Kiribati (kiribatische Aussprache: [ËkiÉŸibĂŠs] (einheimische Aussprache des ehemaligen Namens der Gilberts), deutsch: [kiÊiâba:ti], hĂ€ufig auch [ËkiÊibas]; offiziell auf Kiribatisch Ribaberiki ni Kiribati, dt. Republik Kiribati) ist ein Inselstaat im Pazifik. Das Staatsgebiet erstreckt sich ĂŒber eine Vielzahl von Inseln Mikronesiens und Polynesiens, die ĂŒber ein weites Gebiet nördlich und sĂŒdlich des Ăquators verstreut liegen. Kiribati war frĂŒher Bestandteil der britischen Gilbert- und Elliceinseln. Seit der UnabhĂ€ngigkeit vom Vereinigten Königreich im Jahre 1979 ist der 12. Juli, der Jahrestag der UnabhĂ€ngigkeit, kiribatischer Nationalfeiertag. Kiribati ist weiterhin Mitglied im Commonwealth of Nations. Das zu Kiribati gehörende Atoll Kiritimati (âWeihnachtsinselâ) mit dem Zentrum London feiert als erstes Neujahr auf der Welt.
Kiribati ist in besonderem MaĂe vom Klimawandel bedroht. Nach Berechnungen der Weltbank könnte der Inselstaat im Jahr 2050 gröĂtenteils nicht mehr bewohnbar und spĂ€testens 2070 ĂŒberschwemmt sein.
Das Staatsgebiet hat von der östlichsten Insel im Caroline-Atoll zur westlichsten Insel Banaba eine Ausdehnung (Luftlinie) von 4567 km und von der nördlichsten Insel Teraina (Washington Island) bis zur sĂŒdlichsten Insel Flint Island eine Ausdehnung (Luftlinie) von 2051 km mit einer GesamtflĂ€che von rund 5,2 Millionen Quadratkilometer. Von seiner Ausdehnung her gehört Kiribati damit zu den gröĂten Staaten der Erde (Australien: 7,7 Millionen Quadratkilometer). Von dieser FlĂ€che sind nur 811 Quadratkilometer Inselland, damit ist Kiribati ein Kleinstaat.
Das Staatsgebiet liegt etwa auf der HĂ€lfte des Weges zwischen Hawaii und Australien in Mikronesien. Da durch den Staat sowohl der Ăquator als auch der 180. LĂ€ngengrad verlĂ€uft, liegt der Staat als einziger sowohl in der nördlichen, sĂŒdlichen, westlichen und östlichen HemisphĂ€re der Erde. Bis Ende 1994 verlief die internationale Datumsgrenze mit dem 180. LĂ€ngengrad zwischen den Gilbert- und Phoenixinseln. Im Interesse eines einheitlichen Datums im gesamten Staatsgebiet wurde zum 1. Januar 1995 die Datumsgrenze nach Osten verlegt, so liegt Kiribati westlich davon. Die östlichste der Line Islands, Caroline Island, heiĂt seit dem 1. Januar 2000 Millennium Island, weil der erste Sonnenaufgang des Jahres 2000 auf dieser Insel zu beobachten war.
Der Inselstaat besteht aus 32 Atollen in drei Inselgruppen sowie der Insel Banaba.
Der GroĂteil des Landes befindet sich weniger als zwei Meter ĂŒber dem Meeresspiegel mit Ausnahme der Vulkaninsel Banaba, die mit 81 m die höchste Erhebung des Inselstaates ist. Damit dĂŒrfte Kiribati eines der ersten LĂ€nder sein, die infolge des Klimawandels zum GroĂteil im Meer versinken werden.
Aufgrund des Klimawandels und des weltweiten Anstiegs der Meeresspiegel wird Kiribati nach SchĂ€tzungen vom Anfang des 21. Jahrhunderts 2060 bis 2070 im Meer versunken sein. PrĂ€sident Anote Tong sagte, es sei schmerzhaft, sich auf den Tag vorzubereiten, an dem er kein eigenes Land mehr habe, aber genau dies sei zu tun. Tong bat darum das benachbarte Neuseeland, mehr als nur rund 100 Ăbersiedler jĂ€hrlich (Stand um 2010) aus Kiribati aufzunehmen. Die Regierung von Kiribati ist mit derjenigen von Fidschi im GesprĂ€ch, um Land zu kaufen und einen Teil der Bevölkerung umzusiedeln.
Teile des Problems entstehen durch die Ăberbevölkerung in South Tarawa und durch die Bewohner selbst. Durch die Entnahme von Sand, wenn die HĂ€user nicht mehr in traditionellem Stil gebaut werden, verliert das Meer seine Barriere. Durch die StraĂenverbindung zwischen Bairiki und Betio kam es durch eine umgeleitete Strömung zum Untergang der Bikeman-Insel.
2009 nahm Tong mit einer Delegation an der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen teil. Im Vorfeld der UN-Klimakonferenz in CancĂșn (COP 16) wurde auf der Tarawa Climate Change Conference am 10. November 2010 in Ambo die Ambo Declaration verabschiedet, die von Australien, Brasilien, China, Kuba, Fidschi, Japan, Kiribati, den Malediven, den Marshallinseln, Neuseeland, den Salomonen und Tonga unterzeichnet wurde.
2012 kaufte Kiribati etwa 24 Quadratkilometer Land fĂŒr 8,8 Millionen US-Dollar im Pazifischen Ozean. Laut Regierung könnten die 110.000 Inselbewohner im schlimmsten Fall auf die rund 2.000 Kilometer entfernte, zu Fidschi gehörende Insel Vanua Levu umsiedeln, dies sollte jedoch möglichst vermieden werden, da es weiterhin âein fast schon zu kleines StĂŒck Land fĂŒr alle Bewohner seiâ.
Stand 2016 nimmt Neuseeland eine kleine Quote KlimaflĂŒchtlinge jungen Alters auf, der Ă€ltere Teil der Bevölkerung Kiribatis hat sich zum Bleiben entschieden. Fidschi, etwa 3 Flugstunden entfernt, erklĂ€rte sich als einziger Staat dazu bereit, die kĂŒnftigen KlimaflĂŒchtlinge aus Kiribati aufzunehmen.
Weltweites Aufsehen erregte der erstmalige Fall des Kiribaters Ioane Teitiota, der 2007 nach Neuseeland geflĂŒchtet war und 2015 in seine Heimat abgeschoben wurde, nachdem sein Visum abgelaufen war. Als Grund nannte die Regierung, dass Kiribati zwar klimagefĂ€hrdet sei, Kriterium fĂŒr eine Anerkennung als FlĂŒchtling sei laut UN-Konvention aber, dass der Antragsteller in seinem Heimatland Verfolgung fĂŒrchten mĂŒsse. Dies sei bei Teitiota nicht der Fall.
Nach PlÀnen des damaligen PrÀsidenten Tong vom Jahr 2016 sollte eine erste Evakuierung der Bevölkerung im Jahr 2020 beginnen.
Auf dem gekauften Land auf Fidschi befindet sich ein Dorf mit 261 Einwohnern, die von der Regierung auf eine Willkommenskultur vorbereitet werden.
Am 18. Januar 2017 gab die Regierung unter PrĂ€sident Taneti Maamau bekannt, dass der Anbau von GemĂŒse und Kava auf dem erworbenen Land auf Fidschi begonnen habe. Ebenfalls besuchte er zu diesem Anlass die Einwohner des Dorfes Naviavia und gab bekannt, dass âkein drastischer Umschwung auf dem Land zu befĂŒrchten seiâ und er sich âauf die gemeinsame Zeit als gute Nachbarn, die sich gegenseitig helfenâ, freue. Ebenfalls gab er an, dass der Klimawandel kein Problem, sondern viel mehr eine ernsthafte Bedrohung fĂŒr alle pazifischen Inselstaaten sei. Die Regierung sehe sich weiterhin nach mehr Land um.
Im August 2020 verkĂŒndete die Regierung, dass mit Hilfe chinesischer Investitionen eigenes Land durch Baggerarbeiten gewonnen werden soll. PrĂ€sident Maamau betonte, dass die chinesische Hilfe einen rein finanziellen Hintergrund habe und er es nicht zulassen wolle, dass die chinesische Regierung einen StĂŒtzpunkt in der NĂ€he aufbaut. Teile der Investition sollen auch in ein Forschungsprojekt mit dem neuseelĂ€ndischen National Institute of Water and Atmospheric Research einflieĂen, das an einer strategischen Lösung zur Rettung der KĂŒste arbeitet. Damit hĂ€lt Maamau an seiner â20-year-visionâ fest, einer Strategie, um das Land durch AufschĂŒttarbeiten zu retten, anstatt die Bevölkerung umsiedeln zu lassen. Das Projekt wurde zuletzt von seinem VorgĂ€nger Anote Tong stark kritisiert.
Die Bevölkerung Kiribatis ist ethnisch sehr homogen. Ăber 96 % sind Mikronesier. AuĂerdem leben 1,2 % EuropĂ€er, 1 % Polynesier und 0,5 % Chinesen in Kiribati.
Die Einwohner nennen sich im Singular wie im Plural âI-Kiribatiâ. Das Adjektiv der NationalitĂ€t und der Landessprache wird als âKiribatiâ ohne PrĂ€fix âIâ bezeichnet.
Laut VolkszĂ€hlung von 2020 betrug die Einwohnerzahl 119.438 Menschen. Die Bevölkerungsdichte betrug 2020 fĂŒr alle Inseln durchschnittlich 148 pro Quadratkilometer, fĂŒr das urbane South Tarawa jedoch 4025 pro Quadratkilometer, damit eine der höchsten weltweit.
Die Bevölkerung von Kiribati hatte 2017 eine Lebenserwartung von 66,5 Jahren (MÀnner 64, Frauen 69,1) und eine SÀuglingssterblichkeit von 32 Toten pro 1000 Lebendgeburten. Eine Frau hatte im Durchschnitt 2,4 Kinder. Tuberkulose ist im Land verbreitet.
Die Regierung gab 2006 268 US-Dollar (KaufkraftparitĂ€t) pro Kopf aus. Im Zeitraum von 1990 bis 2007 gab es 23 Ărzte pro 100.000 Personen. Nach der Ankunft kubanischer Ărzte hat sich die SĂ€uglingssterblichkeit deutlich verringert.
46 % der Bevölkerung sind fettleibig, was zu den höchsten Raten weltweit gehört.
Ein GroĂteil der Bevölkerung bekennt sich zum christlichen Glauben. Die VolkszĂ€hlung des Jahres 2020 ergab folgendes Bild:
Die Inseln wurden durch Einwanderer von den Salomoninseln oder aus dem westlichen Polynesien um die Zeitenwende besiedelt. Folgende EinfĂ€lle von Samoanern, Fidschis und Tonganern fĂŒgten polynesische Elemente in die mikronesische Kultur ein. Eine Vielzahl von Mischehen fĂŒhrten zu einer Bevölkerung, die sowohl in Erscheinung, Sprache als auch in ihrer Tradition recht homogen ist.
1606 entdeckte der portugiesische Seefahrer Pedro Fernåndez de Quirós als erster EuropÀer die Gilbertinseln. Erst ab 1765 wurden die Inseln von englischen Seefahrern angesteuert, so 1777 von James Cook und 1788 von KapitÀn Thomas Gilbert, nach dem die Inselgruppe um 1820 vom deutsch-baltischen, in russischen Diensten stehenden Admiral Adam von Krusenstern und dem französischen KapitÀn Louis Isidore Duperrey benannt wurde.
Im 19. Jahrhundert kamen WalfĂ€nger, SklavenhĂ€ndler und HĂ€ndler in groĂer Zahl nach Kiribati. Dies schĂŒrte lokale Stammeskonflikte und die EuropĂ€er schleppten fĂŒr die Einheimischen gefĂ€hrliche europĂ€ische Krankheiten ein. Im Jahr 1837 kamen die ersten stĂ€ndigen europĂ€ischen Siedler und 1857 begann die christliche Missionierung. Dabei wurden die nördlichen Atolle der Gilbertgruppe vorwiegend von katholischen Missionaren aus Frankreich, die sĂŒdlichen von samoanischen Missionaren der stark puritanisch geprĂ€gten London Missionary Society missioniert. Noch heute ist ein deutlicher Unterschied in der Lebensauffassung erkennbar: Die Menschen im Norden gelten als lebenslustig und frohsinnig, wĂ€hrend im SĂŒden eine strenge Einstellung vorherrscht.
1892 wurden die Gilbertinseln zusammen mit den nahen Elliceinseln zum britischen Protektorat der Gilbert- und Elliceinseln erklĂ€rt, blieben jedoch ohne Verwaltung. Banaba (Ocean Island) wurde 1901 nach der Entdeckung phosphatreicher Guanoablagerungen annektiert. Zusammen mit Fanning und Washington Island, die bereits 1888 annektiert wurden, wurde das Protektorat auf Wunsch der Inselbewohner 1916 zur britischen Kolonie. Die meisten der Linien-Inseln, inklusive Kiritimati (Christmas Island), der Phoenixinseln und der Union-Inseln, dem heutigen Tokelau, wurden ĂŒber die nĂ€chsten 20 Jahre, zuletzt 1937, sukzessive einverleibt. Das Gebiet unterstand bis 1976 der Gerichtsbarkeit des Hohen Kommissars fĂŒr die Westpazifischen Territorien, die tatsĂ€chliche Verwaltung lag jedoch in den HĂ€nden eines StĂ€ndigen Kommissars (Resident Commissioner).
In den Jahren 1942 bis 1943 besetzte die japanische Armee einen Teil der Inseln. Vom 20. bis 23. November 1943 war das Atoll Tarawa Schauplatz eines der heftigsten KĂ€mpfe zwischen Japanern und US-Amerikanern im Pazifikkrieg. Diese endeten mit der Niederlage der Japaner und waren fĂŒr die Alliierten ein Wendepunkt im Krieg.
In den 1960er Jahren begann das Vereinigte Königreich die Selbstverwaltung der Inseln auszuweiten. 1963 wurde das erste ReprĂ€sentantenhaus eröffnet, 1965 erfolgte die GrĂŒndung der ersten Partei (National Party). Vor der UnabhĂ€ngigkeit, unter britischer Verwaltung, erhielten Frauen in den Wahlgesetzen (Gilbert & Ellice Islands Colony Electoral Provisions Order, 1967) und der Verfassung am 15. November 1967 das allgemeine aktive und passive Wahlrecht.
1974 trennten sich die Elliceinseln nach einem Volksentscheid von der Kolonie, um 1978 den unabhĂ€ngigen Staat Tuvalu zu grĂŒnden. Die Gilbertinseln erlangten 1977 innere Autonomie und wurden, nachdem im Februar 1978 Wahlen abgehalten wurden, am 12. Juli 1979 eine unabhĂ€ngige Nation innerhalb des Commonwealth unter dem Namen Kiribati. Erster PrĂ€sident wurde Ieremia Tabai. Nach der UnabhĂ€ngigkeit 1979 wurde das aktive und passive Frauenwahlrecht bestĂ€tigt.
Der ursprĂŒngliche Name fĂŒr das Land war âTungaruâ. Er kommt gelegentlich noch in Namen wie âAir Tungaruâ (die nationale Fluggesellschaft) oder âTungaru Central Hospitalâ vor. Der Name Kiribati ist eigentlich die gilbertesische Aussprache des Namens Gilberts (die etwas saloppe Form der EnglĂ€nder, von den Gilbert Islands zu sprechen). Im Gilbertesischen gibt es kein /g/, /l/ oder /s/. Diese Laute werden durch /k/, /r/ und /ti/ (am Wortende /s/ ausgesprochen) ersetzt. Ăhnlich verhĂ€lt es sich mit dem Namen von Christmas Island, das von den Einwohnern Kiritimati /kirismas/ ausgesprochen wird.
Mit der UnabhĂ€ngigkeit gaben auch die Vereinigten Staaten 1979 alle AnsprĂŒche auf die dĂŒnnbesiedelten Phoenixinseln auf. Acht der elf Linien-Inseln wurden ebenfalls ein Teil des Kiribati-Territoriums. 1985 schloss sich der Inselstaat mit der Unterzeichnung des Vertrags von Rarotonga der atomwaffenfreien Zone des SĂŒdpazifiks an. Nachdem 1995 die französischen Kernwaffentests wiederaufgenommen wurden, suspendierte Kiribati seine diplomatischen Beziehungen zu Frankreich. Im September 1999 wurde der Inselstaat in die UNO aufgenommen.
FĂŒr jede der 21 bewohnten Inseln gibt es mindestens einen Inselrat (Island Council) als lokale Verwaltungsbehörde. Tabiteuea wird durch zwei InselrĂ€te verwaltet, Tarawa durch drei: Abaiang, Abemama, Aranuka, Arorae, Banaba, Beru, Butaritari, Kanton, Kiritimati, Kuria, Maiana, Makin, Marakei, Nikunau, Nonouti, Onotoa, Tabiteuea, Tabuaeran, Tamana, Tarawa, Teraina
Das Parlament Kiribatis (englisch House of Assembly, offiziell Maneaba ni Maungatabu) wird alle vier Jahre gewĂ€hlt und besteht aus 45 Mitgliedern (44 gewĂ€hlte Abgeordnete, ein Vertreter der Exil-Gilbertesen der Insel Rabi). Die Wahlen in den 23 Ein- und Mehrpersonenwahlkreisen werden nach Mehrheitswahlrecht in zwei Runden durchgefĂŒhrt: Erzielt in der ersten Runde kein Kandidat eine absolute Mehrheit, treten die drei (bei zwei oder drei zu vergebenden Sitzen vier oder fĂŒnf) Kandidaten mit den meisten Stimmen in einer Stichwahl gegeneinander nach dem Borda-Wahlsystem an.
Der StaatsprĂ€sident ist gleichzeitig Regierungschef sowie AuĂenminister und wird Te Beretitenti (gilbertesische Schreibweise fĂŒr âPresidentâ) genannt. Er wird aus den Reihen der Parlamentsmitgliedern des Maneaba ni Maungatabu gewĂ€hlt und bildet das Kabinett mit bis zu zehn Ministern. Seit 2003 wurde das Land von Anote Tong, der am 13. Januar 2012 in seine dritte Amtsperiode wiedergewĂ€hlt wurde, regiert. Am 17. Januar 2012 konnte er sein drittes Kabinett vereidigen. Sein Stellvertreter ist der Kauoman-ni-Beretitenti (VizeprĂ€sident). Nachdem Tong nach drei Amtszeiten nicht erneut antreten konnte, wurde Taneti Maamau am 11. MĂ€rz 2016 zu seinem Nachfolger gewĂ€hlt.
Der Inselstaat ist geprĂ€gt von einem System starker lokaler Selbstverwaltung aufgrund der groĂen Differenzen zwischen den einzelnen Inselgruppen. Einen besonderen Status genieĂt die Insel Banaba, deren Bewohner unter Minderheitenschutz stehen. Die politischen Parteien in Kiribati sind auch heute noch stark von einem traditionellen HĂ€uptlingssystem beeinflusst.
Kiribati ist Mitglied der folgenden Organisationen:
ADB, AKP, Commonwealth, ESCAP, IBRD, IDA, FAO, IFRCS, IWF, Sparteca, SPC, UNO, UNESCO, WHO.
Gemeinsam mit vier weiteren mikronesischen Staaten hat sich Kiribati im Februar 2021 dazu entschlossen, aus dem Pacific Islands Forum auszutreten.
Kiribati verfĂŒgt laut Verfassung ĂŒber keine eigene Armee, sondern genieĂt militĂ€rischen Schutz durch Australien und Neuseeland. Es existiert eine Polizei, die auf jeder der Inseln zumindest einen kleinen Posten unterhĂ€lt und polizeiliche und paramilitĂ€rische Aufgaben wahrnimmt. Der Kiribati Police Service verfĂŒgt ĂŒber ein Patrouillenboot der Pacific-Klasse, die RKS Teanoai. Es ist eines der Schiffe, die von Australien im Rahmen des Pacific Patrol Boat Program fĂŒr 12 SĂŒdpazifik-Staaten zwischen 1985 und 1997 gebaut und gespendet wurden. Es soll in KĂŒrze durch die RKS Teanoai II (301) ersetzt werden, die bereits 2020 ausgeliefert wurde.
Kiribati eröffnete die erste diplomatische Vertretung im Jahr 2002 in der Hauptstadt Suva in Fidschi. ZusÀtzlich zum Hohen Kommissar in Suva (High Commission of Kiribati in Fiji) unterhÀlt Kiribati Honorarkonsulate in Sydney, Tokio, Auckland, Honolulu, Seoul, Hamburg und London. Eine Botschaft wurde auch im taiwanischen Taipeh errichtet, allerdings gab Kiribati seine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan im Jahr 2019 zu Gunsten der Volksrepublik China auf. Seit 2013 hat Kiribati eine StÀndige Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York.
Kiribati verfĂŒgt ĂŒber nur wenige natĂŒrliche Ressourcen. Die kommerziell interessanten Phosphatdepots waren bereits zur Zeit der Erlangung der UnabhĂ€ngigkeit erschöpft. Zumindest erhĂ€lt der Staat noch Zinsen aus einem Fonds, den die Briten bei ihrem Abzug 1979 als Kompensation fĂŒr den völligen Abbau aller Phosphatvorkommen auf Banaba Island hinterlassen haben. Die wichtigsten Einnahmequellen sind die Vergabe von Fischereirechten, Fischfang und -verarbeitung, Export von Haifischflossen und Algen und die (defizitĂ€re) Kopraproduktion mit Anbau von KokosnĂŒssen.
Die Wirtschaft schwankt stark, so wird ihre Entwicklung beschrĂ€nkt durch das Fehlen qualifizierter Arbeiter, eine schwache Infrastruktur und die groĂe Entfernung zu den internationalen MĂ€rkten.
Seit dem Beitritt zum SeerechtsĂŒbereinkommen der Vereinten Nationen 2003 besitzt Kiribati eine ausschlieĂliche Wirtschaftszone von 3,5 Millionen Quadratkilometern Seegebiet. Seit 1967 besteht auf Betio, einer Insel im Hauptatoll Tarawa, eine staatseigene Seemannsschule (Marine Training Centre Tarawa). Die etwa 100 Absolventen werden sehr hĂ€ufig auf deutschen Handelsschiffen beschĂ€ftigt. Die kiribatischen Seeleute auf deutschen Schiffen sind von groĂer Bedeutung fĂŒr die Volkswirtschaft Kiribatis; sie ĂŒberweisen jĂ€hrlich ĂŒber 5 Mio. USD nach Hause. Diese Zahlungen stellen â gemeinsam mit der Vergabe von Fischereilizenzen â die gröĂten Deviseneinnahmequellen des Landes dar. Deutsche Reedereien stellen Ausbildungspersonal an der Seemannsschule der Hauptstadt South Tarawa und unterhalten ein VermittlungsbĂŒro fĂŒr kiribatische Seeleute. Mehr als 5.000 von ihnen sind derzeit an deutsche Reedereien vermittelt.
Der Tourismus mit rund 3500 Besuchern jĂ€hrlich stellt mehr als ein FĂŒnftel des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Haupthandelspartner sind Australien, Japan, Neuseeland und die USA. Die auslĂ€ndische Finanzhilfe, gröĂtenteils aus dem Vereinigten Königreich und Japan, stellt eine entscheidende ErgĂ€nzung des BIP dar; es entsprach in den vergangenen Jahren etwa 25 % bis 50 % des BIP.
Der Kiribati-Dollar ist die WĂ€hrung von Kiribati. Die ersten MĂŒnzen wurden 1979 geprĂ€gt und ausgegeben. Der Kiribati-Dollar hat keine eigenen Banknoten, im Umlauf sind australische Banknoten, da der australische Dollar ebenfalls gĂŒltiges Zahlungsmittel in Kiribati ist. Auf den Inseln der Gilbertgruppe hat sich ein traditionelles bargeldloses, formalisiertes System der Nachbarschaftshilfe erhalten, das Bubutisystem.
Der Staatshaushalt umfasste 2005 Ausgaben von umgerechnet 59,71 Mio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 55,52 Mio. US-Dollar gegenĂŒber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 3,6 % des BIP.
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Ab dem 6. bis zum 15. Lebensjahr besteht eine neunjĂ€hrige Schulpflicht, wobei der Schulbesuch kostenlos ist. Die ĂŒberwiegende Zahl der Primarschulen sowie zehn der 13 weiterfĂŒhrenden Schulen werden von den Kirchen getragen.
Die University of the South Pacific unterhĂ€lt in Bairiki seit 1976 eine AuĂenstelle, die 2006 zum USP Kiribati Campus mit etwas ĂŒber 3000 eingeschriebenen Studenten erhoben wurde. Sitz ist seit 1978 der Ort Teaoraereke auf Bairiki.
Das âKiribati National Cultural Centre and Museumâ Te Umanibong ist ein Volkskundemuseum in Bikenibeu und zeigt rund 250 AusstellungsstĂŒcke zur materiellen Kultur der Gilbertesen.
Das Bairiki National Stadium ist das einzige Sportstadion des Staates und liegt auf der gleichnamigen Insel.
Der Gewichtheber David Katoatau nahm als FahnentrĂ€ger seines Landes an den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking (China) teil und erreichte den fĂŒnfzehnten Rang in der Kategorie bis 85 kg mit 313 kg. Der Leichtathlet Rabangaki Nawai trat als Sprinter ĂŒber die 100-Meter-Distanz an.
2014 gewann der Gewichtheber David Katoatau als erster Sportler des Landes eine Goldmedaille im Gewichtheben bei der bedeutenden, internationalen Veranstaltung Commonwealth Games.
Kiribatis StraĂennetz hat eine LĂ€nge von 670Â km.
Die HaupthÀfen sind Betio auf der Insel Betio sowie Bikenibeu auf der Insel Bonriki (beide sind Inseln des Tarawa-Atolls). Zwischen den Gilbertinseln verkehren diverse Schiffe.
Der internationale Flughafen Bonriki International Airport befindet sich im Norden der Insel Bonriki. Die Air Kiribati ist eine nationale Fluggesellschaft.