Vaduz (ausgesprochen [faËdÊtÍĄs], im Ortsdialekt [faËdotÍĄs]) ist der Hauptort des FĂŒrstentums Liechtenstein. Die Gemeinde im Oberland ist die Residenz des FĂŒrsten sowie der Sitz der Staatsregierung, des Landtags und aller Gerichte. Ăberdies ist es der Sitz des römisch-katholischen Erzbistums gleichen Namens.
Besonders bekannt ist Vaduz in seiner Eigenschaft als internationaler Finanzplatz. Die Gemeinde hat sechs Exklaven und ist somit eine siebengeteilte Verwaltungseinheit.
Die Gemeinde hat eine FlĂ€che von 17,284 kmÂČ, umfasst das Dorf Vaduz und dessen unmittelbare Umgebung sowie sechs Exklaven. Das Gebiet mit dem Dorf Vaduz grenzt im Norden an Schaan, im Osten an Triesenberg, im SĂŒden an Triesen und im Westen an die auf der anderen Seite des Rheins gelegenen Schweizer Gemeinden Sevelen und Buchs SG. Höchstgelegener Punkt des Gemeindegebiets ist mit 2150 mÂ ĂŒ. M. das Silberhorn.
Vier Exklaven liegen im Rheintal. Es handelt sich um das landwirtschaftlich genutzte Vaduzer Riet zwischen dem Schaaner Industriegebiet und Eschen/Nendeln, die WĂ€lder Forst am Fuss des Dreischwesternmassivs sowie RĂŒttistein und Dachsegg oberhalb von Planken. Die Waldparzellen befinden sich im Eigentum der BĂŒrgergenossenschaft Vaduz, deren Mitglieder Anspruch auf das jĂ€hrliche Losholz haben. Auf der rund 900 mÂ ĂŒ. M. gelegenen Dachsegg wurden Spuren einer prĂ€historischen Besiedlung gefunden.
Zwei Exklaven befinden sich im Berggebiet: einerseits die Genossenschaftsalpen Pradamee und Hahnenspiel und andererseits die Alp Hintervalorsch. Die Alpen Pradamee und Hahnenspiel im Hochtal Malbun wurden frĂŒher als Vaduzer Malbun bezeichnet.
Die Alp Hintervalorsch wurde 1643 wegen eines Streits zwischen Vaduz und Schaan von Vorder- und Mittlervalorsch abgetrennt und gehört seither zu Vaduz.
1781 wurde die Alpnutzung zwischen dem Vaduzer Ober- und Unterdorf aufgeteilt und getrennte AlpgebĂ€ude auf der Under Pradamee (1500 mÂ ĂŒ. M.) und der Ober Pradamee (1700 mÂ ĂŒ. M.) errichtet. Seit 1930 bezieht die Gemeinde Vaduz jĂ€hrlich etwa eine Million Kubikmeter Trinkwasser von Pradamee. Um die Mitte des 20. Jahrhunderts endete der getrennte Sennereibetrieb. Ein Teil der Milch wird seither auf der Ober Pradamee verkĂ€st.
1962 wurde auf dem Gebiet der Alp Pradamee der erste Skilift im Malbun gebaut, der 2006 zusammen mit anderen alten Liften durch neue Sesselbahnen ersetzt wurde.
Die Alp Hahnenspiel wird als Galtalp genutzt. Eine auf ca. 2000 mÂ ĂŒ. M. gelegene kleine Höhle diente wĂ€hrend der frĂŒhen Bronzezeit als BegrĂ€bnisstĂ€tte fĂŒr einen Toten.
Die 1952 von der Gemeinde Vaduz gekaufte Alp Gaflei befindet sich auf Triesenberger Gemeindegebiet. Obwohl seit 2006 die AlpgebÀude abgebrochen sind, werden die Alpweiden weiterhin genutzt.
FĂŒr die Normalperiode 1991â2020 betrĂ€gt die Jahresmitteltemperatur 10,6 °C, wobei im Januar mit 1,4 °C die kĂ€ltesten und im Juli mit 19,4 °C die wĂ€rmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden. Im Mittel sind hier rund 75 Frosttage und 15 Eistage zu erwarten. Sommertage gibt es im Jahresmittel rund 54, wĂ€hrend im Schnitt 10 Hitzetage zu verzeichnen sind. Die Messstation von MeteoSchweiz liegt auf einer Höhe von 457 mÂ ĂŒ. M.
Vaduz wurde 1175/1200 als de Faduzes erstmals erwĂ€hnt, zwei Nennungen von 1021 sind spĂ€tere FĂ€lschungen. Der Name ist, wie viele andere im Rheintal, romanischen Ursprungs und geht auf altrĂ€toromanisch auadutg «Wassergraben; Kanal fĂŒr MĂŒhlen und SĂ€gereien; MĂŒhlgerinne» zurĂŒck, das seinerseits von lateinisch aquaeductus stammt.
Am 3. Mai 1342 wurde das damalige Herrschaftsgebiet der Grafen von Bregenz geteilt, so dass die Grafschaft Vaduz entstand. 1392 erlangte diese unter den Grafen Heinrich V. (I.) und Hartmann IV. (II.) von Werdenberg-Sargans-Vaduz durch ein Privileg König Wenzels die Reichsunmittelbarkeit. In den nachfolgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten wurde die Grafschaft immer wieder Schauplatz von Kriegen und PlĂŒnderungen, z. B. im Alten ZĂŒrichkrieg (1444â1446) oder im Schwabenkrieg (1499â1500).
Im Laufe der Zeit verschuldeten sich die Herrscher von Hohenems zunehmend, so dass sie schliesslich gezwungen waren, die Grafschaft Vaduz und die benachbarte Herrschaft Schellenberg zu verkaufen. Im Jahr 1699 erwarb FĂŒrst Hans Adam von Liechtenstein die Herrschaft Schellenberg und im Jahr 1712 die Grafschaft Vaduz. Am 23. Januar 1719 vereinigte ein Diplom von Kaiser Karl VI. die Grafschaft Vaduz mit der Herrschaft Schellenberg und erhob es zu einem ReichsfĂŒrstentum mit dem Namen Liechtenstein. Vaduz gewann dadurch zunehmend an Bedeutung.
1806 grĂŒndete Napoleon Bonaparte den Rheinbund, in dem Liechtenstein ebenfalls aufgenommen und dadurch faktisch unabhĂ€ngig wurde. Beim Wiener Kongress wurde diese UnabhĂ€ngigkeit bestĂ€tigt und Liechtenstein wurde in den Deutschen Bund aufgenommen.
Liechtenstein â und damit auch Vaduz â blieb aber lange Zeit sehr rĂŒckstĂ€ndig. Erst der im Jahr 1852 geschlossene Zollvertrag mit Ăsterreich ermöglichte einen Aufschwung der wirtschaftlichen VerhĂ€ltnisse, und eine konstitutionelle Verfassung von 1862 brachte politische VerĂ€nderung, so dass der FĂŒrst nicht mehr uneingeschrĂ€nkt herrschen konnte.
Im Ersten Weltkrieg kam es zur Verarmung der Bevölkerung, und zu Kriegsende wurde der Zollvertrag mit dem Kriegsverlierer Ăsterreich-Ungarn aufgelöst.
Nach der Auflösung des Zollvertrags mit Ăsterreich 1919 nĂ€herte sich Liechtenstein zunehmend der Schweiz an, und im Jahr 1923 wurde der bis heute bestehende Zollvertrag mit der Schweiz unterzeichnet. Nachdem Ăsterreich im MĂ€rz 1938 an das Deutsche Reich angeschlossen worden war, entschied sich der neu regierende FĂŒrst Franz Josef II. als erster FĂŒrst Liechtensteins â wegen der Ablehnung des Nationalsozialismus â, seinen Wohnsitz nach Liechtenstein auf Schloss Vaduz zu verlegen. Liechtenstein blieb im Zweiten Weltkrieg neutral und wurde nie in direkte Kriegshandlungen verwickelt. Stattdessen konnte das FĂŒrstentum seine Standortvorteile nutzen (keine AusfĂ€lle von Armeeangehörigen, zentrale Lage, Zollunion mit der Schweiz, steuerliche Vorteile, politische StabilitĂ€t), sodass viele neue Industriebetriebe in Vaduz, aber auch im weiteren FĂŒrstentum gegrĂŒndet wurden und der Fortschritt im Land schnell voranzuschreiten begann.
Per 31. Dezember 2018 hatte Vaduz 5'625 Einwohner und war nach Schaan (mit 6'016 Einwohnern) die zweitgrösste Gemeinde in Liechtenstein. Mit rund 42 Prozent lag der AuslÀnderanteil in Vaduz höher als in allen anderen Liechtensteiner Gemeinden.
Laut der VolkszĂ€hlung 2015 sind 66,5 Prozent der Gesamtbevölkerung römisch-katholisch, wobei der Katholikenanteil unter der Bevölkerung mit liechtensteinischer StaatsbĂŒrgerschaft (mit 80,8 Prozent) wesentlich höher ist als unter der Bevölkerung mit auslĂ€ndischer Staatsangehörigkeit (47,1 Prozent Katholiken). 10,1 Prozent der Einwohner von Vaduz sind Protestanten, und 2,6 Prozent gehören einer anderen christlichen Kirche an (mehrheitlich christlich-orthodoxe Kirchen). 7,7 Prozent sind muslimischen Glaubens, und weitere Religionen entfallen auf 0,75 Prozent der Bevölkerung. Konfessionslose machen 9,2 Prozent der Einwohner aus â der höchste Anteil in Liechtenstein.
BĂŒrgermeisterin von Vaduz ist seit Mai 2023 die VU-Politikerin Petra Miescher. Bei den Gemeindewahlen am 5. MĂ€rz 2023 gewann Miescher mit 55,3Â % gegen den bisherigen Amtsinhaber Manfred Bischof (44,7Â % der Stimmen).
2024 ist aber der ehemalige Vize-BĂŒrgermeister Florian Meier (FBP) mit der UnterstĂŒtzung aller Parteien und einer ĂŒberwĂ€ltigten Stimmenmehrheit als neuer BĂŒrgermeister gewĂ€hlt worden.
1932 wurde Vaduz vom FĂŒrsten als erster Liechtensteiner Gemeinde ein Wappen verliehen, das 1978 durch das jetzige ersetzt wurde. Es versinnbildlichte das Schloss Vaduz und den Weinbau auf einem roten Schild mit heraldisch silbernem Balken.
Das heutige Wappen ist viergeteilt: In den zwei roten, diagonal gegenĂŒber liegenden Feldern (Felder zwei und drei) ist eine silberne Montfortsche Kirchenfahne (mit drei HĂ€ngel und drei Ringen) dargestellt. Diese sind vom Wappen der Werdenberger abgeleitet. Die anderen beiden Felder eins und vier zeigen auf Silber den roten «FĂŒrstenhut» â eine stilisierte Krone, als Zeichen der Eigenschaft als Residenzort.
Die Verfassung Liechtensteins deklariert Vaduz als Hauptort:
In einem Verfassungskommentar wird der Hauptortbegriff erlÀutert:
Im Historischen Lexikon des FĂŒrstentums Liechtenstein wird Vaduz als Hauptort definiert. Trotz dieser offiziellen Deklarierungen scheint der Hauptortbegriff in der Allgemeinheit umstritten. Die Tourismusseite des FĂŒrstentums bezeichnet Vaduz oftmals als Hauptstadt, ebenso mehrere Vaduzer Hotels, mehrere Medien (wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt, die Geo, die Kronen Zeitung oder der Deutschlandfunk), die Vereinigung des Consularischen Corps im FĂŒrstentum Liechtenstein sowie das AuswĂ€rtige Amt der Bundesrepublik Deutschland.
Hubert BĂŒchel sagte 1988 bei seinem Vortrag im Feldkircher Palais Liechtenstein: «Vaduz mit 5.000 Einwohnern hat eine GröĂe, bei der wir uns noch nicht von einer âčHauptstadtâș zu sprechen getrauen, sondern bestenfalls von einem âčHauptortâș».
In einem Reisemagazin fragte der Moderator Hape Kerkeling den FBP-Politiker und ehemaligen BĂŒrgermeister von Vaduz, Manfred Bischof, ob man zu einem Ort mit 6.000 Einwohnern «ernsthaft von einer Hauptstadt sprechen könne». Bischof entgegnete, dass man bei Vaduz ernsthaft von einer Hauptstadt sprechen könne, da Liechtenstein ein eigenes Land sei, und zu einem Land auch eine Hauptstadt gehöre.
Die ehemalige Vaduzer GemeinderÀtin und ehemalige PrÀsidentin der Johann SchÀdler Agra-Stiftung, Stefanie Hasler, sagte Ende 2022 im «Vaterland TV», dass Vaduz eigentlich eine Hauptstadt sei, und sich «ab und zu» nicht traue, dies so zu sagen.
Die MĂŒnchner Merkur bezeichnete Vaduz im MĂ€rz 2023 als «de-facto-Hauptstadt» Liechtensteins.
Clemens Brentano spielt mit dem fiktiven Ort Vadutz in seinem MĂ€rchen Gockel, Hinkel und Gackeleia auf den Stadtnamen an.
Der bedeutendste Sportverein ist der FC Vaduz. Bis 2022 gewann er 48-mal den Liechtensteiner Cup und spielt in der zweithöchsten schweizerischen Spielklasse Challenge League. SpielstÀtte des FC Vaduz ist das Rheinpark Stadion, in dem auch die liechtensteinische Fussballnationalmannschaft ihre Heimspiele austrÀgt.
Ende 2014 gab es in der Gemeinde Vaduz ĂŒber 10'000 ArbeitsplĂ€tze.
International bekannt ist Vaduz vor allem als Finanzplatz. 2018 belegte der Ort in einer Rangliste der weltweit wichtigsten Finanzzentren den 69. Platz.
Viele international tĂ€tige Industrieunternehmen stammen aus Vaduz oder aus dem ĂŒbrigen Liechtenstein. Dazu zĂ€hlen u. a. die Hilti AG oder die Hoval AG.
Im Ort befindet sich das Maschinenhaus des Kraftwerks Samina.
Viele staatliche Institutionen haben ihren Hauptsitz in Vaduz, z. B. die Liechtensteinische Landespolizei.
In Vaduz befinden sich das Liechtensteinische Gymnasium und die UniversitÀt Liechtenstein.
Liechtenstein selbst besitzt keine Autobahnen, allerdings fĂŒhrt die Schweizer A13 entlang der linken Rheinseite. Vaduz verfĂŒgt mit der Autobahnausfahrt in der St. Galler Gemeinde Sevelen ĂŒber einen Autobahnanschluss in unmittelbarer NĂ€he.
Der Bahnhof Schaan-Vaduz ist die nĂ€chstgelegene Bahnstation mit regionaler Anbindung. Die Bahnhöfe Sargans, Buchs SG und Feldkirch weisen jeweils internationale Verbindungen auf und sind mit den öffentlichen Bussen des Verkehrsbetriebs LIECHTENSTEINmobil (VLM) direkt zu erreichen. Auch die restlichen Gemeinden des FĂŒrstentums sind mit dem öffentlichen Verkehrsnetz problemlos erreichbar. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts entstand ein schmalspuriges Eisenbahnprojekt SchaanâLandquart.