrand vorprogrammiert.
Auch bei Nebel droht Gefahr durch die Sonne. Das diffuse Licht streut die Strahlen und man bemerkt nicht mal, dass man verbrennt.
Wer einmal schneeblind war, weiß wovon ich rede. Damit ist nicht zu spaßen, und daher lieber einmal zu viel die Sonnenbrille auf als einmal zu wenig.
Tipp: Beim Bergaufgehen noch nicht eincremen, da man hier gerne alles runterschwitzt und dann am Mittag wenn es kritisch wird keinen Schutz mehr hat.
Also entweder nachcremen oder erst am frühen Mittag eincremen.
Stöcke
Ein sehr umstrittens Thema. Ich persönlich gehe fast immer ohne Stöcke, da ich der Meinung bin, dass sie dem Gleichgewicht eher schaden, als dass sie genug Entlastung für die Knie bringen. Aber das muss jeder für sich entscheiden.
Es gibt jedoch auch Fälle wo Stöcke Sinn machen, und das ist bei sehr steilen Abstiegen, wo man tiefe Tritte sicherer absteigen kann. Dazu reicht auch ein einzelner Stock. So kann sich ein Pärchen ein Paar teilen und Gewicht und Kosten sparen.
Ein weiterer Anwendungsfall sind Schneefelder. Vor allem steile Querungen im Frühsommer können heikel sein. Hier helfen Stöcke auf dem rutschigen Untergrund nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten.
Auch auf dem Gletscher machen sie Sinn, aber das soll hier nicht das Thema sein.
Helm
In den Bergen ist fast immer mit Steinschlag zu rechnen. Doch nur wenn es wirklich steiniges Gelände ist wo über dir andere Personen etwas lostreten könnten macht ein Helm Sinn. Auf Klettersteigen und beim Klettern ist er sowieso obligatorisch. Hingegen auf Graten fällt einem selten etwas von oben auf den Kopf.
Es gilt hier: Lieber einmal zu oft getragen als ein mal zu wenig.
Wenn Kletterstellen
Ist man schon weiter fortgeschritten und es befinden sich Kletterstellen in der Tour (ab Schwierigkeit 2) dann macht es immer Sinn eine Grundausrüstung dabei zu haben fürs Klettern. So kann man im Notfall auch mal ein Stück abseilen oder einen unsicheren Partner sichern.
Dazu gehören dann eine Seil, meist reichen 30 Meter aus.
Ein Klettergurt. Hier am besten ein alpiner Gurt, denn man anziehen kann ohne, dass man die Füße vom Boden heben muss. Zudem ist er leicher und kompakter als ein Gurt für die Halle.
Ein paar Reepschnüre für Abseilstellen an Felsen.
Und natürlich ein paar Karabiner und je ein Abseilgerät deiner Wahl. Zur Not geht hier auch ein HMS Karabiner.
Anmerkung
Das ist eine persönliche Ansicht und Zusammenstellung und spiegelt vielleicht nicht die Lehrmeinung wider.
Jedoch habe ich lange Jahre Erfahrungen am Berg und im Geschäft gemacht und weiß um die Fehler, die gemacht werden.
Gerne könnt ihr mir einen Kommentar hier lassen und eure Meinung dazu schreiben und ich werde Vorschläge zur Verbesserung annehmen.
Eine
Packliste für euren Rucksack könnt ihr euch hier erstellen.