Mayotte, ein aus einer Hauptinsel und mehreren kleineren Inseln bestehendes Gebiet, liegt am nördlichen Rand der StraĂe von Mosambik im Indischen Ozean zwischen der Nordspitze Madagaskars und dem Norden Mosambiks. Geographisch gehört es zum Archipel der Komoren.
Mayotte ist ein Ăbersee-DĂ©partement und eine Region Frankreichs. Zuvor war es bereits seit 1976 Gebietskörperschaft der Französischen Republik (CollectivitĂ© territoriale de la RĂ©publique française, seit 2001 unter der Bezeichnung CollectivitĂ© dĂ©partementale). Am 31. MĂ€rz 2011 erhielt Mayotte den Status des 101. französischen DĂ©partements; es wurde am 1. Januar 2014 als ein Gebiet in Ă€uĂerster Randlage (Outermost Region, OMR) Teil der EuropĂ€ischen Union und hat denselben Status wie etwa Französisch-Guayana.
98 % der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, die als besonders tolerant gelten. Amtssprache ist zwar Französisch, gesprochen wird aber vor allem Mahorisch, eine Variante des mit dem Swahili eng verwandten Komorischen. Die Insel heiĂt auf Mahorisch âMahorĂ©â, von welchem sich der Name der Sprache âMahorischâ sowie das Attribut âmahorischâ ableiten. Die Bewohner Mayottes werden âMahorerâ genannt.
Die Inselgruppe Mayotte besteht aus der Hauptinsel âGrande Terreâ (auch, wie das ganze Ăberseegebiet selbst, Mayotte genannt), der Nebeninsel âPetite Terreâ (Pamanzi) und mehreren kleineren und unbewohnten Inseln (Ăźlots). Die LandflĂ€che betrĂ€gt etwa 374 kmÂČ. Mayotte ist mit etwa neun Millionen Jahren die Ă€lteste Vulkaninsel der Komoren. Korallenriffe umgeben die Inseln. In der Regenzeit von November bis MĂ€rz sind die Temperaturen höher als in der Trockenzeit. Der höchste Punkt ist mit 660 Metern der Mont Benara auf der Hauptinsel. Die Hauptstadt Mamoudzou liegt ebenfalls auf der Hauptinsel, wĂ€hrend der internationale Flughafen Dzaoudzi Pamandzi auf Petite Terre liegt.
Durch seine Randlage im Indischen Ozean und den Mangel an Lichtquellen auf der Insel ist Mayotte kaum von Lichtverschmutzung betroffen.
Im Jahr 2018 entstand auf dem Meeresgrund fĂŒnfzig Kilometer östlich von Mayotte ein 820 Meter hoher submariner Vulkan in ca. 3500 Metern Tiefe, was sich im gleichen Jahr durch einen Erdbebenschwarm und ein Fischsterben in der Region bemerkbar machte. Dabei wurden ca. fĂŒnf Kubikkilometer Lava gefördert, womit es sich hierbei um den vermutlich gröĂten jemals beobachteten Ausbruch unter Wasser handelt.
Mayotte war seit 1500 in den HĂ€nden von madegassischen Herrschern und lokalen Sultanen. Sklavenjagden des madegassischen Volkes der Sakalava entvölkerten die Insel weitgehend, bis sie 1841, auf Wunsch des wehrlosen Sultans gegen eine Summe von 1000 Piastres, von Frankreich zum Protektorat erklĂ€rt wurde. Als einzige Inselgruppe des Archipels hielt es in der Abstimmung von 1974 die Verbindungen zu Frankreich aufrecht und verzichtete so auf die UnabhĂ€ngigkeit. Der Staat der Komoren erhebt seither Anspruch auf Mayotte und erkennt dessen Zugehörigkeit zu Frankreich nicht an. Hierbei stĂŒtzt man sich auf eine UN-Resolution des Jahres 1979.
In einer Volksbefragung am 29. MĂ€rz 2009 befĂŒrworteten die Einwohner Mayottes mehrheitlich, dass das Gebiet die Kompetenzen der Ăbersee-DĂ©partements und Ăbersee-Regionen gemÀà Artikel 73 der Verfassung Frankreichs erhalten soll. In der Folge wurde Mayotte am 31. MĂ€rz 2011 das 101. DĂ©partement Frankreichs.
Laut Marie-Claire Thull war Anfang der 2010er Jahre das Bruttoinlandsprodukt Mayottes pro Kopf zehnmal höher als das der Union der Komoren. Allerdings betrĂ€gt das BIP/Kopf im Vergleich zum Kernland Frankreichs weniger als ein Drittel. Die Französische Botschaft in Deutschland teilte im Dezember 2010 mit, es sei Ziel der französischen Politik, âden Lebensstandard der mahorischen Bevölkerung an das Niveau der Mutterland-Bewohner heranzufĂŒhrenâ.
Mayotte wurde am 1. Januar 2014 als Gebiet in Ă€uĂerster Randlage (OMR â Outermost Region) Teil der EuropĂ€ischen Union.
Mayotte ist in der französischen Nationalversammlung mit zwei Abgeordneten (seit Juni 2012) und im Senat mit zwei Senatoren vertreten. Von 1976 bis 2001 war Mayotte eine Gebietskörperschaft (CollectivitĂ© territoriale) gemÀà Artikel 72 der Verfassung, erhielt im Juli 2001 die Bezeichnung CollectivitĂ© dĂ©partementale und 2007 gemÀà Artikel 74 den Status einer CollectivitĂ© dâoutre-mer (âĂŒberseeische Körperschaftâ). Mayotte hat einen Generalrat und ist seit dem 31. MĂ€rz 2011 Ăbersee-DĂ©partement, war aber bis zum Ende einer Ăbergangsfrist am 31. Dezember 2013 kein Teil der EuropĂ€ischen Union.
Auf der Insel ist bis heute ein kleines Kontingent französischer Soldaten des Détachement de Légion EtrangÚre de Mayotte (Fremdenlegion) stationiert.
Seit 2014 gilt auf der Insel französisches Recht. Die Einwohner von Mayotte konnten bis zum 31. Dezember 2013 entscheiden, welches Recht auf sie angewandt wurde, entweder:
Die rechtliche Besonderheit des statut personnel war ein Hindernis fĂŒr die vollstĂ€ndige Eingliederung Mayottes in den französischen Staat und die EuropĂ€ische Union. Am 29. MĂ€rz 2009 fand ein Referendum zur Frage statt, ob Mayotte in ein vollwertiges französisches DĂ©partement transformiert werden soll. Bei einer Wahlbeteiligung von 61,4 % stimmten 95,2 % mit âJaâ.
Mit der 2011 erfolgten Eingliederung wurde das Rechtssystem an das des Mutterlandes angepasst. Am 1. Januar 2014 erhielt Mayotte den Status eines âGebiets in Ă€uĂerster Randlageâ und ist seither Bestandteil der EU. Seit diesem Zeitpunkt gilt zwingend das französische Recht.
Mayotte ist in 17 Gemeinden unterteilt sowie in 13 Kantone, die sich rĂ€umlich im Allgemeinen nicht mit den Gemeinden decken. Es existieren keine Arrondissements. Die 17 Gemeinden sind in fĂŒnf GemeindeverbĂ€nden zusammengeschlossen:
Siehe auch:
Die Frauen haben eine relativ starke Position in der mahorischen Gesellschaft. Sie sind traditionell die Hausbesitzerinnen. Die MĂ€nner ziehen zu ihren Frauen und verlassen deren Haus im Falle der Scheidung, wodurch diese eine gewisse finanzielle Absicherung haben. Jeder Mann muss fĂŒr seine Töchter bzw. Schwestern ein Haus oder eine Etage bauen. Die HĂ€user werden von den MĂŒttern auf die Töchter vererbt.
Die Familien sind relativ instabil, was sich in einer hohen Scheidungsrate, aber auch Wiederverheiratungsrate zeigt. Scheidungen werden oft von den Frauen eingereicht, was keine soziale Schande ist. Offiziell ist die Polygamie seit kurzem verboten. Die Jungen ziehen im Alter von 14 Jahren traditionell in LehmhĂŒtten (Bangas) neben dem Elternhaus, um selbststĂ€ndig zu werden. Die Bangas werden von Bruder zu Bruder weitergegeben. Die MĂ€dchen bleiben im Elternhaus wohnen.
Kinder aufgegriffener illegal eingewanderter Eltern werden oft von diesen auf Mayotte zurĂŒckgelassen; teilweise wird ihre Existenz französischen Exekutivorganen gegenĂŒber verschwiegen. AnschlieĂend sind sie sich selbst ĂŒberlassen und schlieĂen sich Gangs an, deren Mitglieder nicht die Schule besuchen, keine legale Arbeit finden und ĂŒberwiegend von DiebstĂ€hlen leben. Erwachsene Menschen «sans papiers» (âohne Papiereâ, d. h. ohne Aufenthaltsberechtigung) werden regelmĂ€Ăig von der Polizei aufgegriffen, können aber de facto nicht abgeschoben werden, da die Union der Komoren weder eigene StaatsbĂŒrger noch Menschen mit ungeklĂ€rter StaatsbĂŒrgerschaft zurĂŒcknimmt.
Von 160.301 Bewohnern waren gemÀà Zensus von 2002 64,7 % in Mayotte geboren, 3,9 % in anderen französischen Gebieten. 28,1 % waren von den benachbarten Inseln der unabhĂ€ngigen Komoren eingewandert, 2,8 % aus Madagaskar und die ĂŒbrigen 0,5 % aus anderen LĂ€ndern. Im Juli 2004 wurden 178.438 Einwohner gezĂ€hlt, wovon mehr als die HĂ€lfte jĂŒnger als 20 Jahre war.
Nach Angaben von Mansour Kamardine (BĂŒrgermeister von Mayotte 2002â2007) waren im Jahr 2017 52 % der Bevölkerung illegale Einwanderer und ihre Kinder, von denen die meisten ĂŒber die benachbarte Komoreninsel Anjouan einreisen. Die meisten dieser Einwanderer sind Afrikaner aus dem Gebiet der GroĂen Seen, Pakistaner und Madegassen. 2015 lebten geschĂ€tzte 100.000 bis 150.000 illegale Einwanderer auf Mayotte, meist von den umliegenden Inseln zugewanderte Menschen. Da die Zuwanderer zumeist nachts in kwassa-kwassa genannten Booten die Ăberfahrt nach Mayotte wagen, ist es schwierig, die illegale Zuwanderung effektiv zu unterbinden, obwohl es rund um Mayotte Frontex-Ă€hnliche Kontrollen der GewĂ€sser gibt, zumal die Bootsinsassen das Risiko, durch Kentern zu sterben, in Kauf nehmen. 2013 sorgte der PrĂ€sident der Komoren, Ikililou Dhoinine, bei der UN-Generalversammlung fĂŒr Aufsehen, als er den Delegierten in New York erklĂ€rte: âDas Visum, das fĂŒr den Tod von 10.000 meiner LandsmĂ€nner verantwortlich ist, macht das Meer zwischen Mayotte und den anderen Inseln zum gröĂten Unterwasser-Friedhof der Welt.â
Hauptmotiv der Zuwanderer sei es 2007 gewesen, unter harten Bedingungen, aber zu wesentlich attraktiveren Löhnen als in der Heimat auf Plantagen zu arbeiten. TatsĂ€chlich versuchen französische Behörden, aufgegriffene illegale erwachsene Einwanderer zĂŒgig abzuschieben. Unter den Einreisenden sind hochschwangere Frauen stark vertreten, da Frankreich prinzipiell keine MinderjĂ€hrigen abschiebt. Die Hoffnung, dass diese Kinder französische StaatsbĂŒrger werden, scheitert oft schon an der Bedingung, dass sie bis zu ihrem 16. Geburtstag ihrer Schulpflicht gewissenhaft nachkommen mĂŒssen, deren Einhaltung aber de facto nicht erzwungen werden kann.
Es existieren weder Schienenverkehr noch kĂŒnstliche WasserstraĂen auf Mayotte.
Die Insel lebt vor allem von den Einfuhrzöllen, der Agrarwirtschaft, den auf Zeit entsandten französischen Beamten und zu einem geringen Anteil vom Tourismus. Die meisten GĂŒter mĂŒssen importiert werden. Die gröĂten Wirtschaftspartner sind Frankreich und die Komoren, die gemeinsam etwa 95 % des AuĂenhandels abwickeln. Die WĂ€hrung Mayottes ist der Euro.
Im Jahr 2017 betrug die Arbeitslosenquote 25,9Â %.
Mayotte ist weder Mitglied des FuĂball-Weltverbandes FIFA noch der afrikanischen CAF, hat aber eine FuĂballnationalmannschaft.