Beschreibung der Tour:
Keine 4 Monate nach meinem Achillessehnenriss stand diese rassige Bergtour auf dem Programm.
Eigentlich aus der Not geboren, da mein Auto noch in Puitbach stand, wo wir vor 2 Tagen Richtung Ehrwald gestartet sind.
Also hole ich den Wagen ab und fahre die paar Meter weiter nach Ahrn wo es einen kleinen Parkplatz gibt.
Der Plan ist zunächst nur auf die Ahrnplattenspitze zu gehen und dann wieder abzusteigen über den Hohen Sattel.
Vom Parkplatz geht es sanft los durch den Wald, doch schon bald wird es steiler auf dem schmalen Pfad. Obwohl der Weg ziemlich oft markiert ist verliert sich hin und wieder die Spur und auch sonst fragt man sich ob des Geländes manchmal, ob man noch richtig ist, aber wirklich verlaufen kann man sich nicht.
So geht es ziemlich steil immer weiter hinauf, vorbei an einer kleinen offenen Jagdhütte, in der leider ziemliches Chaos herrscht.
Ab hier geht es durch eine Latschengasse weiter, die auch den einzigen möglichen Weg darstellt. Rauf auf den unscheinbaren Zwirchkopf und weiter durch die Latschen, wobei der Untergrund nun vermehrt felsig wird.
Bald kommt dann auch zum ersten Mal der imposante aufragende Felszahn der Arnplattenspitze ins Blickfeld.
Vorher kommen wir noch über den Arnkopf auf dessen höchstem Punkt eine große rote Stange steht. Der Weg dorthin ist aber leider von dichten Latschen versperrt.
Weiter geht es nun zum Weißlehnkopf. Einer weiteren Erhebung im langen Latschenrücken auf dem Weg zur Arnplatte.
Nach ein paar Metern Abstieg passieren wir den Abzweig ins Tal Richtung Hoher Sattel. Ein Schild welches aussieht als hätte es ein Riese in den Boden gestampft weist den Weg.
Die Latschen werden nun weniger und der Untergrund felsig bist steinig. So erreicht man relaiv einfach den Fuß des Gipfels.
Ab hier heißt es nun anpacken und aufpassen, denn die letzten 50 Höhenmeter sind keineswegs geschenkt. Im Gegenteil, empfinde ich sie als die schwersten Klettermeter auf einem markierten Weg, die ich bis dahin erlebt habe.
Vor einer besonders steilen Passage bin ich unschlüssig, ob ich mir so etwas nach der erst kürzlich überstandenen Operation schon zutrauen kann. Es handelt sich hier um eine Stelle im oberen I. Grad eher schon im II. Grad. Nach kurzen Durchschnaufen ziehe ich durch und stehe nach wenigen Minuten am Gipfel. Der Gedanke hier auch wieder runter zu müssen behagt mir noch nicht so, doch es soll ja ganz anders kommen.
Nach einer Rast und zahlreichen Fotos schaue ich mir aus Interessen mal den Weiterweg an. Die namensgebende Platte auf der Ostseite sieht auch von oben beeindruckend aus und es scheint, als gäbe es keinen Weg da runter. Doch nach einem zweiten und dritten Blick wirkt es machbar und ich denke mir, dass ich es einfach mal versuche. Zurück gehen kann ich ja immer noch.
Nach ein paar bröseligen steilen Metern bergab erreiche ich festen Fels und komme erstaunlich gut über ein paar Stufen abwärts.
Dann weiche ich in eine Rinne nach rechts aus um auf einem Band wieder nach links zu klettern und schon ist man am Fuß des Gipfels und hat die Platte bewältigt.
Im Rückblick sieht sie immer noch beeindruckend aus und je weiter man sich entfernt umso unbesteigbarer wirkt sie. Aber das ist ja oft so in den Felsen. Erst von nahem eröffnen sich Möglichkeiten und Schlupflöcher.
Steil aber nicht mehr senkrecht geht es nun entlang der Latschen durch den Fels abwärts. Die Latschen geben ab nun wieder den Ton an und diktieren den einzig möglichen Weg. Dieser bewegt sich oft gefährlich nah an den senkrechten Abbrüchen vorbei, doch schon bald steht man im Sattel zwischen der Platte und der Mittleren Spitze.
Auf den ersten Blick scheint es auch hier kein Weiter. Zu steil und abweisend ragen die Felsen vor einem auf. Doch ein kleines Band nach rechts, ein Steilaufschwung und dann ein langes Band nach links bringen einen zu Felsen die erkletterbar sind und durch eine steile Rinne gelange ich nach oben unter den Gipfel.
Hier treffe ich dann auch die einzigen anderen Überschreiter des Tages auf dem Weg zum Gipfel. Ein paar Klettermeter später stehe ich bereits auf der Mittleren Arnspitze. Auch wenn der Plan anders war bin ich froh weitergegangen zu sein.
Die Schlüsselstelle soll aber ja noch kommen und so gehe ich kurze Zeit später weiter. Bzw. klettere weiter, denn der Gipfel der mittleren Arnspitze ist nur in 2er Kletterei zu erreichen. Über ein Band kommt man zu einer steilen Verschneidung die vor allem abwärts herausfordernd ist. Hier komme ich zu diesem Zeitpunkt meiner Bergsteiger Karriere fast an meine Grenzen. Die Verschneidung ist griffarm und überall liegt Brösel herum. Doch mit stützen kommt man herunter. Das hat mich aber echt Nerven gekostet und ich bin froh heil unten zu sein.
Steil geht es nun über losen Schotter runter. Links haltend folge ich Steinmännern zu einem Durchschlupf in den Latschen und stehe dann auf einem Band welches zur Schlüsselstelle führt. Das böse Band. Ich habe Fotos davon gesehen und etwas gelesen, doch vor Ort sieht es halb so wild aus. Einfach oben an der breiten Kante festhalten und unten auf Reibung weitergehen. Und schneller als man denkt ist der Spuk auch schon vorbei. Verglichen mit der Verschneidung und dem Gipfel der Mittleren Arnspitze empfand ich das als deutlich leichter. Vor allem da es nicht sehr ausgesetzt ist.
Nach dem Band noch eine kurze Steilstufe abklettern und man hat es geschafft.
Man steht nun zwischen dem Sattel der Mittleren und Großen Arnspitze.
Hier mache ich nun einen entscheidenen Fehler. Statt einfach wieder den direkten Weg durch den Fels auf den Grat zu nehmen, weiche ich nach links aus und folge einer markanten Spur. Diese führt jedoch immer weiter weg vom Grat und ist entweder ein Verhauer dem viele folgen oder ein Gamssteig. Jedenfalls stehe ich irgendwann weit unter dem Grat und damit ich nicht wieder zurück muss und auch weil ich es nicht besser weiß, steige ich nun sehr unangenehm durch eine steile Rinne wieder hinauf zum Grat.
Schwieriger als nötig komme ich so wieder zurück auf den richtigen Weg, doch diese Rinne war schon recht heikel wegen dem vielen losen Schotter.
Oben geht es dann recht einfach weiter. Hier kann man nicht mehr viel falsch machen. Man folgt immer dem Grat und bleibt auch meist oben drauf. Ein paar Felszacken werden umgangen und wenn man eine letzte recht griffarme Felsstufe abgekletter ist hat man die Kletterei geschafft. Der restliche Weg zum Hauptgipfel ist recht einfach und schnell erreicht. Noch etwas Kraxelei und ich stehe sichtlich überrascht vor einer großen roten Stange wie auf dem Arnkopf. Ich bin zwar auf dem höchsten Punkt aber das Kreuz steht auf einem Vorgipfel.
Das lasse ich mir natürlich nicht nehmen, doch dort hin zu kommen ist gar nicht so einfach. Ich denke für die meisten Gipfelaspiranten ist hier Schluss, denn es muss wieder geklettert werden. Zwar hängt oft ein Seil in der steilen Felsrinne, aber ohne ist dies bestimmt auch im unteren 2. Grad. Nach der Leistung des Tages stellt das aber kein Problem mehr für mich dar und so stehe ich nach kurzer Zeit auch am Gipfelkreuz.
Auf dem Rückweg merke ich, dass es auch noch einen zweiten Weg hinauf gibt, der über erdige Stufen einfacher hinüberführt.
Ich genieße es allein am Gipfel zu sein und erfreue mich an der Aussicht. Ein tolles Panorama hat man von hier!
Irgendwann muss man ja dann leider doch runter und so beginne ich mit dem Abstieg über den Normalweg. Deutlich leichter als die Überschreitung, aber auch hier heißt es aufpassen, denn es ist steil und es liegt viel loses Gestein herum. Bei mehr Betrieb könnte hier auch ein Helm nicht schaden, da man oft genau in der Falllinie der anderen geht.
So steige ich bin an den Fuß des Gipfels und dann ein Stück hinüber zur kleinen aber schönen Arnspitzhütte. Erst bei meinem dritten Besuch einige Jahre später wurde ich darauf hingewiesen, dass diese sogar offen ist. Ich ging aber weiter und vorbei am Klohäuschen und dann durch sehr viel Schotter abwärts. Man quert hier gefühlt endlose unterhalb der Arnspitzen und einmal trete ich versehentlich einen Stein los, der beinahe ein Mädel unter mir trifft kurz bevor ich sie überhole. Dabei zetert sie wild herum und ich beteuere meine Unschuld.
Dann kommt man wieder in den Wald und der Untergrund wird angenehmer. Es geht immer weiter bergab bis zu einer Jagdhütte. Hier trifft man auf den Forstweg, der Gießenbach und Ahrn verbindet. Es gibt hier auch eine Quelle mit frischem Wasser, was an so heißen Tagen wie heute sehr willkommen ist.
Ein paar Meter weiter befindet sich der Hohe Sattel, wo es sogar eine Stempelstelle gibt. Leider ohne funktionsfähigen Stempel.
Auf der nun nicht enden wollenden Forststraße macht sich meine Verletzung bemerkbar und die letzten Kilometer sind eine Qual für meinen linken Fuß. Doch auch diese Strapazen haben irgendwann ein Ende und die errfolgreiche Überschreitung der Arnspitzen entschädigt für viele Schmerzen.
Erschöpft und stolz komme ich am Auto an und fahre nach diesem grandiosen Erlebnis heim.
Zusatzinformationen / persönliche Anmerkungen:
Auto stand noch von der letzten Tour in Puitbach.
Daher Anreise Zug Farchant - Garmisch - Mittenwald. Bus nach Puitbach.