Beschreibung der Tour:
Nach einem tollen Wolkenschauspiel bei Sonnenaufgang brechen wir bei schönstem Wetter von der Hütte auf. Es ist noch sehr frisch als wir den kleinen See Lech de Pisciadu direkt neben der Hütte im Schatten des Gipfels vom Cima Pisciadu passieren. Unterhalb der Felsen geht es über ein Geröllfeld aufwärts durch das Vall de Tita. Zum Ende hin kommen wir an die Felsen wo es über einige Stahlseilversicherungen hinauf geht. Ein echter Klettersteig ist das nicht und nach kurzer Zeit sind wir über diese Passage hinweg. Wir treffen auf den ersten Schnee, der noch hart gefroren ist und gerade als wir im Sattel unterhalb des Gipfels ankommen erreichen uns die ersten Sonnenstrahlen.
Man kann hier im Sattel seinen Rucksack im Depot liegen lassen, so wie es auch einige Gipfelaspiranten tun. Dann geht es hinauf Richtung Gipfel.
Über zahllose Bänder quert man immer wieder in der Gipfelflanke die mehr als ausreichend markiert ist, so dass trotz des unübersichtlichen Geländes ein Verlaufen ausgeschlossen ist. Ein paar Mal muss man auch etwas mit den Händen anpacken und es gibt wenige unangenehme weil bröselige Abschnitte, aber insgesamt stellt sich der Aufstieg als recht einfach dar.
Wir kommen am Gipfelkreuz an und ich gehe noch rüber zum höchsten Punkt auf dem eine Wetterstation steht. Man kann hinunterblicken auf die Hütte und sieht auch schon ganz deutlich den Piz Boe mit seinem markanten Gipfelaufbau, wo wir als nächstes hin wollen.
Nach einer Rast steigen wir auf dem selben Weg wieder hinunter. Die losen Steine sind im Abstieg deutlich unangenehmer als im Aufstieg aber trotzdem sind wir flott wieder im Sattel am Rucksackdepot.
Auf dem Weg 666, dem Weg des Teufels, geht es nun über Geröll bis zu einer Rinne die wir hinaufsteigen um danach den Stangen hinauf auf die rieisige Hochfläche zu folgen.
Auf diese steigen wir nun ein Stück ab, immer den Gipfel des Piz Boe im Blick bis wir vor der kleinen Erhebung des L Antersas stehen. Hier kann man sich nun entscheiden, ob man ihn unschwer überschreitet oder auf einem Steig unten umgeht. Wir entscheiden uns für die leichtere Variante oben drüber und nehmen so auch einen weiteren Gipfel mit. Beim Aufstieg schauen wir fasziniert auf die Misde Türme die aus dem Nebel aufragen.
Nachdem wir den fanstastischen Ausblick genossen haben machen wir uns auf dem kurzen Weg zum Regugio Boe, die wir schon vor uns sehen können.
An der Hütte kommen wir dem Wunsch nach einer Konsumation gerne entgegen und machen eine Brotzeit mit Spiegeleiern und Speck. Nach dieser sehr leckeren Jause machen wir zunächst einen kleinen Abstecher zu dem weithin sichtbaren großen Steinmännchen mit dem Loch, der eine interessante Perspektive bietet. Von hier geht es zurück auf den breiten Normalweg zum Gipfel. Wir gehen den Schotterhang hinauf bis wir die Felsen erreichen. Hier erwartet uns eine Überraschung. Der Weg verzweigt sich hier in einen Steig für den Aufstieg und einen Steig für den Abstieg. Eine sehr gute Lösung wie ich finde. So kommen sich auf dem kurzen Klettersteig die Wanderer nicht in die Quere, von denen es hier wirklich zahlreiche gibt. Wir wählen also natürlich den Steig rechts herum für den Aufstieg. Ein kurzes ausgesetztes Band und ein Stück den Fels hinauf folgen wir dem Stahlseil ehe die Wege im breiten Geröllhang wieder aufeinander treffen. Bis zum Grat geht es nun den ausgetretenen Weg hinauf. Die letzten Meter zur Hütte und zum Gipfel sind heute recht heikel, da sich auf dem Weg eine Schicht aus Eis gebildet hat, die spiegelglatt ist. Vor allem die weniger bergerfahrenen Wanderer, von denen es hier oben leider eine ganze Menge gibt, tun sich sichtlich schwer und ich habe Angst, dass mir jeden Moment einer entgegenrutscht. Es geht aber alles gut und so stehen wir am höchsten Punkt des Tages über 3150 Meter.
Wir reihen uns in die Schlange vor dem Gipfelkreuz ein und machen ebenfalls unser obligatorisches Gipfelfoto. Auf der Terrasse der Capanna Fassa ist es uns zu voll und außerdem haben wir ja eben erst an der Rifugio Boe gegessen, daher sparen wir uns eine Einkehr hier oben, auch wenn die Aussicht herrlich ist.
Ich entdecke noch das Schild zum WC Alpinistico und da ich eh austreten müsste, mache ich einen kurzen Abstecher zu dem wirklich alpinistisch gelgenen Plumpsklo.
Kurze Zeit später entfliehen wir dem Menschentrubel hier oben und gehen zurück am Grat bis zum Anstieg von der Boe Hütte. Da wir uns für den anspruchsvolleren aber einsameren Weg über den Grat entschieden haben, gehen wir nun geradeaus weiter auf dem Grat Richtung Piz Lech Dlace. Der Weg ist unschwierig zu finden, da er sich immer ziemlich genau oben auf dem Grat befindet. Es gibt einige mit Drahtseilen versicherte Stellen ehe der Abstieg über ein Geröllfeld in eine Senke erfolgt. Von hier führt wieder ein breiter Pfad auf den eher unscheinbaren Gipfel der Eisseespitze, aber immerhin ebenfalls ein benannter 3000er. Der Abstieg vom Gipfel ist einige Male versichert und verläuft durch steiles felsiges Gelände bis er in ein breites Geröllfeld mündet. Zügig steigen wir über das Geröll weiter ab und dann umrunden wir den Pizes dl Valun in seiner Flanke ohne nennenswerten Höhenverlust. Dann beginnt in einer steilen Rinne der eigentlich Lichtenfelser Steig durch den wir nun absteigen müssen. Stufig geht es an einigen nicht mehr ganz so neuen Stahlseilen bergab auf einem Pfad der sich spektakulär durch das scheinbar unüberwindbare Gelände schlängelt. Noch eine letzte Steilstufe ehe der Fels wieder im Geröll endet und nach einer Querung flacht das Gelände schnell ab und wir gehen den Rest des Weges bis zur Franz Kostner Hütte gemütlich durch die Steine.
An der Hütte angekommen ist es ziemlich kühl und wir beziehen unsere gemütlichen kleinen Zimmer.