Beschreibung der Tour:
Schöne und anspruchsvolle Bergtour mit Zwischenstopp in der Kenzenhütte.
Bergtour Hochplatte 2009
Kenzenhütte – Fensterl - Hochplatte
Leider lässt es sich auch nach gründlicher Recherche nicht mehr ganz sagen, von wo aus wir losgezogen sind. Die Anfahrt war gemütlich und soweit die Erinnerungen reichen auch ohne Staus oder Unfälle oder sonstige Besonderheiten durchgeführt worden. Wir parkten also irgendwo Nördlich der Kenzenhütte auf einem kleinen, völlig unscheinbaren Parkplatz in der Nähe einer Forststraße mit einer Brücke unter der ein Fluss durchfloss. Der war kalt. Soweit zu dem Gedächtnisprotokoll.
Die nächsten Zeilen stammen aus dem handschriftlichen Tourenbuch und beschreiben den Aufstieg:
„Der Aufstieg, ja also der Aufstieg… War zuerst geprägt von Hungergefühlen… Es wurde als beschlossen bis zu einer „Diensthütte“ zu laufen und dort zu Brotzeiten. Blöd, dass es diese Hütte nicht mehr gab, auf der Karte existent, in Realität Fiktion. Nach der dann doch eingelegten Pause an einem morschen Stamm, der in der Nähe einer gruselig tiefen Schlucht rumlag, wurde sich der Flora und Fauna gewidmet. Baldrian, Sauerampfer und zu viel Wald. Der Wald lichtete sich dann auch langsam und ein üppiges Gestrüpp aus Kopfhohen Riesenpflanzen empfing uns. Der Weg kämpfte sich tapfer mit uns auf ca. 15cm breite durch die Botanik. Was anfangs schön idyllisch anmutete, ließ später immer öfter den Wunsch nach einer Machete oder einem Buschbrand laut werden.“
Zum Glück hatten wir passend zu den hübschen Blümchen auch noch etwas selbstgemachten und pappsüßen Johannisbärlelikör dabei, der leider den Weg zur Kenzenhütte nicht überlebte. Es ging auf und ab in wirklich netter Umgebung, die den Horror-Wald-Forststraßen-Blöd-Weg wieder aufwog. Weitere Blümlein wurden fachkundig bestimmt und mit willkürlichen lateinischen Namen betitelt. Dann lag sie vor uns, unser Domizil für diese Nacht: Die Kenzenhütte.
Und jetzt wurde es uns bewusst, wie Schuppen auf den Augen, warum unser Weg so urwaldig war kaum betreten war, obwohl so viele Menschen sich unter den grellgelben Sonnenschirmen vor der Hütte tummelten.
Es gab eine Straße zu der Hütte. Und auf dieser Straße fuhr regelmäßig ein Bus hin und her, der die Massen dorthin karrte. Fragende Blicke lagen auf uns, als wir mit Rucksack und festem Schuhwerk in Sichtweite kamen, wir mussten nahezu bedrohlich wirken, so entkräftet, nach Luft ringend und nass verschwitzt. Wahrscheinlich bekamen wir daher aus Mitleid gleich ein schönes Plätzchen im Biergarten, und bestellten erstmal ein kaltes Spezi (das auf jeder Bergtour einer der Höhepunkte darstellt. Wahrscheinlich deshalb, weil sich so ein kaltes Spezi so schlecht im Saugtrinksystem transportieren lässt und das kalte Spezi auch in der brütenden Sommersonne nicht lange kalt bleibt – von der Kohlensäure, die nicht mehr kohlt und säuert ganz zu schweigen.).
Die Kenzenhütte ist einfach und schön und liegt auf ca. 1300m. Mit uns am Tisch waren ältere Menschen, die auch mit dem Bus den Aufstieg geschafft hatten. Sehr interessiert verfolgten sie unsere Planungen für den nächsten Tag und erklärten uns die Tücken des „Fensterls“, das sie früher auch öfter hochgekraxelt waren. Also beschlossen wir, dass dieses „Fensterl“ und die Hochplatte unser Ziel für den nächsten Tag sein sollte und widmeten uns dem Wein (der ein weiteres Highlight darstellt, auch wenn man diesen eventuell auch in einem Trinksystem unterbringen könnte). Das Abendessen war lecker und viel. Es gab Pfannkuchensuppe und Schweinbraten, Kloß, Blaukraut und später noch Kuchen. Zu späterer Stunde wurde daher noch ein sehr notwendiger Verdauungsspaziergang eingeläutet und es ging auf schlammigen Pfaden zum Wasserfall der sich über eine 30m Stufe nach Unten stürzt.
Wir gingen früh in’s Bettchen und kuschelten uns in die wundervollen, weichen, rotkarierten Decken um am nächsten Morgen fit und frisch aufzustehen, was wir auch taten.
Um genau zu sein standen wir um 7 Uhr auf, wurden aber schon von dem Lager über uns um 5.27 Uhr romantisch geweckt.
Das Frühstück war einfach und nahrhaft und wir zogen bald los in Richtung „Fensterl“, wohl wissend, dass dieser Tag sehr lange und anstrengend sein würde.
Durch das etwas nässer werdende Wetter krochen die schwarzen Bergsalamander aus ihren Löchern und begleiteten uns. Wir waren aber schneller. Über etliche Hubbel und Jöcher, durch Geröll und Nebelbänke kamen wir unten an der wirklich beeindruckenden, steil nach Oben ragenden Wand der Hochplatte an. Sehr beeindruckende Landschaft!
Leider haben wir den versicherten Drahtseilweg zum „Fensterl“ nicht gefunden und widmeten uns dem direkten Weg gerade nach Oben und mit Erkundung der kleinen Höhle in der Wand, an der Schlittschuhe hingen. Nicht ohne unbedeutende Mengen an Felsgestein durch unseren brachialen Aufstieg nach Unten zu befördern.
Kurz vor dem Fensterl haben wir denn den Wanderweg entdeckt, der sich idyllisch in Serpentinen den Fels herumschlängelte. Stolz auf unsere Alpinkletterei (gefühlter 7. Grad, Rotpunkt, on Sight) widmeten wir uns dem Grad auf der Hochplatte. Auch sehr schön und unbedingt wiederholungswürdig.
Ein bisserl mehr Aussicht wäre vielleicht nett gewesen, aber die Wolken vernebelten den Blick so ein wenig. Karstlandschaft, viele Höhlen und Steinkreise mit Anschluss an ein Latschenlabyrinth.
Weiter ging es dann über das Löstaljoch, die Kuhalmen und letztendlich in laaaaaaaaaaaaaaaangem Bogen wieder zu besagter Forststraße. Sehr schöne Tour und unbedingt wiederholungswürdig.