Sucre [Ësukre], die konstitutionelle Hauptstadt von Bolivien und Sitz des obersten Gerichtshofs, liegt im zentralen SĂŒdteil des Landes und ist Hauptstadt des Departamento Chuquisaca.
Die Stadt ist seit 1839 nach dem revolutionĂ€ren FĂŒhrer Antonio JosĂ© de Sucre benannt und fĂŒr ihre Schokoladen-SpezialitĂ€ten bekannt.
Sucre wurde 1538 von Pedro Anzurez Marques de Campo Redondo als Ciudad de la Plata de la Nueva Toledo gegrĂŒndet und war kurz als La Plata sowie Charcas und auf Quechua als Chuquisaca bekannt. Das heutige Bolivien wurde im 18. Jahrhundert fĂŒr seinen Reichtum an Silber La Plata genannt (âplataâ bedeutet âSilberâ bzw. âReichtumâ allgemein). Auch der RĂo de la Plata und Argentinien (lat. argentum = Silber), beide Zugang zu den silberreichen Gebieten, wurden nach diesem benannt.
La Plata profitierte wirtschaftlich von seiner NÀhe zu Potosà und fungierte als kulturelles, administratives und religiöses Zentrum.
Im Jahr 1559 wurde auf Befehl König Philipp II. in La Plata die Real Audiencia von Charcas mit Kompetenzen in Sachen Gerichts- und Finanzwesen sowie der allgemeinen Verwaltung eingerichtet. Zu Anfang unterstanden dieser Audiencia Gebiete von Cusco bis Buenos Aires, in denen aber nach und nach eigene Audiencias eingerichtet wurden. Nach einer Verwaltungsreform wurden ab 1782 von La Plata aus die vier Intendencias La Plata, PotosĂ, Cochabamba und La Paz, zwischen 1784 und 1796 auch die Intendencia Puno verwaltet.
La Plata wurde 1552 Sitz eines Bischofs, der fĂŒr ehemals vom Bistum Cuzco betreute Gebiete als Bistum La Plata o Charcas zustĂ€ndig wurde. 1559 wurde mit dem Bau der Kathedrale begonnen. Bis zur Erhebung zum Erzbistum La Plata o Charcas im Jahr 1609 gehörte das neu formierte Bistum zum Einflussbereich des Erzbistums Lima. Mit der Zeit siedelten sich verschiedene kirchliche Orden, beispielsweise Jesuiten und Franziskaner, an und errichteten Klöster. 1924 erhielt das Erzbistum den Namen Erzbistum Sucre.
Im Jahre 1622 unterzeichnete König Philipp III. einen Befehl zur GrĂŒndung einer königlichen UniversitĂ€t. Durch eine Bulle Papst Gregors XV. aus dem Jahr 1623 zusĂ€tzlich legitimiert, konnte sich die GrĂŒndung âköniglich und pĂ€pstlichâ nennen. Vor Ort trat 1624 der lokale Vorsteher der Jesuiten Juan FrĂas de HarrĂĄn als GrĂŒnder in Erscheinung, und auch das ursprĂŒngliche Personal rekrutierte sich aus den Reihen der Padres. Fast zwangslĂ€ufig wurde mit dem Asienmissionar San Francisco Xavier dann auch ein Jesuit Namensgeber der Universidad Mayor Real Y Pontificia de San Francisco Xavier de Chuquisaca. Das Lehrangebot umfasste zunĂ€chst Theologie, Philosophie, Latein sowie die Sprache der Indios, Aymara.
Nach der UnabhÀngigkeit von Spanien im Jahr 1825 wurde die Stadt zu Ehren von Mariscal António José de Sucre in Sucre umbenannt und Hauptstadt des neuen Staates Bolivien.
Wegen des wirtschaftlichen Niedergangs PotosĂs sowie der schlechten Verbindungen mit dem Rest des Landes wurde Sucre im Jahr 1899 als Regierungssitz zugunsten von La Paz aufgegeben. Es blieb aber die konstitutionelle Hauptstadt des Landes und beherbergt den Obersten Gerichtshof (Corte Suprema de Justicia).
Sucre liegt auf rund 2800 m, hat ein sehr angenehmes, gemĂ€Ăigtes Klima und gilt mit seinen reichen, gepflegten PlĂ€tzen und Parkanlagen als eine der schönsten StĂ€dte SĂŒdamerikas.
Die Altstadt von Sucre mit ihren weiĂen GebĂ€uden gilt als eines der am besten erhaltenen Beispiele einer Kolonialstadt in SĂŒdamerika und ist im typischen Schachbrettmuster angelegt. Im Jahr 1991 wurde die Altstadt als Ensemble von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Die UNESCO begrĂŒndete dies mit der Vielzahl gut erhaltener HĂ€user aus dem 18. Jahrhundert sowie damit, dass auch spĂ€tere Bauwerke mit Innenhöfen und unter Beibehaltung des Stils spanischer Kolonialarchitektur errichtet wurden. Ebenso unter Schutz stehen frĂŒhe Bauwerke wie beispielsweise die durch die ersten Siedler errichteten Kirchen von San Lazaro (1544) und San Francisco (1581). Zur Anerkennung trug ebenfalls bei, dass die bolivianischen Behörden zum Schutz des Gesamtbilds bereits im Jahr 1988 ein weitgehendes Bauverbot fĂŒr die angrenzenden HĂŒgel erlassen und ein Programm zu deren Aufforstung gestartet hatten.
Die Casa de la Libertad stellt den historischen GebÀudekomplex dar, in dem 1825 Boliviens UnabhÀngigkeitserklÀrung unterzeichnet wurde. Der Hauptsalon ist nach wie vor im Stil jener Zeit erhalten, in dem er die damaligen RevolutionÀre beherbergte. In dem Museum werden die ersten Nationalflaggen, sowie all jene Dokumente aufbewahrt, die die historischen Ereignisse rund um die Erlangung der UnabhÀngigkeit dokumentieren.
Das Kloster la Recoleta wurde im Jahr 1601 von Franziskanern gegrĂŒndet und ist umgeben von viereckigen, mit steinsĂ€ulenbewehrten GĂ€ngen umrundeten Innenhöfen, in denen liebliche GĂ€rten mit Rosen und blĂŒhenden Geranien angelegt sind. Die auf die restaurierte Kapelle hin ausgerichteten Wege fĂŒhren zu einem schönen ChorgestĂŒhl.
Die Webkunst der ansÀssigen Indigenen der Umgebung (Tarabuco) ist im Textilmuseum dokumentiert. Im nahegelegenen Kalkabbaugebiet (nur mit dem Taxi zu erreichen) kann man die auf mehrere Quadratkilometer verteilten und am besten erhaltenen Dinosaurierspuren der Welt besichtigen.
Im Museo de los Niños Tanga Tanga gibt es interaktive Ausstellungen zu den Themen Bolivianische Kultur, Gesundheit, Umwelt, Wissenschaft und erneuerbare Energien.
Die Jungfrau Maria, die in Sucre verehrt wird, besitzt einen speziellen Stellenwert in Bolivien. Frauen, die keine Kinder mehr wollen, bringen der Jungfrau eine Puppe und bitten sie, keine Kinder mehr zu bekommen. Andere Frauen, die gerne Kinder wollen, gehen zu ihr, und nehmen eine Puppe mit und bitten sie, ihr den Kindersegen zu schenken.
Obwohl die Stadt per Luftlinie gut zwischen allen gröĂeren StĂ€dten des Landes liegt, ist sie verkehrsmĂ€Ăig relativ abgelegen, da das StraĂennetz in dem schwierigen, bergigen GelĂ€nde nur schlecht ausgebaut ist.
Der neugebaute Flughafen âAlcantarĂâ liegt 25 km sĂŒdöstlich der Stadt. Von hier gibt es Flugverbindungen in die anderen gröĂeren StĂ€dte wie La Paz, Cochabamba und Santa Cruz. Der innenstadtnahe alte Flughafen âJuana Azurduy de Padillaâ wird nicht mehr bedient.
Es gibt Busverbindungen in alle StĂ€dte des Landes, nach La Paz, Cochabamba, PotosĂ, Uyuni, Tarija und Santa Cruz.
Es gibt eine nicht mehr genutzte Bahntrasse von PotosĂ ĂŒber Sucre bis nach Tarabuco. WĂ€hrend der Teil der Trasse von Sucre nach Osten schon lĂ€nger nicht mehr in Betrieb war, wurde die Trasse von Sucre nach PotosĂ noch bis in die 2010er Jahre von einem Ferrobus bedient. Er war wesentlich langsamer als der Bus auf der StraĂe, bot aber stattdessen eine sich malerisch durch die Berge windende Strecke und erschloss einige Dörfer, die ĂŒber die StraĂe schwer zu erreichen sind.
Die Universidad San Francisco Xavier de Chuquisaca (USFX) wurde 1624 gegrĂŒndet und ist somit 24 Jahre Ă€lter als die bekannte Harvard University. Das Studienangebot umfasst neben Natur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften auch Technik, Jura, Sprachen und Medizin.
Die Universidad Andina SimĂłn BolĂvar (UASB) wurde 1985 durch die Andengemeinschaft gegrĂŒndet, um die Integration der AndenlĂ€nder im Bereich der universitĂ€ren Bildung voranzutreiben. Neben dem Hauptsitz in Sucre bestehen Nationalsitze in Quito (Ecuador) sowie Caracas (Venezuela).
Die Einwohnerzahl der Stadt hat sich in den vergangenen 65 Jahren auf ein Mehrfaches erhöht:
Sucre liegt östlich des bolivianischen Altiplano am Westrand der Cordillera Central. Das Klima ist ein gemĂ€Ăigtes Höhenklima und ein typisches Tageszeitenklima, bei dem die mittlere Temperaturschwankung im Tagesverlauf stĂ€rker ausfĂ€llt als im Jahresverlauf.
Die Jahresdurchschnittstemperatur in der Region liegt bei etwa 16 °C (siehe Klimadiagramm Sucre), die Monatsdurchschnittswerte schwanken zwischen 14 °C im Juni/Juli und 17 °C im Oktober/November. Der Jahresniederschlag betrĂ€gt etwa 700 mm und weist fĂŒnf aride Monate von Mai bis September mit Monatswerten unter 25 mm auf, und eine deutliche Feuchtezeit von Dezember bis Februar mit MonatsniederschlĂ€gen zwischen 125 und 150 mm.