Beschreibung der Tour:
Anfangs auf dem Weg zum Marzellkamm, dem man jetzt länger folgt als früher, da der alte Weg gesperrt ist.
Dann Abstieg auf den eisharten, spaltenreichen Marzellgletscher über den man quasi weglos bis zum Fuß der Hinteren Schwärze aufsteigt. Dann in großem Bogen bis zum Westgrat, ein kurzes Stück oberhalb der Nordwand queren und dann die letzten Meter durch Blockwerk bis zum Gipfel.
Die ursprüngliche Tourenplanung sah für den heutigen Tag eigentlich die Besteigung des Similaun über den Marzellkamm und anschließender Abstieg zur Similaunhütte vor. Doch da die Similaunhütte wie so oft von den Alpenüberquerern blockiert wird, haben wir kurzentschlossen umgeplant und uns für die Hintere Schwärze entschieden.
Um kurz nach 6 stehen wir auf, frühstücken und starten um 7 Uhr unseren Gipfeltag.
Im morgigen Schatten ist es noch recht kühl als wir uns von der Martin-Busch-Hütte bei regem Betrieb aufmachen.
Der Weg ist anfangs schön flach, genau richtig um erstmal in Schwung zukommen und wir sind umgeben von einigen kleinen Gruppen die jedoch zumeist später Richtung Similaun abzweigen werden.
Über trockene Wiesen und kleines Blockwerk umrunden wir weiter den Fuß des Marzellkamms bis uns die ersten Sonnenstrahlen erreichen und sich der erste Blick auf den Similaun auftut.
Den Abzweig zum Marzellkamm lassen wir rechts liegen und folgen der schwarzen Markierung Richtung Hintere Schwärze. Nach einigen weiteren Metern entlang des Hanges sehen wir auch den Marzellferner über den wir aufsteigen werden.
An einer Stelle wo ein Erdrutsch einen Teil des Weges mitgenommen hat sieht man unterhalb den Grund warum der neue Wegeverlauf zum Marzellferner nach oben verlegt worden ist. Unten ist nahezu der gesamte Hang weggebrochen und hat alles mit sich ins Tal gerissen.
So steigen wir dann ganz gemächlich über den schmalen Pfad wieder ein Stück hinab über einige weitere enge Stellen und zuletzt steil über losen Schotter hinab zum Gletscher.
Ein paar Steinmänner sind die einzige Orientierung die man hier hat, jedoch eine Spur findet man nicht, das ist jedoch auch kaum nötig, da das Gelände hier überall aus demselben losen Gestein besteht. Wir folgen nun dem Verlauf der Moräne so weit, bis wir einen geeigneten Punkt für den Einstieg auf den Gletscher finden.
Hier schnallen wir die Steigeisen an, und seilen uns in die Gurte, bevor wir den steinharten Eispanzer des Marzellferners betreten.
Wir entscheiden uns für den Direkten Weg links neben dem Eisbruch statt den Eisbruch rechts weiträumig zu umgehen. Das Eis ist hart und aper, so dass von Spalten kaum Gefahr ausgeht auf dem unteren Teil des Gletschers. Wir kommen sehr gut voran und beginnen mit dem steilen Aufstieg neben dem Gletscherbruch, wo uns die Sonne mittlerweile bereits ordentlich einheizt. Ein Schneefeld, dem nicht zu trauen ist weichen wir nach links aus und als wir auf dem oberen Teil des Marzellferners ankommen sehen wir vor uns erstmals die Hintere Schwärze und hinter uns eine weitere Seilschaft, die unserer Spur folgt.
Über den aperen und harten Gletscher steigen wir nun in nahezu direkter Linie flach weiter und müssen nur ein paar Spalten umgehen oder übersprungen, die aber alle deutlich sichtbar sind.
Vor der nächsten Stufe machen wir erstmal eine kleine Rast und sehen dabei, dass der Weg nur rechts um den Eisbruch herumgehen kann. So steigen wir in einem kleinen Bogen um den Eisbruch weiter auf die nächste Stufe und erreichen den Kessel unterhalb des Gipfels, wo uns die Seilschaft, die wir hinter uns sahen, eingeholt hat.
Hier macht sich nun auch langsam die Höhe bemerkbar, da man deutlich schneller ausser Atem ist, als noch zu Beginn der Tour. Vor uns liegt nun der letzte, aber auch steilste Abschnitt der Strecke. Am Ende des Kessels heisst es zunächst eine weitere steile Rampe zu bezwingen, die uns auf den Gipfelgrat bringt. Dieser führt zunächst recht steil bis zu einem immer steiler werdenden von Fels durchsetzten Abschnitt. Hier befindet sich die schwierigste Stelle der Tour, da das Gelände sehr steil und eisig ist und zudem die Nordwand hunderte Meter unter einem abfällt.
Nachdem wir diese heikle Passage überwunden haben, ist es nur noch ein kurzes Stück durch den Schnee und einige Meter Kraxelei durch Fels, ehe wir glücklich am Gipfel ankommen.
Leider ist die komplette Südseite in Wolken, doch auch das Panorama nach Norden ist fantastisch. Nach zahlreichen Fotos tragen wir uns ins Gipfelbuch ein und steigen ein Stück ab, um weiter unten etwas windgeschützter eine kleine Rast zu machen.
Bei unserer Rast sehen wir die anderen Seilschaften im Abstieg alle über den steilen Schlussanstieg mit Eisschrauben sichern, und von hier oben betrachtet scheint dies auch die sicherste Variante, auch wenn dies mit viel mehr Zeitaufwand verbunden ist.
So entscheiden auch wir uns beim Abstieg etwa 2-3 Seillängen in abwechselndem Vorstieg zu sichern, bis wir wieder Gehgelände erreichen. Nachdem die letzte Eisschraube entfernt ist steigen wir zügig ab bis zum oberen Kesselrand, wo wir aufgrund der mittäglichen Hitze unsere Jacken wieder ausziehen und dann weiter durch den nun immer weicher werdenden Schnee absteigen.
Wie bereits im Aufstieg entscheiden wir uns auch im Abstieg für die direkte Variante, während andere Seilschaften die längere im großen Bogen bevorzugen.
Nachdem wir den flacheren splatendurchzogenen Teil des Gletschers überwunden haben und wieder am steileren, immer noch eisharten, jedoch spaltenfreien unteren Gletscherteil ankommen, gehen wir ohne Seile weiter, da dieses hier sowieso nutzlos ist und nur unnötig durch das Tauwasser gezogen wird.
Im flacheren unteren Teil des Gletschers haben sich mittlerweile wahre Sturzbäche in tiefen Furchen in das Eis gegraben, doch wir erreichen trockenen Fußes die Felsen am Rand des Gletschers und packen unsere Eisausrüstung in den Rucksack.
Über sie Seitenmoräne folgen wir wie im Aufstieg den Steinmännern zusammen mit der Seilschaft, die uns bereits im Aufstieg gefolgt war. Im weglosen Schotter finden wir dennoch den Übergang zu unserem Aufstiegweg wieder und überwinden den kleinen Gegenhang der Moräne. Nun heisst es Abschied nehmen von der Gletscherwelt hinter uns und nach nunmehr 9 Stunden über den nun nicht mehr ganz so flach wirkenden schmalen Pfad Richtung Hütte zu wandern. Wie heute Morgen umrunden wir den Fuß des Marzellkamms und blicken auf den endlosen Fahrweg der hinauf zur Martin-Busch-Hütte führt.
Nach etwa 10 Stunden freuen wir uns sogar auf mal wieder völlig überfüllte Hütte und unser Winterlager. Ein paar scheue Schafe begleiten uns ein Stück auf den letzten Metern, ehe wir die Hütte betreten und uns ein reichhaltiges Abendessen gönnen. So geht ein weiterer toller Tourentag zu Ende und wir freuen uns auf eine erholsame Nacht.
Zusatzinformationen / persönliche Anmerkungen:
Schlüsselstelle der Tour ist meines Erachtens der Einstieg zur Querung oberhalb der Nordwand, die bei uns sehr steil und vereist war, so dass wir auf dem Rückweg mit Eisschrauben gesichert haben, da die Nordwand einige hundert Meter senkrecht abfällt.