Triesen (Dialekt: Tresa) ist eine Gemeinde im Oberland des FĂŒrstentums Liechtenstein. Sie liegt im SĂŒdwesten des Landes und ist mit rund 5000 Bewohnern einwohnermĂ€ssig die drittgrösste Gemeinde des FĂŒrstentums.
Das Dorf Triesen liegt am Fuss des RĂ€tikons auf dem Schuttkegel eines grossen nacheiszeitlichen Bergsturzes und der angrenzenden Rheinebene. Höchster Punkt der Gemeinde Triesen und auch Liechtensteins ist der Grauspitz mit 2599 mÂ ĂŒ. M. Triesen grenzt im Norden an Vaduz, im Nordosten an Triesenberg, im SĂŒden an Balzers und im Westen an Wartau im Schweizer Kanton St. Gallen. Im Berggebiet stösst es an die Vaduzer Alp Pradamee, an Steg und das Alpelti (Triesenberg), an die Balzner Alp Gapfahl und die Schaaner Alp Gritsch sowie an die BĂŒndner Gemeinden Maienfeld und FlĂ€sch.
Zum Gemeindegebiet gehören rheintalseitig die Alpen Lawena und Wang sowie im Saminatal die Alp ValĂŒna. Die drei Alpen gehörten bereits im 17. Jahrhundert der Gemeinde Triesen und gingen 2004 an die BĂŒrgergenossenschaft Triesen ĂŒber.
Lawena gehörte bereits bei der ersten ErwĂ€hnung um 1509/17 der Dorfgemeinde Triesen. 1595 wurde die Alp Lawena den Genossen im Triesner Oberdorf und die Alp ValĂŒna dem Triesner Unterdorf zur Nutzung zugeteilt. Nachdem in der zweiten HĂ€lfte des 17. Jahrhunderts Unwetter und ein Felssturz einen Teil der Weiden in der Lawena zerstört hatten, kam es 1718 zur Aufhebung der Alpteilung. 1882 bis 1900 erfolgte die Erschliessung der Lawena mit einer Fahrstrasse. Ende der 1950er-Jahre stellte man den Sennereibetrieb ein. In den Jahren 1967 und 1968 wurde auf dem SĂ€ss eine lawinensichere Alp- und TouristenhĂŒtte mit Stall errichtet.
1915 trat die Gemeinde Triesen die Quellenrechte des oberen Lawenatals an das Land Liechtenstein ab, das bis 1927 das Kraftwerk Lawena baute. Das kesselartige Lawenatal ist das einzige Liechtensteiner Hochtal, das ins Rheintal mĂŒndet. Das abgelegene, geologisch interessante Tal ist ein Refugium fĂŒr die Alpenflora und Alpenfauna. Das Hochjagdrevier Lawena umfasst auch die Alp Wang und hat eine Grösse von 1307 ha. Ein 1938 unterhalb der AlphĂŒtte gebautes Jagdhaus wurde 1963 von der Gemeinde Triesen ĂŒbernommen.
Die Alp Wang am rheintalseitigen RĂ€tikon-Westhang ist der höchstgelegene Teil der ehemaligen, 1617/19 erwĂ€hnten Triesner Ochsenalp. Durch den Verkauf des Alpelti an Triesenberg wurden 1403 die Triesner Alpen Wang und ValĂŒna rĂ€umlich voneinander getrennt. Nebst Ochsen wurden auf dem Wang auch Galtvieh, Schafe und KĂŒhe gesömmert. Oft wurde die Alp an AuswĂ€rtige verpachtet. Auf- und Abtrieb erfolgten bis 1895 ĂŒber SĂŒcka und das Alpelti. Erst der Bau der Lawenastrasse und 1892 des Viehtriebwegs nach Wang ermöglichten den rheintalseitigen Zugang; eine Fahrstrasse besteht jedoch nicht.
Die Alp ValĂŒna im sĂŒdlichen Saminatal hat mit ValĂŒnasĂ€ss, Waldboda und ObersĂ€ss drei Alpstufen. Erstmals erwĂ€hnt wurde die Kuhalp 1378, als Graf Heinrich V. von Werdenberg-Sargans-Vaduz ValĂŒna an die Dorfgemeinde Triesen verkaufte. Landvogt Josef Schuppler bezeichnete die ValĂŒna 1815 als beste liechtensteinische Alp. Nachdem 1945 eine Lawine im ValĂŒnasĂ€ss StĂ€lle und die beiden SennhĂŒtten weggerissen hatte, entstand die heutige SennhĂŒtte mit Stall. Bis zu einem Lawinenniedergang im Jahr 1999 bestanden auch im ObersĂ€ss SennhĂŒtte und Stall.
Das 1289 ha grosse Hochjagdrevier ValĂŒna umfasst auch Gritsch, Gapfahl, Alpelti und ChleistĂ€g.
Die Siedlungen von Triesen (Liechtenstein) sind, wie die LandesarchĂ€ologen bei Ausgrabungen festgestellt haben, bei Naturkatastrophen vernichtet worden. Das detaillierte Bild des Ortes Triesen zeigt, dass alle Siedlungsphasen durch Naturgewalten beendet wurden. Dies ist nicht verwunderlich, da die Durchschnittstemperaturen einige Grad höher als heute waren und immer wieder zu Starkregenereignissen fĂŒhrten. Im Jahre 2005 wurden die ersten Siedlungsspuren auf dem Gemeindegebiet entdeckt. Dabei grub man die Reste einer mĂ€chtigen Terrassierungs- oder Umfassungsmauer sowie Spuren eines GebĂ€udes mit Feuerstelle aus. Die Stelle konnte mittels der C14-Analyse in die mittlere Bronzezeit um 1600â1400 v. Chr. datiert werden. In der Folge wurden weitere bronzezeitliche GebĂ€ude und Siedlungsreste gefunden. Darunter befand sich ein etwa 20 Quadratmeter grosses Haus, in dem Teile des Stampflehmbodens und der Herdstelle dokumentiert werden konnten. Die weiteren Spuren zeigten ein Siedlungsbild, das sich vom 13. bis in das 5. Jahrhundert v. Chr. erstreckte. 2011 kam als Ă€ltester Befund eine etwa 28 Quadratmeter grosse FlĂ€che mit einer kleinteiligen, sehr sorgfĂ€ltig verlegten Steinpflasterung zum Vorschein, die vermutlich in die spĂ€te Bronzezeit (1200â900 v. Chr.) zu datieren ist. Reste einer Feuerstelle sowie ein verkohlter Holzbalken lassen auf ein GebĂ€ude an dem Platz schliessen. Im Laufe der Bronzezeit wurde das GelĂ€nde terrassiert und gegen den nahen Eichholzbach gesichert. Hier fanden sich Spuren eisenzeitlicher Siedler â vermutlich aus dem 7.â5. Jahrhundert v. Chr. In dieselbe Periode gehören sieben Gruben unklarer Funktion sowie eine kleine Feuerstelle. Die Ecke einer Trockenmauer weist auf ein GebĂ€ude hin.
Es wurde nachgewiesen, dass die Siedlungen der Bronze- und der Eisenzeit mehrmals von Hochwassern und Erdrutschen zerstört wurden. Die Bewohner versuchten der Gefahr durch Terrassierungen und Schutzmauern zu begegnen. Erfolg war ihnen nicht beschieden, denn mÀchtige Geröll- oder Sandschichten markieren das Ende der jeweiligen Siedlung.
Triesen wurde auf einem alten Bergsturzkegel an einem Bach angelegt. Das Dorf liegt am Verkehrsweg im Alpenrheintal zwischen Bodenseeregion und BĂŒndner PĂ€ssen. Im Bereich des Triesner Oberdorfes verlief einst eine Römerstrasse. Strassennamen in der Hanglage erinnern noch heute daran. Weitere Funde weisen auf römische Gutshöfe hin.
Auf die ursprĂŒnglich rĂ€toromanische Bevölkerung verweisen viele Flurnamen. Im 7./8. Jahrhundert wanderten Alemannen ein. Die Herkunft des Namens Triesen (in den Ă€ltesten Formen Trisun, Trisuna o. Ă€.; im Dialekt Tresa; die neuhochdeutsche Form mit -ie- setzte sich erst im 19. Jahrhundert durch) ist unklar. Die erste sichere urkundliche ErwĂ€hnung von Triesen stammt aus dem Jahr 1208. Neben anderen Niederadelsgeschlechtern (u. a. von Schiel, von Richenstein) sind Herren von Trisun belegt, deren Sitz sich an jener Stelle befand, wo heute die St.-Mamerta-Kapelle steht. Ein Ulrich von Trisun war Domherr zu Chur. Unter König Rudolf von Habsburg wurde das EdelfrĂ€ulein Guta von Trisun zur Ăbtissin des adeligen Damenstiftes zu Lindau erwĂ€hlt.
Das Dorf war landwirtschaftlich geprĂ€gt; Weiden und Felder wurden in Hanglagen angelegt. Daneben nutzte man Alpen und Heuberge. Die Rheinebene wird erst seit den Trockenlegungen im 19. und 20. Jahrhundert intensiv bewirtschaftet. Bis ins 19. Jahrhundert war auch der Weinbau bedeutend. Im 14. Jahrhundert wird eine Dorfgemeinschaft urkundlich fassbar, die Allmende, Wald und Alpen gemeinsam bewirtschaftete. Wichtige Aufgabe der Gemeinde und hĂ€ufige Ursache von Konflikten mit den Nachbargemeinden Wartau und Sevelen waren die Wuhrbauten am Rhein. Daneben waren auch RĂŒfen (Muren) und der Föhn eine Bedrohung. In FöhnstĂŒrmen kam es immer wieder zu DorfbrĂ€nden. 1913 brannten bei der grössten liechtensteinischen Brandkatastrophe des 20. Jahrhunderts zahlreiche HĂ€user im Gemeindegebiet ab.
Wie verschiedene Rechtsakte seit dem 14. Jahrhundert belegen, siedelten seit dem SpÀtmittelalter Walser am Triesenberg, die eine eigene Dorfgemeinschaft bildeten, aber eng mit Triesen verbunden blieben (Bildung einer eigenen Pfarrei erst 1768).
Am 12. Februar 1499 wurde das Gefecht bei Triesen zwischen habsburgischen und eidgenössischen Landsknechten im Rahmen des Schwabenkriegs ausgetragen.
Triesen war 1598 bis 1680 von Hexenprozessen betroffen, denen mehrere Menschen zum Opfer fielen. Eine der letzten Verurteilten war Katharina Gassnerin. Der Triesner Pfarrer Valentin von Kriss trug zum Ende der Hexenverfolgung bei. In der Folgezeit bildete sich eine Sage von den Vedanas.
1809 wurde nach der Abschaffung der Gerichtsgemeinde Vaduz die moderne politische Gemeinde errichtet. Dank der vorhandenen Wasserkraft wurde Triesen neben Vaduz zu einem frĂŒhen Industriezentrum Liechtensteins. Die 1863 erbaute Baumwollweberei war ĂŒber Jahrzehnte ein wichtiger Arbeitgeber, bis der Betrieb 1982 eingestellt wurde (das GebĂ€ude steht seit 1996 unter Denkmalschutz). FĂŒr die Weberei wurden auch auslĂ€ndische Arbeitnehmende rekrutiert, was u. a. dazu fĂŒhrte, dass bereits Ende des 19. Jahrhunderts evangelische Personen in Triesen wohnten, die einen eigenen Betsaal einrichteten.
WÀhrend die Bevölkerung bis ins 20. Jahrhundert nur wenig zugenommen hatte, setzte Mitte des 20. Jahrhunderts ein starkes Wachstum ein. Neben der Errichtung weiterer Industriebetriebe gewann der Dienstleistungssektor an Bedeutung (2005: 65 % der BeschÀftigten).
Triesen war â zusammen mit Triesenberg und Balzers â eine der letzten drei Gemeinden Liechtensteins, die am 20. April 1986 das Frauenstimmrecht auf Gemeindeebene zuliessen. Seit 2019 hat erstmals eine Frau das Amt der Gemeindevorsteherin inne.
Das Wappen der Gemeinde Triesen besteht aus einem Schild mit drei ĂŒbereinanderliegenden silbernen SensenblĂ€ttern auf blauem Grund. Es ist nach dem Wappen der Edlen von Trisun gestaltet â des Ă€ltesten ortsansĂ€ssigen Adelsgeschlechtes in Triesen (erstmals urkundlich erwĂ€hnt 1273; Ritter Ulrich «De Trisuns»).
Die Flagge der Gemeinde Triesen ist in der Ausgestaltung quergeteilt: das obere Feld blau, das untere Feld silbern. Das Logo der Gemeinde Triesen besteht aus zwei ĂŒbereinander liegenden Quadraten: Das Obere enthĂ€lt das Wappen der Gemeinde Triesen, das Untere ist silbern gefĂ€rbt.
Der Gemeinderat zÀhlt inklusive Gemeindevorsteherin elf Sitze. Nach der Gemeindewahl am 5. MÀrz 2023 ergab sich folgende Sitzverteilung:
Gemeindevorsteherin ist Daniela Erne (VU). Bei der Gemeindewahl (zweiter Wahlgang) am 2. April 2023 erhielt sie 51,0Â % der gĂŒltigen Stimmen. Vizevorsteher ist seit der Wahl 2023 Kurt Salzgeber (FBP).
FrĂŒhere Gemeindevorsteher waren im 20. Jahrhundert:
In Triesen gab es Ende 2014 mehr als 3600 ArbeitsplÀtze, wovon rund 1500 von GrenzgÀngern besetzt waren. Die Swarovski AG stellt mit rund 670 Mitarbeitern den grössten Arbeitgeber der Gemeinde dar. Daneben liegt auch der Hauptsitz der Hoval AG teilweise auf Triesner Gemeindegebiet.
Zur Alpwirtschaft siehe oben: Triesenberger Alpen