Die Republik Sambia [ËzambiÌŻa] (Republic of Zambia [ËzĂŠmbÉȘÉ]) ist ein Binnenstaat im sĂŒdlichen Afrika. Er grenzt an Angola, die Demokratische Republik Kongo, Tansania, Malawi, Mosambik, Simbabwe, Botswana und Namibia. Der Name leitet sich vom Fluss Sambesi ab. Sambia war vormals Nordrhodesien und wurde am 24. Oktober 1964 von der britischen Kolonialmacht Vereinigtes Königreich unabhĂ€ngig, blieb aber Mitglied im britisch gefĂŒhrten Commonwealth of Nations, die Amtssprache blieb Englisch.
Der gröĂte Teil Sambias besteht aus relativ wenig reliefierten Hochebenen zwischen 1000 und 1400 Meter Höhe. Diese Hochebenen sind allerdings sehr unterschiedlich. Im Norden stellt das Bangweulubassin den Boden eines riesigen Kraters dar, das im SĂŒden von der Hochebene des Copperbelt, im Westen vom langen Luapulatal, im Norden von den Mporokosobergen und im Osten vom Muchinga-Gebirge begrenzt wird. Entlang dieses Gebirges zieht sich von Nord nach SĂŒd das Luangwatal, das im Norden von AuslĂ€ufern des sĂŒdlichen tansanischen Hochlandes und im Osten durch die Mafinga Hills begrenzt wird, die in das zentrale Hochland von Malawi ĂŒbergehen und in denen sich die höchste Landesstelle befindet, der Mafinga mit 2339 Metern ĂŒber dem Meeresspiegel. Der Westen Sambias mit dem Quellgebiet des Sambesi ist ein flaches Sandgebiet der Kalahari-WĂŒste, das nach SĂŒden hin sanft abfĂ€llt. Erst entlang des Sambesi-Steilhanges finden sich dramatische Reliefs.
Der Sambesi entspringt in Nordsambia und bildet Sambias SĂŒdgrenze zu Namibia, Botswana (strittig) und Simbabwe (mit den ViktoriafĂ€llen), wobei er auch den aufgestauten Karibasee durchflieĂt.
Sambia hat mildes tropisches Klima, das durch die Höhenlage gemĂ€Ăigte Temperaturen aufweist (Kalttropen). Es gibt drei Jahreszeiten:
Die vorherrschende Vegetation in weiten Teilen des Landes sind Savannen (siehe auch Miombo).
In den vergangenen Jahren gab es in Sambia ausgeprĂ€gte DĂŒrren, die 2019 zu NiederschlĂ€gen von nur 327 mm in dieser Saison von November bis April statt der sonst ĂŒblichen 800â1000 mm fĂŒhrten. Die Erntemengen fĂŒr landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Mais gingen zurĂŒck.
Sambia liegt auf einem ĂŒber 1000 Meter hohen Plateau, das von tiefen TĂ€lern und Senken umgeben ist. Deshalb gibt es zahllose WasserfĂ€lle im Land, von denen die VictoriafĂ€lle des Sambesi die bekanntesten sind. Von den weiteren FĂ€llen sind die des Flusses Kalungwishi im Norden hervorzuheben. Er bietet mit den LumangwefĂ€llen, ChimpepefĂ€llen, KabwelumafĂ€llen, KundabwikufĂ€llen und MumbulumafĂ€llen eine Serie, die durch die KapumafĂ€lle, die LupupafĂ€lle und die PulefĂ€lle an seinen NebenflĂŒssen ergĂ€nzt wird. Auch der Luapula hat mit den MambilimafĂ€llen und den fast unzugĂ€nglichen MambatutafĂ€llen einzigartige Wildwasserschnellen mit groĂem GefĂ€lle. Am Tanganjikasee stĂŒrzen die KalambofĂ€lle und die LunzuafĂ€lle ĂŒber 200 Meter in die Tiefe. Nahe dabei liegen die SanzyefĂ€lle. Neben diesen Naturschauspielen gibt es weitere WasserfĂ€lle wie die SenkelefĂ€lle, ChusafĂ€lle und NamundelafĂ€lle des Flusses Mansha zwischen Mpika und Kasama. In dieser Gegend liegen auch die ChishimbafĂ€lle, Mutinondo-WildnisfĂ€lle und LwitikilafĂ€lle. Weiter sĂŒdlich finden sich die KundalilafĂ€lle.
Sambia hat vier verschiedene Seen- und Sumpfgebiete. Der Karibastausee des Sambesi liegt im SĂŒden. Das System des Kafue mit den LukangasĂŒmpfen, dem Itezhitezhi-Stausee und der Kafuestausee prĂ€gt Zentralsambia sĂŒdlich des Copperbelts. Das Bangweulubassin mit dem Bangweulusee und den ihn umgebenden BangweulusĂŒmpfen breitet sich nördlich des Copperbelt aus. Ganz im Norden in den geologischen BrĂŒchen liegen im Rifttal der Tanganjikasee und in der Senke hinter dem Bangweulublock mit den Mporokosobergen der Mwerusee sowie der Mweru-Wantipa-See.
Sambia wird durch zwei Flusssysteme geprĂ€gt: das Einzugsgebiet des Sambesi nach SĂŒden und das des Kongo nach Norden. Beide Einzugsgebiete sind grenzĂŒberschreitend und von kontinentaler Bedeutung. Das System des Sambesi teilt sich in den Oberlauf mit den NebenflĂŒssen Cuando, Lungwebungu, Luanginga von Angola her, Kabompo mit Westlicher Lunga, Luena, Lufupa von Osten, und Mittellauf mit den NebenflĂŒssen Kafue mit Lunga und Lusiwishi sowie Chongwe und schlieĂlich dem Luangwa mit seinen NebenflĂŒssen Mansha, Lunsemfwa, Lukusashi und Mulingushi. Das Teilsystem des Kongo in Sambia ist der Chambeshi, der wie zahlreiche kleinere FlĂŒsse ins Bangweulu-Bassin flieĂt und dieses als Luapula verlĂ€sst, um in den Mwerusee zu mĂŒnden, zu dem von den Mporokosobergen auch der Kalungwishi kommt.
SĂŒdluangwa-Nationalpark â Nordluangwa-Nationalpark â Luambe-Nationalpark â Lukusuzi-Nationalpark â Nyika â Nsumbu-Nationalpark â Mweru-Wantipa-See mit Mweru Wantipa-Nationalpark â Lusenga-Plain-Nationalpark â BangweulusĂŒmpfe â Kasanka-Nationalpark â Lavushi-Manda-Nationalpark â Isangano-Nationalpark â Kafue-Nationalpark â Lochinvar-Nationalpark â Blaue-Lagune-Nationalpark â Liuwa-Plain-Nationalpark â West-Lunga-Nationalpark â Sioma-Ngweizi-Nationalpark â Mosi-oa-Tunya â Unterer-Sambesi-Nationalpark
Die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer lag im Jahr 2019 bei 4,56 Kindern pro Frau. Mitte der 1970er Jahre lag der Wert noch bei ĂŒber 7 Kindern pro Frau, geht seitdem aber stetig zurĂŒck. Diese hohe Fruchtbarkeitsrate war unter anderem dadurch bedingt, dass nur wenigen Frauen moderne VerhĂŒtungsmethoden zur VerfĂŒgung standen. Mittlerweile trifft dies auf 69 % zu. 44,5 % der Sambier sind unter 15 Jahre alt, zwei Prozent ĂŒber 65 Jahre alt. Sambia hat eine der am schnellsten wachsenden Bevölkerungen weltweit. 2019 lag die Wachstumsrate bei 2,9 %. Seit 1950 hat sich die Einwohnerzahl versiebenfacht und wird sich bis Mitte des Jahrhunderts laut Prognosen noch einmal mehr als verdoppeln.
Sambias schwarze Bevölkerung (98,1 %) besteht zu 99 % aus etwa 72 bantusprachigen ethnischen Gruppen. 90 % der Sambier gehören zu acht ethnolinguistischen Gruppen. Die gröĂte der acht Gruppen sind die Bemba, die 21 % der Bevölkerung ausmachen. Das Volk der Rotse â 5,7 % der Einwohner â lebt vor allem im SĂŒden. Aus den Reihen der Rotse kommen viele Persönlichkeiten der Politik und Wirtschaft. Die Tradition der Bemba wie auch der Rotse, die beide ursprĂŒnglich aus dem sĂŒdöstlichen Kongobecken stammen, ist durch die Institution des HĂ€uptlingstums geprĂ€gt.
Im SĂŒden des Landes sind schon seit Jahrtausenden die Tonga mit 13,6 % der Gesamtbevölkerung ansĂ€ssig. Die Vertreibung dieser im Sambesital lebenden Gruppe durch die Briten im Zuge des Karibadammbaus hat starke VerĂ€nderung ihrer traditionellen Kultur mit sich gebracht. Weitere der acht gröĂten Ethnien sind die Nyanja-Chewa (7,4 %), die Nsenga (5,3 %), die Tumbuka (4,4 %), die Ngoni (4 %) und die Lala (3,1 %). Kleinere Minderheiten bilden gemÀà der VolkszĂ€hlung von 2010 die Kaonde (2,9 %), die Namwanga (2,8 %), die Lunda (2,6 %), die Mambwe (2,5 %), die Luvale (2,2 %), die Lamba (2,1 %), die Ushi (1,9 %), die Lenje (1,6 %), die Bisa (1,6 %), die Mbunda (1,2 %) und die Luba. Andere Volksgruppen machen 13,8 % aus.
Von der Bevölkerung der Khoisan mit inzwischen lediglich 0,7 % Anteil leben nur noch die Twa in kleinen Gruppen im Bereich des Bangweulusees. Daneben gibt es (zu 1,2 %) EuropÀer und Inder. Im Jahre 2017 waren 0,9 % der Bevölkerung im Ausland geboren. Die meisten davon waren aus Angola, der DR Kongo und Mosambik.
In Sambia leben auĂerdem etwa 100.000 Chinesen, die im Rahmen des Projekts Neue SeidenstraĂe nach Sambia zogen.
Es werden hauptsĂ€chlich Bantusprachen gesprochen; einzige Amtssprache ist allerdings Englisch, obwohl sie nur von 1,7 % der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen wird. Als Verkehrssprachen sind Bemba (3,3 Millionen Sprecher in Sambia, wird also von 33,4 % der Bevölkerung gesprochen) und Nyanja (803.000 Sprecher; 14,7 %) verbreitet. Nyanja wird auch in der Hauptstadt gesprochen, zusĂ€tzlich kommen 4,5 % Chewa-Sprecher. Auch Chitonga (990.000 Sprecher; 11,4 %) ist eine verbreitete Sprache. Lozi (610.000 Sprecher; 5,5 %), die Sprache der Rotse, wird in weiten Teilen des SĂŒdens als Verkehrssprache genutzt.
Zu den 43 gesprochenen Sprachen im Land zÀhlen gemÀà VolkszÀhlung 2010 ferner Nsenga mit 2,9 %, Tumbuka mit 2,5 %, Lunda (Nordwest) 1,9 %, Kaonde 1,8 %, Lala mit 1,8 %, Lamba mit 1,8 %, Luvale mit 1,5 %, Mambwe mit 1,3 %, Namwanga mit 1,2 %, Lenje mit 1,1 % und Bisa mit 1 % Anteil. Andere Sprachen machen 9,4 % aus.
Die Verfassung des Landes definiert Sambia per VerfassungsĂ€nderung 1996 als christliche Nation. Die Religion mit den meisten AnhĂ€ngern ist das Christentum in vielen Konfessionen, die teilweise auf unterschiedliche MissionarstĂ€tigkeit zurĂŒckgehen. GemÀà VolkszĂ€hlung 2010 sind 75,3 % der Einwohner Protestanten (darunter Anglikaner, AnhĂ€nger der Pfingstbewegung und der Neuapostolischen Kirche) und 20,2 % römisch-katholisch.
Daneben bestehen Afrikanische Religionen in Sambia, die sich oft mit dem Christentum ĂŒberlappen. Bekannt ist die Religion der Tumbuka mit dem Vimbuza-Kult. Diese Besessenheitskulte werden in Sambia als Mashawe zusammengefasst.
Muslime (ĂŒberwiegend sunnitisch) machen 0,5Â % aus. Es gibt auch Bahai (rund 220.000, Stand 2005) sowie Hindus und Buddhisten.
Sambia gehört zu den LĂ€ndern mit der höchsten HIV-Infektionsrate. Das erklĂ€rt den starken RĂŒckgang der Lebenserwartung zwischen 1990 und 2005 von 60 (im Jahr 1990) auf etwa 40 Jahre. Im Jahr 2006 gab es 750.000 AIDS-Waisen in Sambia. FĂŒr das Jahr 2015 wurde damals mit einer Million Waisen gerechnet, was 20 Prozent der Kinder im Land entsprĂ€che. Die meisten der Waisen erhalten keine formale Schulausbildung. Sechs Prozent gelten als obdachlos, UNICEF spricht von zehn Prozent. Nur ein Prozent findet Platz in einem Waisenhaus.
In den letzten Jahren ist die HIV-Infektionsrate etwas gesunken. Die WHO gibt als durchschnittliche Lebenserwartung nun wieder 57 Jahre an (Stand 2012).
Ein weiteres erhebliches Gesundheitsproblem stellt Malaria dar. Im Jahr 2007 berichtete der Internationale WĂ€hrungsfonds ĂŒber Sambia von 4 Millionen klinischen FĂ€llen und 50.000 Toten pro Jahr aufgrund dieser Infektionskrankheit.
Die SĂ€uglingssterblichkeit lag im Jahr 2019 bei 44 je 1000 Geburten, die Kindersterblichkeit bei 58 je 1000 Geburten, die MĂŒttersterblichkeit bei 830 je 100.000 Geburten. Nur 43 Prozent der Geburten konnten medizinisch betreut werden.
Das heutige Sambia war bereits in frĂŒhmenschlicher Zeit besiedelt, wie ein SchĂ€delfund in Kabwe (âKabwe 1â) bezeugt. FrĂŒhe Bewohner waren die eher hellhĂ€utigen San, die spĂ€ter durch dunkelhĂ€utige Bantu verdrĂ€ngt wurden. Etwa im Jahr 1000 begann der Kupferbergbau. 1835 gelangten im Zuge der Mfecane Nguni aus dem sĂŒdafrikanischen Raum in das Gebiet. Der erste EuropĂ€er im heutigen Sambia war der britische Forschungsreisende David Livingstone im Jahr 1851. Nachdem der Brite Cecil Rhodes 1888 mehrere VertrĂ€ge mit lokalen Herrschern geschlossen hatte, kam das Gebiet 1890 zur britischen Kolonie Rhodesien. Im Jahre 1918 gab es eine Pandemie der Spanischen Grippe, die zahlreiche Todesopfer forderte. 1923 wurde das Gebiet als Nordrhodesien Teil des britischen Protektorats Rhodesien.
Seit etwa 1930 wurde der Kupferbergbau durch zahlreiche BergwerksgrĂŒndungen intensiviert, was einen starken Anstieg in der Bevölkerungszahl von Nordrhodesien bewirkte. Es erfolgte ein Zuzug sowohl weiĂer ArbeitskrĂ€fte, meist aus SĂŒdafrika, als auch von schwarzen Arbeitern um das Zehnfache aus nahen und entfernteren Regionen. Nur fĂŒr eine kurze Zeit ging die Kupfergewinnung im Verlauf der Weltwirtschaftskrise zurĂŒck und stieg ab 1933 wieder an, um 1937 einen Höchstpunkt zu erlangen. Dieser wirtschaftliche Anstieg im Bergbau wirkte sich förderlich auf die landwirtschaftlichen Betriebe zur Versorgung der Bevölkerung in den wachsenden StĂ€dten und Ballungszentren aus. ZunĂ€chst waren es die Farmen weiĂer EigentĂŒmer, die davon profitierten. GröĂere Streiks der Bergleute aus der schwarzen Bevölkerung kamen seit 1935 auf, die durch deren Ungleichbehandlung bei den Löhnen gegenĂŒber eingewanderten Bergarbeitern veranlasst waren. Daraus entwickelten sich politische Gruppen, die der Interessensvertretung der afrikanischen Bevölkerung dienten.
Die Kolonialbehörden erlaubten noch vor der UnabhĂ€ngigkeit ein durch Bildungs- und EigentumseinschrĂ€nkungen geschmĂ€lertes Wahlrecht fĂŒr die indigene Bevölkerung.
Von 1954 bis zur UnabhĂ€ngigkeit 1964 war Nordrhodesien Teil der Föderation von Rhodesien und Njassaland, zusammen mit SĂŒdrhodesien (heute Simbabwe) und Njassaland (heute Malawi).
Die Verfassung von 1959 garantierte europĂ€ischen, indischen und afrikanischen Frauen und MĂ€nnern das Wahlrecht, allerdings unter strengen EinschrĂ€nkungen in Bezug auf Staatsangehörigkeit, Aufenthaltsstatus, Bildung und Eigentum. Diese BeschrĂ€nkungen schufen ein groĂes Ungleichgewicht zugunsten der weiĂen Bevölkerung. Die ersten Direktwahlen wurden am 30. Oktober 1962 unter einem deutlich ausgeweiteten Wahlrecht abgehalten. Diese fĂŒhrten zur UnabhĂ€ngigkeit Sambias und waren die ersten Wahlen, bei denen das aktive und passive Frauenwahlrecht galt. Im Oktober 1964 wurde bei der UnabhĂ€ngigkeit das allgemeine Wahlrecht fĂŒr Erwachsene erreicht. 1964 wurde Kenneth Kaunda von der United National Independence Party (UNIP) zum ersten PrĂ€sidenten Sambias gewĂ€hlt.
Doch Sambias Reichtum, das Kupfer, konnte weder durch SĂŒdrhodesien per Bahn exportiert werden (UNO-Sanktionen gegen die dortige Revolte der weiĂen Farmer gegen GroĂbritannien), noch erbrachte es bei stark sinkenden Weltmarktpreisen fĂŒr Kupfer hohe Einnahmen. Kenneth Kaunda vermochte die steigende Korruptheit von Verwaltung und Regierungspartei nicht einzudĂ€mmen. Im Jahr 1973 wurde Sambia von Kaunda zum Einparteienstaat erklĂ€rt, nachdem es Unruhen wegen der neuen Verfassung gegeben hatte.
Kaunda lieĂ nach massivem Druck von Zivilgesellschaft und internationalen Gebern im Jahr 1990 die erste demokratische Mehrparteienwahl seit der ersten Republik zu. Nach einer VerfassungsĂ€nderung und damit verbundenen ParteigrĂŒndungen wurde Oppositionskandidat Frederick Chiluba bei den Wahlen 1991 zum neuen PrĂ€sidenten gewĂ€hlt. Die neue Regierungspartei war nun das Movement for Multi-Party Democracy (MMD). Damit fand einer der ersten friedlichen Machtwechsel durch Abwahl eines Regierungschefs in Afrika statt. Nach der umstrittenen Wahl am 2. Januar 2002 wurde Levy Mwanawasa PrĂ€sident und Staatschef. Die Wahl wurde von EU-Beobachtern als chaotisch und nicht fair bezeichnet. PrĂ€sident Levy Mwanawasa wurde am 28. September 2006 fĂŒr eine zweite Amtszeit wiedergewĂ€hlt, diesmal unter geordneten und freien UmstĂ€nden.
Nach Mwanawasas Tod im August 2008 ĂŒbernahm VizeprĂ€sident Rupiah Banda zunĂ€chst kommissarisch das Amt des StaatsprĂ€sidenten. Bei der Neuwahl des StaatsprĂ€sidenten konnte sich Banda am 30. Oktober 2008 nach staatlichen Angaben knapp vor dem OppositionsfĂŒhrer Michael Sata (Patriotic Front, PF) durchsetzen.
Am 23. September 2011 setzte sich Michael Sata gegen seinen politischen Gegner Rupiah Banda bei den PrĂ€sidentschaftswahlen durch. Nach der MachtĂŒbernahme Satas fanden zahlreiche Korruptionsprozesse statt. Dabei wurden vor allem Angehörige der bisherigen Regierung verurteilt. In diesem Zusammenhang wurden auch ehemals privatisierte Betriebe wieder verstaatlicht, Oppositionelle wurden verfolgt und mundtot gemacht. 70 Prozent der Staatsangestellten gehörten der Ethnie von Michael Sata, den Bemba, an.
Nachdem Michael Sata im Oktober 2014 verstorben war, wurde der schottischstĂ€mmige Guy Scott zum InterimsprĂ€sidenten ernannt. Nach der Wahl im Januar 2015 wurde er durch Edgar Lungu (PF) abgelöst, dessen VizeprĂ€sidentin Inonge Wina wurde. WĂ€hrend seiner Amtszeit kam Lungu wegen seines autoritĂ€ren Gebarens zunehmend in die Kritik. Sambia geriet auĂerdem in eine Wirtschaftskrise, die durch die COVID-19-Pandemie ab 2020 noch verschĂ€rft wurde, so dass das Land im November 2020 zahlungsunfĂ€hig wurde und Umschuldungen beantragen musste. Bei den Wahlen 2021 wurde Lungu abgewĂ€hlt und Hakainde Hichilema (United Party for National Development, UNPD) als sein Nachfolger gewĂ€hlt.
Nach der Verfassung von 1991 ist Sambia eine PrĂ€sidialrepublik im Commonwealth. An der Spitze der Exekutive steht der fĂŒr fĂŒnf Jahre gewĂ€hlte StaatsprĂ€sident, der zugleich Oberbefehlshaber der StreitkrĂ€fte ist. Eine einmalige Wiederwahl ist möglich. Der PrĂ€sident ist gleichzeitig Regierungschef und fĂŒhrt das Kabinett. Bei der PrĂ€sidentschaftswahl am 12. August 2021 gewann der Oppositionskandidat Hakainde Hichilema mit 59,4 % gegen den Amtsinhaber Edgar Lungu, der 38,3 % erreichte. Bei der Wahl 2016 siegte Lungu noch mit einem knappen Vorsprung von 50,4 %.
Das Parlament (die Nationalversammlung) setzt sich aus 167 Mitgliedern zusammen. Davon werden 156 in Einpersonenwahlkreisen nach dem relativen Mehrheitswahlrecht gewÀhlt, acht vom PrÀsidenten ernannt, drei Personen sind qua Amt Mitglieder. Die letzte Parlamentswahl fand am 12. August 2021 statt.
Die Legislaturperiode betrĂ€gt fĂŒnf Jahre. 27 Vertreter ethnischer Gruppen bilden das House of Chiefs. Das Rechtswesen orientiert sich am britischen Recht sowie (meist familienrechtlich) an Stammesrecht.
Verglichen mit vielen NachbarlĂ€ndern in der Region wird die Menschenrechtssituation eher positiv bewertet. Auch gilt Sambia seit langem als ein Land, in dem sich politische Prozesse, wie Wahlen, relativ gewaltfrei und geordnet vollziehen. In Sambia gab es noch nie eine MilitĂ€rdiktatur und auch die langen Jahre der UNIP-Einparteienherrschaft 1973 bis 1991 unter PrĂ€sident Kenneth Kaunda waren nicht durch harte UnterdrĂŒckung gekennzeichnet und es gab kaum politische Gefangene. Die Lage der Menschenrechte verschlechterte sich in den Jahren der PrĂ€sidentschaft Michael Satas (2011 bis 2014) und seines Nachfolgers Edgar Lungu (2015 bis 2021). Galt das Land frĂŒher als Positiv-Beispiel fĂŒr demokratische Entwicklung, wurde die Entwicklung Sambias in den Jahren vor 2021 zunehmend skeptisch beurteilt. Vor den Wahlen 2021 urteilte Deprose Muchena von Amnesty International: âWas wir in Sambia vor allem in den letzten fĂŒnf Jahren erlebt haben, ist ein zunehmend brutales Vorgehen gegen die Menschenrechte, das durch dreiste Angriffe auf jede Form von Dissens gekennzeichnet istâ. Oppositionelle und Kritiker wĂŒrden verhaftet und Proteste gewaltsam aufgelöst. Berichte ĂŒber die UnterdrĂŒckung der Presse mehrten sich. Laut Reporter ohne Grenzen nahmen EinschĂŒchterungsversuche der Regierung auf Journalisten zu und auf Druck der Regierung wurden eine Zeitung und ein Sender geschlossen. Um Journalisten strafrechtlich zu verfolgen, nutze die Regierung entweder einen Vorwand wie die Nichtzahlung von Steuern oder die verschiedenen Gesetze gegen Verleumdung und Aufwiegelung.
Auch die Korruption hat zugenommen. "WĂ€hrend im Jahr 2017 noch 15 Prozent der Befragten angaben, innerhalb des vergangenen Jahres fĂŒr einen öffentlichen Dienst wie bei der Polizei oder im Gesundheitswesen Bestechungsgelder gezahlt zu haben, hat sich dieser Wert im Jahr 2020 auf 27 Prozent fast verdoppelt."
Der Wahlsieg des Oppositionskandidaten Hakainde Hichilema bei der PrĂ€sidentschaftswahl 2021 wurde mit groĂen Erwartungen in Hinsicht auf die Besserung der Menschenrechtslage und der KorruptionsbekĂ€mpfung begleitet.
Sambia hÀlt formell weiterhin an der Todesstrafe fest. Sie wurde jedoch zuletzt 1997 vollstreckt. Seit 2015 gilt die Todesstrafe als de facto abgeschafft, nachdem PrÀsident Lungu 332 Todesurteile in lebenslange Freiheitsstrafen umwandelte. Mit einer Verfassungsreform soll die Todesstrafe aus dem Strafrecht des Landes gestrichen werden.
Aufgrund der sehr hohen Zahl von AIDS-FĂ€llen mĂŒssen viele Ă€ltere Kinder nach dem Tod der Eltern die Familie versorgen. Insgesamt mĂŒssen 1,2 Millionen der 7- bis 14-jĂ€hrigen Kinder arbeiten. Das entspricht fast der HĂ€lfte dieser Altersklasse.
Homosexuelle, Bisexuelle und Transgender werden von offizieller Seite diskriminiert und stigmatisiert, so die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Auch einvernehmliche homosexuelle Handlungen unter MÀnnern bzw. unter Frauen gelten in Sambia als strafbar und können mit Haftstrafen von bis zu 14 Jahren geahndet werden.
Als afrikanisches Binnenland mit industriellen Schwerpunkten im Bergbau und Agrarsektor möchte Sambia vor allem seine wirtschaftlichen Beziehungen fördern und auslÀndisches Investment anwerben.
Sambia ist als Mitglied der Entwicklungsgemeinschaft des sĂŒdlichen Afrika (SADC), des gemeinsamen Marktes im sĂŒdlichen und östlichen Afrika (COMESA), der Afrikanischen Union sowie des Commonwealth of Nations.
Wichtig sind fĂŒr Sambia die Beziehungen zu seinen Nachbarstaaten sowie den groĂen westlichen Staaten wie den USA, Deutschland und der ehemaligen Kolonialmacht GroĂbritannien, von denen es Entwicklungsinitiativen erhĂ€lt. Im September 2018 stoppten GroĂbritannien, Finnland, Irland und Schweden ihre Zahlungen fĂŒr das "Social Cash Transfer Programme", nachdem ein Millionenbetrag durch Korruption verschwunden war.
Der bedeutendste auĂenpolitische Bezugspunkt in Afrika ist fĂŒr Sambia SĂŒdafrika. Ein immer wichtigerer Partner ist die Volksrepublik China, die in Sambias Bergbau- und Energiesektor investiert. Sambia verfĂŒgt ĂŒber ein staatliches Investitionsunternehmen, die Industrial Developement Corporation (IDC), die Ă€hnlich der gleichnamigen sĂŒdafrikanischen Institution eine Lenkungsfunktion ausĂŒbt.
Der Staat gliedert sich seit 2011 in zehn Provinzen (HauptstÀdte in Klammern):
2016 lebten 41,4 % der Bevölkerung in StĂ€dten oder stĂ€dtischen RĂ€umen. Die 5 gröĂten StĂ€dte sind (Stand 2017):
Landwirtschaft und Kupfer- und Kobaltbergbau und -verhĂŒttung im Copperbelt, einem Bergwerksdistrikt im Norden mit groĂen StĂ€dten wie Kitwe, Ndola und Mufulira, sind die tragenden Sektoren der Wirtschaft in Sambia. In Kabwe (im zentralen Sambia) werden auch Zinn- und Bleibergbau betrieben. Dienstleistungen und Industrie sind unterentwickelt. Trotz aller wirtschaftlicher Anstrengungen zĂ€hlt Sambia nach wie vor zu den Ă€rmsten LĂ€ndern der Welt: noch 2003 belief sich der Anteil der Bevölkerung mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag auf 64 %.
80 % der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft beschĂ€ftigt, weitere 14 % im Bergbau. Die Landwirtschaft beschĂ€ftigt also einen GroĂteil der sambischen ErwerbstĂ€tigen, erwirtschaftet aber nur 5 % der Bruttoinlandsprodukts Sambias. Um die ProduktivitĂ€t der sambischen Landwirtschaft zu stĂ€rken, wurde 2017 das Zambia Agribusiness and Trade Project ins Leben gerufen. Die Kupferindustrie ist eine der Hauptquellen des Bruttoinlandsproduktes und der Staatseinnahmen. Kupfer und Kobalt steuern mehr als 75 % (1997) der sambischen Exporteinnahmen bei, wĂ€hrend weitere 3 % durch andere Bergbauprodukte wie Blei, Zink oder Edelsteine erwirtschaftet werden. Durch die starke Bedeutung des Kupferbergbaus wurde Sambia in den letzten Jahren stark durch die Probleme dieses Sektors getroffen. So ging die Kupferproduktion von 755.000 Tonnen im Jahr 1969 bis auf 260.000 Tonnen (1999) zurĂŒck, was einem Weltmarktanteil von 2,1 % entsprach und Sambia 1999 auf Platz zwölf der kupferproduzierenden LĂ€nder stellte. Bedingt durch die steigenden Kupferpreise konnte die Produktion im Jahre 2005 wieder auf 550.000 Tonnen gesteigert werden. In der Bergbauindustrie Sambias sind zurzeit etwa 37.000 Menschen beschĂ€ftigt. Damit ist die Kupferindustrie der wichtigste private Arbeitgeber.
Seit 1976 ist Sambia mit dem Hafen Daressalam in Tansania durch die Tanzania-Zambia Railway (TAZARA), den Tanzam Highway und eine Ălpipeline verbunden. Mit dem Fall des Kupferpreises ab den 1970er Jahren geriet das Land in eine wirtschaftliche Krise. Es gab keinen weiteren wirtschaftstragenden Sektor mehr. Es folgten Importkontrollen. Der Staat achtete darauf, dass die sambische Agrarproduktion nur im Inland vermarktet wurde, und blockierte so eine Agrarerzeugung fĂŒr den Weltmarkt.
Ab 1991 erzwangen IMF und Weltbank etliche Reformen, darunter die Privatisierung der Kupferproduktion und der Zulieferbetriebe fĂŒr die Agrarwirtschaft. Trotzdem ist bis heute der staatliche Einfluss bei der Verteilung von Saaten und KunstdĂŒnger ĂŒberall prĂ€sent.
Die Privatisierung hatte nicht nur positive Folgen, denn die staatlichen Agenturen wurden nur fĂŒr lukrative Gegenden verkauft und brachen zu anderen Teilen einfach weg. Schwache Regionen, vor allem schwer erreichbare, standen plötzlich ohne jede Versorgung da. Im Bangweulubassin und in den oberen Sambesiprovinzen hat das zur Verarmung gefĂŒhrt. Zudem wurden Preisschwankungen prinzipiell zu Lasten der Bauern genutzt. Dazu kamen eine hohe Inflation der LandeswĂ€hrung Kwacha und demgemÀà hohe Kreditzinsen.
Zu den gröĂten Agrarkonzernen Sambias zĂ€hlt Zambeef, der neben der Produktion von Rind-, Schweine- und HĂŒhnerfleisch, Milchprodukten, Getreide (etwa Weizen und Soja), Speiseöl, Leder und Futtermitteln auch Schlachtereien, LebensmittellĂ€den und eine Fast-Food-Kette betreibt.
Im Global Competitiveness Index, der die WettbewerbsfĂ€higkeit eines Landes misst, belegte Sambia Platz 118 von 137 LĂ€ndern (Stand 2017â18). Im Index fĂŒr wirtschaftliche Freiheit belegte das Land 2017 Platz 122 von 180 LĂ€ndern.
Im Zuge der COVID-19-Pandemie in Sambia geriet das Land an den Rand der ZahlungsunfÀhigkeit bei Krediten von chinesischen Staatsbanken. Das Land hatte sich beim Ausbau der Infrastruktur abhÀngig von jenen Banken gemacht.
Alle BIP-Werte sind in US-Dollar (KaufkraftparitÀt) angeben.
Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 5,0 Milliarden US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 3,4 Milliarden US-Dollar gegenĂŒber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 7,4 % des BIP. Die Staatsverschuldung betrug 2016 12,9 Milliarden US-Dollar oder 57,5 % des BIP.
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Das Labour Institute of Zambia sprach 2018 von weiteren, verdeckten Schulden: Ăber die offiziellen 9,3 Mrd. US$ hinaus sei das Land mit 6 Mrd. US$ bei China und mit 5 Mrd. US$ intern verschuldet.
Im Rahmen der Multilateral Debt Relief Initiative (MDRI) hatte der IWF Sambia 2005 sÀmtliche Schulden erlassen.
FĂŒr die Sieben- bis 14-JĂ€hrigen besteht eine Schulpflicht. Die Alphabetisierungsrate betrug 2015 63,3Â % (Frauen: 56,0Â %, MĂ€nner: 70,9Â %).
Bei der Rangliste der Pressefreiheit 2017, welche von Reporter ohne Grenzen herausgegeben wird, belegte Sambia Platz 114 von 180 LĂ€ndern. Die Situation der Pressefreiheit im Land wird von Reporter ohne Grenzen als âschwierigâ eingestuft.
Das weitverbreitetste Gericht Sambias ist Nshima mit Ndiko. Nshima bezeichnet einen Maisbrei, welcher aus feinem, weiĂen Maismehl gekocht wird. Ndiko ist die Bezeichnung fĂŒr verschiedene SoĂen, etwa aus Spinat, GrĂŒnkohl, Tomaten, Okra oder ErdnĂŒssen. Aus dem Nshima formt man mit der rechten Hand einen kleinen Ball, den man in die SoĂen eintunkt und zum Mund fĂŒhrt. Die KolonialkĂŒche hat zur Verbreitung einiger traditionell britischer Gerichte gefĂŒhrt, bspw. English Breakfast. In den StĂ€dten Lusaka und Livingstone sind chinesische, libanesische und italienische Restaurants hĂ€ufig zu finden.
FuĂball gilt in Sambia als Nationalsport, wĂ€hrend Boxen, Netball, Squash, Rugby Union, Cricket, Golf und Leichtathletik ebenfalls eine gewisse Beliebtheit aufweisen. Beim Flugunfall der DHC-5 Buffalo AF-319 der sambischen LuftstreitkrĂ€fte kam die gesamte sambische FuĂballnationalmannschaft wĂ€hrend der Qualifikation zur FuĂball-Weltmeisterschaft 1994 ums Leben. Der sambischen FuĂballnationalmannschaft gelang mit dem Gewinn des Afrika-Cup 2012 der bisher gröĂte Erfolg.
Sambische Spieler wurden in der Vergangenheit zusammen mit Spielern aus Kenia, Uganda und Tansania fĂŒr die Ostafrikanische Cricket-Nationalmannschaft berufen, die am ersten Cricket World Cup 1975 in England teilnahm. Seitdem qualifizierte sich Sambia jedoch nicht mehr fĂŒr ein internationales Cricketturnier.
Sambia ist einer der Teilnehmer bei der Rugby-Union-Afrikameisterschaft und trifft dort auf andere aufstrebende Nationalmannschaften.
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ZM.CE | Central | |
ZM.CO | Copperbelt | |
ZM.EA | Eastern | |
ZM.EA | Eastern | |
ZM.LP | Luapula | |
ZM.LS | Lusaka | |
ZM.NW | North-Western | |
ZM.NO | Northern | |
ZM.SO | Southern | |
ZM.WE | Western |