Der Freistaat Puerto Rico (spanisch Estado Libre Asociado de Puerto Rico [esËtÉðo ËliÎČÉŸe ÉsoËsjÉðo ðe ËpweÉŸto Ëriko], englisch Commonwealth of Puerto Rico, frĂŒher deutsch auch Portoriko), kurz Puerto Rico genannt, ist das gröĂte und einwohnerreichste AuĂengebiet der Vereinigten Staaten. Es umfasst auch die Spanischen Jungferninseln.
Puerto Rico bedeutet âreicher Hafenâ. Die Einwohner Puerto Ricos werden im Deutschen Puerto-Ricaner, im lateinamerikanischen Spanisch und auch auf der Insel selbst Boricua genannt. Der ursprĂŒngliche Name der Insel Puerto Rico lautet auf Arawakisch BorikĂ©n, die Puerto-Ricaner nennen ihre Insel in Anlehnung daran hĂ€ufig BorinquĂ©n. FĂŒr 95 % der Bevölkerung ist Spanisch die Muttersprache.
Der Inselstaat liegt in der Karibik und besteht aus der Insel Puerto Rico und den kleineren Nebeninseln Vieques, Culebra, Culebrita, Desecheo, Palomino, Mona, Caja de Muertos und Monito. Puerto Rico ist flĂ€chenmĂ€Ăig etwas kleiner als das österreichische Bundesland KĂ€rnten.
Puerto Rico ist die östlichste und kleinste der vier Hauptinseln der GroĂen Antillen. UngefĂ€hr 150 km im Westen liegt die Insel Hispaniola mit der Dominikanischen Republik und Haiti, östlich liegen die Jungferninseln; die Spanischen Jungferninseln bilden zwei Kommunen Puerto Ricos, und 800 km sĂŒdlich, jenseits der Karibik, befindet sich SĂŒdamerika.
Der umgebende Ozean ist sehr tief: Im Norden der Inseln gibt es das ca. 8.400 Meter tiefe Milwaukeetief im Puerto-Rico-Graben im Atlantik, im SĂŒden das 5649 m tiefe Venezolanische Becken der Karibik. Die gleichnamige Hauptinsel ist in weiten Teilen gebirgig (60 % der OberflĂ€che), und es gibt Gebiete mit RegenwĂ€ldern und WĂŒsten.
Der höchste Berg ist Cerro La Punta (1338 m), der lĂ€ngste Fluss der RĂo de la Plata (97 km).
Die Insel hat tropisches Klima mit Durchschnittstemperaturen von etwa 28 °C. Die NordkĂŒste und das Hochland sind regenreicher als der SĂŒden.
Im 20. Jahrhundert ist in Puerto Rico die Temperatur im Mittel um 2 °C angestiegen. SpĂŒrbar ist der Klimawandel durch einen starken Anstieg der HĂ€ufigkeit extremer Hitzewellen, mit Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt.
Aufgrund des warmen Meerwassers ist die Insel fĂŒr Hurrikane anfĂ€llig. Die Hurrikankatastrophe von 2017 kostete tausende Menschen das Leben, 2022 richtete der Hurrikan âFionaâ schwere SchĂ€den an.
Die Fauna Puerto Ricos ist â Ă€hnlich wie die Fauna anderer Inselarchipele â reich an endemischen Arten, aber gering in der Alpha-DiversitĂ€t. FledermĂ€use sind die einzigen noch lebenden einheimischen LandsĂ€ugetiere Puerto Ricos. Alle anderen LandsĂ€ugetiere wie Katzen, kleine Mungos, Ziegen und Schafe wurden von den Menschen eingefĂŒhrt. Im Meer leben zudem noch Delphine, RundschwanzseekĂŒhe und Wale. Von den 349 Vogelarten brĂŒten um die 120 auf dem Archipel, und 47,5 % sind IrrgĂ€ste oder seltene Arten. Das vielleicht bemerkenswerteste und berĂŒhmteste Tier Puerto Ricos ist der Höhlen-Pfeiffrosch (Eleutherodactylus coqui) oder CoquĂ, ein kleiner, endemischer Frosch, der eine der 85 Arten der puerto-ricanischen Herpetofauna bildet. In den SĂŒĂgewĂ€ssern gibt es keine einheimischen Fische, aber einige vom Menschen eingeschleppte Arten. Der gröĂte Teil der Fauna besteht aus Wirbellosen.
Die Ankunft der ersten Menschen vor 4000 Jahren und in noch gröĂerem MaĂe die der EuropĂ€er vor 500 Jahren hatten einen starken Einfluss auf die puerto-ricanische Fauna. Jagd, Habitatzerstörung und das EinfĂŒhren nicht heimischer fĂŒhrten zur Dezimierung oder sogar zum Aussterben heimischer Arten. Naturschutz- und Arterhaltungsbestrebungen, besonders die fĂŒr die endemische Puerto-Rico-Amazone, begannen in der zweiten HĂ€lfte des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 2002 gab es 21 gefĂ€hrdete Arten, darunter zwei SĂ€ugetiere, acht brĂŒtende Vögel, acht Reptilien sowie drei Amphibien.
Die dreieinhalb Millionen Einwohner Puerto Ricos sind auf 78 Gemeinden verteilt. Sie sind ĂŒberwiegend Nachfahren von Spaniern, die sich in der frĂŒhen Kolonialzeit mit den indigenen TaĂno und afrikanischen Sklaven vermischten. Genetische Untersuchungen ergaben 65 % europĂ€isches, 20 % schwarzafrikanisches und 12 % indianisches Erbgut. Laut dem US-Zensus von 2011 identifizierten sich 75,4 % der Bevölkerung als WeiĂe, 12,4 % als Schwarze, 8,5 % als Sonstige und 3,3 % als gemischt. Die Grenzen der ethnischen Eigenidentifikation sind auf Puerto Rico deutlich lockerer als z. B. auf dem US-Festland, da ein GroĂteil der Bevölkerung gemischter Abstammung ist. 99 % der Bevölkerung sprechen Spanisch.
Mehr als 70 % der Puerto-Ricaner sind römisch-katholischen Glaubens (praktiziert von etwa 55 %), 25 % sind protestantisch.
Von 2005 bis 2018 nahm die Einwohnerzahl der Insel ab. Von 2010 bis 2016 ist die Bevölkerung â wohl wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation â um 7 % geschrumpft. Vor allem junge Menschen haben die Insel verlassen und sich im Kernland der Vereinigten Staaten niedergelassen. Insgesamt sind 1.744.000 in Puerto Rico geborene US-Amerikaner in das Kernland der Vereinigten Staaten ĂŒbergesiedelt, womit Puerto Rico eine der höchsten Emigrationsraten der Welt hat. Immigranten in Puerto Rico selbst kommen oft aus Ă€rmeren karibischen Staaten und werden vom höheren Lebensstandard angelockt. Erst 2019 gab es wieder einen kleinen Anstieg der Bevölkerungszahl.
Die Geschichte Puerto Ricos begann mit der Besiedlung des Archipels durch die Ortoiroiden zwischen 3000 und 2000 v. Chr. Andere VolksstĂ€mme wie die Igneri und die Arawak besiedelten die Insel zwischen 120 und 1000 n. Chr. Zur Zeit von Christoph Kolumbusâ Ankunft in der Neuen Welt waren die zu den Arawak gehörenden TaĂno die dominante einheimische Kultur. Sie starb in der zweiten HĂ€lfte des 16. Jahrhunderts durch die Ausbeutung, den Krieg und die Krankheiten, die die Spanier eingeschleppt hatten, aus.
Dank seiner Lage im Nordosten der Karibik war Puerto Rico in den frĂŒhen Jahren der Entdeckungsreisen, Eroberungen und Kolonisation der Neuen Welt eine SchlĂŒsselstelle fĂŒr das spanische Imperium. Die kleinste Hauptinsel der GroĂen Antillen war ein bedeutender MilitĂ€rstĂŒtzpunkt bei vielen Kriegen zwischen Spanien und anderen europĂ€ischen MĂ€chten um die Herrschaft in der Region wĂ€hrend des 16., 17. und 18. Jahrhunderts. Die Insel war ein Zwischenstopp auf dem Weg von Europa nach Kuba, Mexiko, Mittelamerika und zu den nördlichen Territorien SĂŒdamerikas. WĂ€hrend des 19. Jahrhunderts und bis zum Ende des Spanisch-Amerikanischen Krieges waren Puerto Rico und Kuba die letzten beiden spanischen Kolonien in der Neuen Welt und dienten als letzte AuĂenposten bei den spanischen Strategien zur RĂŒckeroberung des amerikanischen Kontinents.
1898 besetzten die USA Puerto Rico im Zuge des Spanisch-Amerikanischen Krieges und annektierten die Insel. Die erste HĂ€lfte des 20. Jahrhunderts war geprĂ€gt von KĂ€mpfen um mehr demokratische Rechte von den Vereinigten Staaten. Der Foraker Act von 1900 etablierte eine zivile Regierung und freien Handel zwischen der Insel und den Vereinigten Staaten. Durch den Jones-Shafroth Act von 1917 wurde Puerto Rico ein organisiertes, aber nicht inkorporiertes Territorium der Vereinigten Staaten, und alle Puerto-Ricaner erhielten die StaatsbĂŒrgerschaft der USA.
Am 16. April 1929 wurde ein Gesetz verabschiedet, das allen Frauen, die lesen und schreiben konnten, das Wahlrecht verschaffte und 1932 in Kraft treten sollte. Damit war zwar ein eingeschrĂ€nktes Frauenwahlrecht erreicht, faktisch waren aber die meisten Puerto-Ricanerinnen von der Wahl ausgeschlossen. 1935 wurde ein Gesetz beschlossen, das das allgemeine Wahlrecht garantierte. Das allgemeine Wahlrecht fĂŒr MĂ€nner war bereits im Jones-Shafroth Act 1917 anerkannt worden.
Der Foraker Act und der Jones-Shafroth Act ebneten zwar den Weg zur Verfassung Puerto Ricos und den ersten demokratischen Wahlen im Jahr 1952, doch der politische Status Puerto Ricos bleibt auch mehr als 500 Jahre nach der ersten Besiedlung durch die EuropÀer umstritten.
Hauptstadt und zugleich gröĂte Stadt Puerto Ricos ist San Juan. Hier haben die lokale Administration und die Regierung Puerto Ricos ihren Sitz. Zur Selbstverwaltung gibt es Ă€hnlich den US-amerikanischen Bundesstaaten ein Parlament mit zwei Kammern: das ReprĂ€sentantenhaus mit 54 Mitgliedern und den Senat mit 28 Mitgliedern. Oberhaupt der Regierung ist der Gouverneur von Puerto Rico. Dieser wird alle vier Jahre direkt gewĂ€hlt. Daneben fungiert der Secretary of State als stellvertretender Gouverneur.
Puerto Rico unterhĂ€lt eine eigene Polizei und verfĂŒgt ĂŒber eigene StreitkrĂ€fte in Form von National- und Staatsgarde, deren Oberbefehl beim Gouverneur liegt.
Die Parteienlandschaft weicht von der auf dem US-amerikanischen Festland ab und orientiert sich an der Position in Bezug auf den Status von Puerto Rico. Die wichtigsten politischen Parteien sind:
Die Demokratische Partei und die Republikanische Partei sind in Puerto Rico ebenfalls mit eigenen VerbĂ€nden vertreten. Bei Wahlen, beispielsweise jener zum Kongressdelegierten, gehen die Kandidaten der groĂen puerto-ricanischen Parteien allerdings wechselnde Koalitionen mit den Bundesparteien ein. So ist der frĂŒhere Delegierte Pedro Pierluisi ebenso Mitglied der PNP wie sein VorgĂ€nger, der ehemalige Gouverneur Luis Fortuño, ist aber im Gegensatz zu diesem mit den Demokraten assoziiert. Fortuño gehörte im Kongress der republikanischen Fraktion an. Fortuños Nachfolger als Gouverneur wiederum, der im Januar 2013 in sein Amt eingefĂŒhrte Alejandro GarcĂa Padilla ist auf Bundesebene Demokrat, in Puerto Rico aber Mitglied der PPD.
Puerto Rico ist ein nicht inkorporiertes Gebiet der Vereinigten Staaten (USA). Dies bedeutet, dass es weder einen eigenen US-Bundesstaat darstellt noch einem anderen zugehörig ist. Daher haben Puerto-Ricaner nicht sĂ€mtliche in der Verfassung festgeschriebenen Rechte, sondern lediglich die Grundrechte. Als Teil der USA hat Puerto Rico keine eigene AuĂenpolitik. WĂ€hrung ist der US-Dollar. Seit 1917 besitzen alle Puerto-Ricaner als Konsequenz des Jones-Shafroth-Erlasses per se die US-StaatsbĂŒrgerschaft. Bei den US-PrĂ€sidentenwahlen sind die BĂŒrger ohne eigenes Stimmrecht, sofern sie nicht ihren Wohnsitz in einem der 50 Bundesstaaten haben. Die US-Parteien beteiligen Puerto Rico jedoch bei den parteiinternen Vorwahlen zur PrĂ€sidentschaftswahl. Im ReprĂ€sentantenhaus des Kongresses ist Puerto Rico mit einem Delegierten ohne Stimmrecht vertreten; derzeit ist dies Jenniffer GonzĂĄlez.
Welche Rechte Puerto-Ricaner ĂŒber die Grundrechte hinaus haben, war zum Teil Gegenstand von Verhandlungen des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten. Hingegen sind Puerto-Ricaner dazu verpflichtet, im Wesentlichen alle US-Bundessteuern zu zahlen. So trug Puerto Rico 2009 3,742 Milliarden US-Dollar zum US-Haushalt bei. Grundlegende Ausnahme bezĂŒglich der Steuerpflicht der Puerto-Ricaner hinsichtlich der US-Bundessteuern stellt die Einkommensteuer dar. HierfĂŒr sowie fĂŒr andere Bereiche kann die Lokalregierung eigene Steuergesetze erlassen. Die Einwohner Puerto Ricos zahlen ebenso in die sozialen Sicherungssysteme der Vereinigten Staaten ein und sind dementsprechend bei der Altersvorsorge bezugsberechtigt. Auch waren Puerto-Ricaner in Zeiten, in denen eine Wehrpflicht bestand, stets zum Dienst im US-MilitĂ€r verpflichtet. Auf Fort Allen ist das US-Ăberhorizontradar fĂŒr die Ăberwachung SĂŒdamerikas untergebracht. Viele wichtige US-Bundesbehörden wie etwa das FBI unterhalten Niederlassungen in Puerto Rico. 1992 hat der damalige US-PrĂ€sident George Bush ein Schreiben an die Leiter der Bundesbehörden gerichtet, in dem es um die Beziehung zu Puerto Rico ging. Hier wies der PrĂ€sident an, Puerto Rico so zu behandeln, als sei es ein Bundesstaat, sofern dies nicht zu Konflikten bei laufenden Programmen fĂŒhre.
Am 6. November 2012 wurde ein Referendum ĂŒber den Status Puerto Ricos durchgefĂŒhrt, in dem die Einwohner Puerto Ricos zunĂ€chst darĂŒber abstimmen konnten, ob sie ihren aktuellen Status beibehalten oder einen anderen Status haben möchten. ZusĂ€tzlich wurde in einem zweiten Schritt darĂŒber abgestimmt, ob Puerto Rico vollwertiger US-Bundesstaat, gĂ€nzlich unabhĂ€ngiger Staat oder frei assoziierter Staat (anders als beim gegenwĂ€rtigen Status wĂ€ren Puerto-Ricaner dann bspw. keine US-BĂŒrger mehr) werden solle. Die Einwohner stimmten mit 54,00 % der gĂŒltigen Stimmen gegen den Status quo, 61,14 % sprachen sich fĂŒr das Ziel eines vollwertigen US-Bundesstaats aus. Als Folge des Referendums richtete die puerto-ricanische Lokalregierung am 11. Dezember 2012 ein Gesuch an die zustĂ€ndigen US-Instanzen, Puerto Rico zum 51. Bundesstaat zu ernennen.
Am 11. Juni 2017 fand ein erneutes Referendum statt. Bei einer Wahlbeteiligung von 23 % stimmten 97,2 % der Teilnehmer fĂŒr die Umwandlung in einen US-Bundesstaat, 1,3 % fĂŒr die Beibehaltung des Status quo und 1,5 % fĂŒr eine UnabhĂ€ngigkeit von den USA. Die Opposition hatte zum Boykott der Abstimmung aufgerufen.
Am 3. November 2020 wurde erneut ein Referendum abgehalten, dabei stimmten 52Â % der abgegebenen Stimmen fĂŒr die Umwandlung in einen US-Bundesstaat.
Im Mai 2022 kamen Mitglieder des Kongresses zusammen, die konkurrierende GesetzentwĂŒrfe zur Lösung des territorialen Status von Puerto Rico und seiner Beziehung zu den USA unterstĂŒtzt hatten, um sich zu einigen. Die vorgeschlagene Gesetzgebung kombiniert Elemente des Vorschlags von Darren Soto und Jenniffer GonzĂĄlez mit dem Puerto Rico Self-Determination Act von Alexandria Ocasio-Cortez und Nydia VelĂĄzquez. Die zunĂ€chst fĂŒr den 5. November 2023 geplante Volksabstimmung zur KlĂ€rung des politischen Status von Puerto Rico wurde am 5. November 2024 gemeinsam mit den sonstigen allgemeinen Wahlen auf der Insel durchgefĂŒhrt. Dabei stimmten 57 % fĂŒr die Umwandlung in einen US-Bundesstaat, 31 % fĂŒr die UnabhĂ€ngigkeit und 12 % fĂŒr einen frei assoziierten Staat.
Einige Streitpunkte haben zu Unstimmigkeiten mit dem US-Mutterland gefĂŒhrt. So testete die US Navy auf Vieques, einer kleinen vorgelagerten Insel, seit dem Zweiten Weltkrieg Waffen. Immer wieder hatten BĂŒrger das GelĂ€nde besetzt. Sie kĂ€mpften, teilweise mit UnterstĂŒtzung der lokalen Politiker, fĂŒr ein Ende der Manöver. Munition, unter anderem Uranmunition, und ChemikalienrĂŒckstĂ€nde fĂŒhrten unter Kindern zu erhöhten Krebsraten und zu anderen GesundheitsbeeintrĂ€chtigungen unter der Bevölkerung. Im Jahr 2001 konnte nach jahrzehntelangem politischen Kampf eine Einigung mit der US-Regierung gefunden werden, sodass im Mai 2003 der Abzug der Navy-Truppen aus Vieques begann.
Im Gegensatz zu den US-Bundesstaaten hat Puerto Rico keine Countys als oberste Verwaltungseinheit. Puerto Rico ist stattdessen in 78 Gemeinden (municipios) eingeteilt. Jede Gemeinde wird von einem BĂŒrgermeister geleitet und ist in Barrios unterteilt, wobei letztere keine politische AutoritĂ€t besitzen. Die einwohnerreichste Gemeinde war im Jahre 2019 San Juan mit ca. 300.000 Einwohnern.
Puerto Rico ist nach dem Pro-Kopf Einkommen das reichste Gebiet in ganz Lateinamerika. Die Wirtschaftsleistung pro Kopf betrug 2016 kaufkraftbereinigt 37.700 US-Dollar und lag damit auf dem Level von Italien. Damit gehört Puerto Rico laut Weltbank zu den Staaten und Territorien mit einem hohen Einkommen. Mit der Finanzkrise in den Vereinigten Staaten hat sich die wirtschaftliche Lage auf der Insel jedoch rapide verschlechtert. Von 2006 bis 2016 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt in jedem Jahr, womit Puerto Rico eine der lĂ€ngsten Phasen einer rezessiven Wirtschaftsleistung in der jĂŒngeren Weltwirtschaftsgeschichte erlebt. Im Jahr 2015 konnte Puerto Rico das erste Mal seine Schulden nicht mehr bedienen.
Wichtige landwirtschaftliche Produkte sind Zuckerrohr, Bananen, Kaffee, Ananas, Ingwer und Tabak; auĂerdem ist der Fischfang von Bedeutung. Weitere wichtige Industriezweige sind die Nahrungsmittel-, Textil-, Pharmazie- und Zementindustrie sowie der Maschinenbau.
Das Stromnetz gilt als unzuverlĂ€ssig. Nachdem Hurrikan âMariaâ es 2017 schwer beschĂ€digte, scheiterten Versuche, seinen Zustand durch eine Privatisierung zu stabilisieren. Im April 2022 fiel der Strom fĂŒr ĂŒber eine Million Menschen aus. Als Hurrikan âFionaâ im September 2022 nahe an der Insel vorĂŒberzog, brach das Netz völlig zusammen. Schon beim Herannahen dieses Sturms gab es gröĂere StromausfĂ€lle, was zu Demonstrationen fĂŒhrte.
Auf Puerto Rico wird der weltweit bekannte Rum âBacardiâ produziert. Um die hohen Importzölle zu vermeiden, wurde auf der Insel eine ProduktionsstĂ€tte errichtet, durch die die Einfuhr des Rums in die Vereinigten Staaten erleichtert und verbilligt wurde. Zuvor musste der beliebte Rum stets von den Bermuda-Inseln (Territorium des Vereinigten Königreichs) importiert werden, wobei hohe Zölle zu entrichten waren.
Der Tourismus ist ein weiterer wichtiger Industriezweig Puerto Ricos; vor allem die US-Amerikaner schÀtzen die karibische Insel als Urlaubsland.
Puerto Rico ist auf hohe Subventionen durch die Vereinigten Staaten angewiesen. Auch aufgrund dieser Subventionen sind die Infrastruktur und das Gesundheitssystem Puerto Ricos im lateinamerikanischen Vergleich ausgezeichnet.
Die Arbeitslosenquote liegt 2017 bei 11,5Â %.
Die Insel ist auch eine wichtige Steueroase, wovon vor allem die US-Pharmaindustrie profitierte. Pfizer und andere Firmen produzieren hier einen groĂen Teil ihrer Waren fĂŒr die USA und den Weltmarkt. Die Gewinne konnten sie jahrelang steuerfrei in die USA transferieren. Hinzu kommt, dass es in Puerto Rico so gut wie keine Gewerkschaften gibt.
Wer seinen Lebensmittelpunkt nach Puerto Rico verlegt, zahlt bis 2035 keine Kapitalertragsteuer. 2013 verhandelten etwa 40 reiche Amerikaner ĂŒber den Umzug nach Puerto Rico, davon 35 Hedgefonds-Manager.
Puerto Rico hat mit 70 % eine um ein Vielfaches höhere Schuldenquote als jeder der 50 US-Bundesstaaten. Die Staatsverschuldung betrĂ€gt 2015 72 Mrd. US $. Ende Juni 2015 erklĂ€rte Gouverneur Padilla, dass Puerto Rico keine fĂ€lligen Kredite mehr bedienen könne. Eine am 1. August 2015 fĂ€llige Anleihe konnte die Insel nicht zurĂŒckzahlen. Puerto Rico ist somit so gut wie bankrott.
Nach AnkĂŒndigung durch Gouverneur Alejandro Garcia Padilla zahlte die staatliche Government Development Bank am 2. Mai 2016 eine 422 Mio. USD (370 Mio. Euro) groĂe fĂ€llige Rate von 70 Mrd. USD Gesamtschulden nicht zurĂŒck. Am 1. Juli 2016 wĂ€re die nĂ€chste Rate von 1,9 Mrd. USD fĂ€llig gewesen.
Am 3. Mai 2017 beantragte Puerto Rico gerichtlichen GlÀubigerschutz, bei einem Gesamtschuldenstand von 123 Mrd. USD aus ausstehenden Krediten und Pensionsverpflichtungen. Kurz zuvor hatte US-PrÀsident Trump noch per Twitter einen Schuldenschnitt abgelehnt.
Der Seehafen in San Juan zĂ€hlt zu den gröĂten Lateinamerikas.
Die zwei gröĂten Internationalen FlughĂ€fen sind der Flughafen San Juan und der Rafael HernĂĄndez Airport in Aguadilla. Im letzteren betreibt die Lufthansa Technik AG einen Ăberholungs- und Wartungsstandort.
Alle öffentlichen und privaten Elementar- und Sekundarschulen in Puerto Rico werden vom Erziehungsministerium ĂŒberwacht. Das Puerto Rico Education Council kontrolliert die akademischen Standards und entscheidet ĂŒber die Zulassung auslĂ€ndischer Bildungsanbieter. Schulpflicht besteht zwischen dem 5. und dem 18. Lebensjahr.
GröĂte Hochschule des Landes ist die öffentliche UniversitĂ€t von Puerto Rico mit mehr als 10 Standorten im ganzen Land. Insgesamt gibt es etwa 250.000 Studenten.
Bei Arecibo befand sich in einer Talmulde das drittgröĂte Radioteleskop der Welt, das Arecibo-Observatorium, welches aufgrund von BaumĂ€ngeln 2020 stillgelegt wurde und abgerissen werden sollte. Am 1. Dezember 2020 stĂŒrzte das Teleskop unkontrolliert ein.
Geforscht wird unter anderem auch im Bereich der Biotechnologie.
Die fĂŒhrende Sportart in Puerto Rico ist Baseball. Der Freistaat verfĂŒgt ĂŒber eine eigene Baseball-Liga mit fĂŒnf Vereinen, die Liga de BĂ©isbol Profesional de Puerto Rico. Das gröĂte Baseballstadion ist das Estadio Hiram Bithorn in San Juan-Santurce, welches Platz fĂŒr rund 18.000 Personen bietet.
Puerto Rico hat bislang zehn olympische Medaillen errungen. Jeweils eine Goldmedaille ging an MĂłnica Puig (Tennis-Einzel) in Rio de Janeiro 2016 und Jasmine Camacho-Quinn (100Â m HĂŒrden) in Tokio 2021, die Silber- und Bronzemedaillen wurden zumeist in der Sportart Boxen (siehe auch Liste der olympischen Medaillengewinner aus Puerto Rico) vergeben.
Special Olympics Puerto Rico nahm mehrmals an Special Olympics Weltspielen teil.
Weitere populÀre Sportarten sind Basketball in der Baloncesto Superior Nacional und Volleyball.
Im Jahr 2004 gelang es der puerto-ricanischen Basketballnationalmannschaft um NBA-Star Carlos Arroyo bei den Olympischen Spielen in Athen sensationell das Team der Vereinigten Staaten in der Vorrunde zu bezwingen (92:73). Letztlich scheiterte sie jedoch im Viertelfinale an der Mannschaft von Italien, dem spÀteren Silbermedaillengewinner.
Eine weitere Sportart ist das Wellenreiten. 2010 fand die Ripcurl Pro Search statt, ein Profi-Tourenstopp der World Championship Tour (WCT), an der die besten Profis der Welt teilnehmen. Hier entschied sich Kelly Slaters 10. Weltmeisterschaftstitel im Viertelfinale gegen den Brasilianer Adriano da Souza.
Es gibt in Puerto Rico kein öffentlich-rechtliches Rundfunksystem, dafĂŒr eine Reihe kommerzieller Radio- und Fernsehsender. Eine Reihe von Zeitungen erscheinen in Englisch oder Spanisch.
Als Musiker puerto-ricanischer Herkunft haben sich weltweit einen Namen gemacht:
Seit einigen Jahren machen aus Puerto Rico stammende Musiker eines neuen Musikstils namens Reggaetón nach anfÀnglichen Erfolgen im lateinamerikanischen Raum zunehmend auch weltweit auf sich aufmerksam. Bekannte Interpreten sind Daddy Yankee, Pedro Pietri, Tego Calderón, Don Omar, Ivy Queen, Julio Voltio, Wisin y Yandel, Héctor y Tito und Arcångel.
Das Musikvideo des Songs Despacito der beiden puerto-ricanischen SĂ€nger Luis Fonsi und Daddy Yankee wurde 2017 das erste Video auf YouTube mit mehr als 3 Milliarden Klicks.
Obgleich Puerto Rico politisch zu den Vereinigten Staaten gehört, hat es das Recht (ebenso wie es z. B. bei den Olympischen Spielen oder bei den FuĂballweltmeisterschaften seine eigene Mannschaft stellen darf), seine eigene Miss Universe zu nominieren. So hat Puerto Rico zusĂ€tzlich zu den sieben Miss Universe des Mutterlandes fĂŒnf eigene Siegerinnen des Wettbewerbs hervorgebracht. Als Marisol Malaret 1970 den Titel der âMiss Universeâ das erste Mal errang, löste dies ein mehrtĂ€giges Volksfest auf den StraĂen der gesamten Insel aus. Es folgten: Deborah Carthy-Deu (1985), Dayanara Torres (1993), Denise Quiñones (2001) und Zuleyka Rivera (2006).