Algerien (arabisch ۧÙŰŹŰČۧۊ۱ al-DschazÄâir, DMG al-ÇŠazÄÊŸir âdie Inselnâ; berberisch â”⎻┣┣⎰┹⎻┠Lezzayer, â”⎷┣⎰┹⎻┠Ldzayer und ⎷┣⎰┹⎻┠Dzayer; amtlich al-DschumhĆ«rÄ«ya al-DschazÄâirÄ«ya ad-DÄ«mĆ«qrÄtÄ«ya asch-SchaÊżbÄ«ya / ۧÙŰŹÙ ÙÙ۱ÙŰ© ۧÙŰŹÙŰČۧۊ۱ÙŰ© ۧÙŰŻÙÙ Ù۱ۧ۷ÙŰ© ۧÙŰŽŰčŰšÙŰ© /âDemokratische Volksrepublik Algerienâ, auf berberisch â”⎰⎳⎷â”⎷⎰ â”⎰┣┣⎰┹â”â”â” â”⎰â”⎰⎳⎷⎰┹┠â”⎰â”⎻â”⎌⎰â”â” Tagduda tazzayrit tamagdayt taÉŁerfant) ist ein Staat im Nordwesten Afrikas.
Algerien, als mittleres der MaghreblĂ€nder, ist der FlĂ€che nach der gröĂte Staat des afrikanischen Kontinents und der zehntgröĂte Staat der Welt. Nach Einwohnern lag Algerien im Jahr 2017 innerhalb Afrikas mit gut 41 Millionen an achter Stelle. Es grenzt im Norden an das Mittelmeer, im Westen an Mauretanien, Marokko und die von Marokko beanspruchte Westsahara, im SĂŒden an Mali und Niger und im Osten an Libyen sowie Tunesien. Das Land ist nach seiner Hauptstadt Algier (französisch Alger) benannt. Weitere bedeutende GroĂstĂ€dte sind Oran, Constantine, Annaba und Batna. Das Land wurde nach Ende des Algerienkriegs (1954â1962) unabhĂ€ngig. Mit der Verfassung von 1996 trat ein semiprĂ€sidentielles Regierungssystem in Kraft.
Im Nordteil Algeriens, an der SĂŒdkĂŒste des Mittelmeers und im Atlasgebirge, lebt der Hauptteil der Bevölkerung. Der weitaus gröĂere SĂŒdteil, in Algerien Le Grand Sud genannt, ist nur dĂŒnn besiedelt und wird von den WĂŒstenregionen der Sahara dominiert.
Hinter dem nur schmalen, buchtenreichen Saum der MittelmeerkĂŒste erhebt sich der steil ansteigende Tellatlas. Der durch Becken, LĂ€ngs- und QuertĂ€ler gegliederte Gebirgszug erreicht östlich von Algier in der wild zerschluchteten Kabylei 2308 m Höhe und sĂŒdwestlich von Algier steigt das Ouarsenis-Gebirge bis 1963 m an. Die SĂŒdseite des Tellatlas fĂ€llt zum Hochland der Schotts auf 1000 m bis 391 m ab. Hier liegen zahlreiche abflusslose, versumpfte Salzseen, die sogenannten Schotts. SĂŒdlich an dieses bis zu 150 km breite Hochland schlieĂt sich der Saharaatlas an; er verlĂ€uft parallel zur KĂŒste und zum Tellatlas. Sein höchster Berg ist 2328 m hoch.
Jenseits der markanten SĂŒdabdachung des Atlasgebirges, die am Schott Melghir im östlichen Tiefland bis 35 m unter Meeresniveau abfĂ€llt, breitet sich die algerische Sahara aus; sie nimmt mit gut zwei Millionen Quadratkilometern 85 % der LandesflĂ€che ein. An einen Streifen WĂŒstensteppe im Norden schlieĂen sich die ausgedehnten, fast vegetationslosen SanddĂŒnengebiete des Ăstlichen GroĂen Erg, des Westlichen GroĂen Erg, des Erg Iguidi und des Erg Chech an. Zu einem gröĂeren Teil wird die Sahara Algeriens von den steinigen Plateaus wie der Hammada du Draa oder der Hammada du Guir im Westen und von Stufenlandschaften (Tassili nâAjjer im SĂŒdosten) eingenommen. Im SĂŒden erhebt sich das im Tahat (höchster Berg Algeriens) 2908 m hohe Ahaggar-Massiv, ein wĂŒstenhaftes Hochgebirge vulkanischen Ursprungs, das bis heute erdbebengefĂ€hrdet ist. SĂŒdlich des Tassili nâAjjer liegen die groĂen DĂŒnengebiete des Tschadbeckens.
Als lĂ€ngster unter den sonst meist kurzen DauerflĂŒssen in der KĂŒstenregion des Tellatlas ist der Cheliff zu erwĂ€hnen. Weiter im SĂŒden sind die FlusstĂ€ler Algeriens meist trocken (Wadis) und mitunter von Oasen gesĂ€umt; durch heftige RegenfĂ€lle â auch in entfernteren Gebieten â kann ein Wadi unvermittelt zum reiĂenden Strom werden. Eines der lĂ€ngsten dieser TrockentĂ€ler hat der Wadi Igharghar geschaffen.
Algerien hat im Norden mediterranes Klima, im SĂŒden extrem trockenes WĂŒstenklima. An der MittelmeerkĂŒste und den NordhĂ€ngen des Tellatlas betrĂ€gt die Mitteltemperatur im August 25 °C, im Januar 12 °C; die NiederschlĂ€ge (durchschnittlich 500 bis 1000 mm) fallen vorwiegend im Winter. Im Hochland der Schotts herrscht winterfeuchtes Steppenklima mit ausgeprĂ€gten saisonalen Temperaturschwankungen (Januarmittel kaum ĂŒber 0 °C, Augustmittel 30 °C). Die NiederschlĂ€ge, meist in Form von kurzen Platzregen, betragen hier nur noch 350 mm. Der Nordhang des Saharaatlas wird stĂ€rker beregnet; an der SĂŒdseite aber vollzieht sich rasch der Ăbergang zum heiĂen, trockenen WĂŒstenklima der Sahara mit tĂ€glichen Temperaturschwankungen bis 20 °C und mehr. Die Temperaturen erreichen im Sommer ĂŒber 40 °C, im Winter können sie unter 0 °C sinken. In manchen Gegenden liegt das langjĂ€hrige Niederschlagsmittel bei nur 10 mm. Aus der Sahara weht in den Sommermonaten hĂ€ufig der Scirocco, ein trockener, staubbeladener Wind.
Algerien hat heute einen Waldanteil von nur 2 %, etwa 80 % des Landes sind nahezu vegetationslos. Gezielte AufforstungsmaĂnahmen wie der Barrage vert haben das Ziel, die Ausbreitung der WĂŒste zu bremsen. Zwischen 1990 und 2000 hat der Waldbestand um 1,3 % zugenommen. An der ausreichend beregneten Nordseite des Tellatlas wachsen mediterrane StrĂ€ucher wie Macchie, Aleppo-Kiefern, Korkeichen und Steineichen sowie (ĂŒber 1600 m) Atlas-Zedern; in der Kabylei gibt es noch zusammenhĂ€ngende Waldgebiete.
Im Hochland der Schotts dominieren Steppen mit Halfagras und WermutgewĂ€chsen. Die Gebirgssteppe des Saharaatlas geht nach SĂŒden in die weitgehend vegetationslose WĂŒste ĂŒber; Pflanzen (v. a. Dattelpalmen) wachsen nur in Randzonen und grundwasserbegĂŒnstigten Gebieten (Oasen). Das Ahaggar-Gebirge ist waldlos; stellenweise gibt es mediterrane Vegetation.
An wildlebenden Tieren kommen Gazellen, WĂŒstenfĂŒchse (Fenneks), MĂ€hnenschafe, Berberaffen, vereinzelt Geparde, Springmaus, Schlangen, Echsen, Skorpione und verschiedene Vogelarten (darunter groĂe Greifvögel) vor. UrsprĂŒnglich waren auch Berberlöwen und AtlasbĂ€ren in Algerien heimisch. Die wildlebenden BestĂ€nde sind allerdings ausgestorben.
Im Nationalpark Tassili nâAjjer, der Weltnatur- und WeltkulturerbestĂ€tte der UNESCO, gibt es noch BestĂ€nde von MĂ€hnenschafen und DĂŒnengazellen sowie einige wenige Geparde.
Die Bevölkerung Algeriens war 1830 ca. 3 Millionen Menschen und ist 1876 und 1931 von knapp 2,9 Millionen auf 6,1 Millionen im Jahre 1926 (1960 11 Mio. - 1980 20 Mio. - 2000 31 Mio.) auf 42,2 Millionen im Jahr 2018 gewachsen. (2020 44 Mio. Ew.) Infolge des starken Bevölkerungswachstums lag im Jahr 2010 der Anteil der unter 15-JÀhrigen bei 25,4 %. Die Geburtenrate lag 2016 bei 2,7 Kindern pro Frau.
Fast alle Algerier sind berberischer Herkunft; etwa 40 % bekennen sich zu ihrer berberischen IdentitĂ€t. Algerien erlebte im Zuge der Islamisierung im 7. und 8. Jahrhundert eine umfassende Arabisierung hinsichtlich Kultur, Sprache und Religion. Vorwiegend sich als Araber bezeichnende Menschen (70 %) und verschiedene BerberstĂ€mme (30 %), die zum Teil arabisiert sind, bevölkern Algerien. Da sich die Volksgruppen ab dem 20. Jahrhundert zunehmend vermischt haben, ist es bisweilen schwierig, einen Algerier einem bestimmten Stamm zuzuordnen. Immer mehr haben sowohl arabische als auch berberische Wurzeln. Die Zahl der EuropĂ€er, die unter französischer Herrschaft im Jahre 1960 noch 10 % der Bevölkerung ausmachten, sank nach Erlangung der UnabhĂ€ngigkeit bis auf etwa 20.000. Nach Jahrhunderten osmanischer Herrschaft wird die Anzahl der Kulughli genannten osmanischstĂ€mmigen Bevölkerung (mit tĂŒrkischen, kurdischen und teils armenischen Wurzeln) auf 600.000 bis 2 Millionen geschĂ€tzt.
Die Bevölkerung in Algerien ist sehr ungleich verteilt. 96 % der Einwohner leben im Norden auf einem FĂŒnftel der StaatsflĂ€che. Ăber die HĂ€lfte (2008 65 %) â mit steigender Tendenz â wohnt bereits in den StĂ€dten, die vornehmlich im KĂŒstenbereich liegen. SchĂ€tzungsweise 2,3 Millionen Algerier leben im Ausland, davon ĂŒber 1,5 Millionen in Frankreich. Diese bilden die gröĂte islamische Bevölkerungsgruppe in Frankreich. Ursachen der hohen Auswanderungsquote sind hauptsĂ€chlich das rasche Bevölkerungswachstum und fehlende Arbeitsmöglichkeiten. 2017 waren nur 0,6 % der Bevölkerung Algeriens AuslĂ€nder. Das Land hat damit einen sehr niedrigen Migrantenanteil.
Die Amtssprachen Algeriens sind Arabisch und verschiedene Berbersprachen (Tamazight). Französisch spielt eine wichtige Rolle als Bildungs-, Handels- und Verkehrssprache. Algerien gilt als das Land mit den meisten Französischsprechenden auĂerhalb Frankreichs; aus politischen GrĂŒnden bekennt es sich jedoch nicht zur Frankophonie. Staatliche Fernsehsender strahlen Nachrichten und Dokumentationen auch auf Französisch aus; im staatlichen Hörfunk ist eines der drei Hauptprogramme auf Französisch. Seit 2002 hat auch Tamazight den Status einer Nationalsprache, seit 2016 ist es Amtssprache, in der auch Radioprogramme sowie vereinzelt Fernsehsendungen ausgestrahlt werden.
Als Schriftsprachen finden vor allem Französisch und Hocharabisch Verwendung; Initiativen der Regierung forcieren seit den 1970er Jahren den Gebrauch des Hocharabischen und eine ZurĂŒckdrĂ€ngung des Französischen. Insbesondere in der GroĂen und Kleinen Kabylei ist Kabylisch als Schriftsprache verbreitet, doch sind dazu fast nur junge Menschen in der Lage, da die ĂŒber 30-JĂ€hrigen in der Schule noch nicht auf Kabylisch alphabetisiert wurden.
Heute (Stand 2014) ist die Muttersprache von etwa 70 % der Bevölkerung ein algerischer Dialekt des Arabischen (Darja), das sich vom Hocharabischen, das in Medien, Politik, Verwaltung und Schulen vorherrscht, deutlich unterscheidet. Die Muttersprache weiterer ca. 30 % der Bevölkerung ist Tamazight. Der SĂŒden des Landes ist fast ausschlieĂlich von Tamascheq-sprachigen Tuareg (die zu den Amazigh zĂ€hlen) bewohnt.
Französisch wird von fast allen Algeriern verstanden; der Grad der Beherrschung variiert jedoch stark. Ăltere Menschen, deren Schulbildung vor der Umstellung des Schulsystems von Französisch auf Hocharabisch (1976) erfolgte, akademisch Gebildete und viele Bewohner der Kabylei sprechen meist flieĂend Französisch mit nahezu muttersprachlicher Kompetenz. JĂŒngere Menschen beherrschen das Französische dagegen in schriftlicher Form oft fehlerhaft und bedienen sich eines Français rĂ©gional, einer Mischsprache aus Französisch und Darja.
Eine kleine Minderheit im Westen von Algerien spricht Korandje, die nördlichste von den Songhai-Sprachen.
Zwischen 98 % und 99 % der Bevölkerung bekennen sich zum Islam. Eine Minderheit, vor allem in Algerien lebende AuslĂ€nder und konvertierte Algerier, gehören dem Christentum in Algerien an, traditionellerweise der katholischen Kirche Algeriens. Im Gefolge des 1992 ausgebrochenen BĂŒrgerkriegs zwischen Regierung und der Islamistischen Heilsfront (FIS), die vor Massenmorden an Landsleuten nicht zurĂŒckschreckte, wandten sich einige Algerier, v. a. in der Kabylei, dem protestantischen Christentum zu. Die protestantischen Gemeinden in der Kabylei existieren teilweise schon seit den 1930er Jahren. AuĂerdem gibt es noch eine geringe Zahl an Einwohnern jĂŒdischen Glaubens (heute weniger als 0,1 % der Bevölkerung). Die Mozabiten sind eine islamische Minderheit.
Algerien hat den sunnitischen Islam zur Staatsreligion erklĂ€rt. In der zweiten HĂ€lfte des 20. Jahrhunderts gewann der Islam immer stĂ€rker an Einfluss im tĂ€glichen Leben der Algerier. Schon Algeriens UnabhĂ€ngigkeitsbewegung war stark vom Islam durchdrungen, weshalb die ReligionsfĂŒhrer nach dem Sieg ĂŒber Frankreich mehr Rechte einforderten. Seit 1963 gilt das StaatsbĂŒrgerschaftsrecht auf islamischer Grundlage; seit 1964 wird an allen Schulen der Koran unterrichtet. Mit der Zeit wurde auch die Scharia als Grundlage des Rechtssystems eingefĂŒhrt: Seit 1984 ist ein Familienrecht in Kraft, in dem die Benachteiligung bzw. Andersbehandlung von Frauen festgeschrieben wird. Ein am 28. MĂ€rz 2006 in Kraft getretenes Gesetz stellt die Missionierung von Muslimen durch andere Religionen unter hohe Strafen.
FĂŒr alle Arbeitnehmer besteht eine allgemeine Sozialversicherung; ab dem 60. Lebensjahr wird eine Altersrente gezahlt. Ebenso gibt es Invaliden- und Hinterbliebenenrenten. Was fehlt, ist eine ArbeitslosenunterstĂŒtzung â ein Manko, das bei der hohen Arbeitslosigkeit (2016: 12,4 %) betrĂ€chtliche soziale Auswirkungen hat.
Allgemeine Schulpflicht besteht fĂŒr 6- bis 15-JĂ€hrige. Darauf können drei Jahre auf einer weiterfĂŒhrenden Schule folgen. Die Unterrichtssprachen sind Französisch und Arabisch. Die Bildungs- und Ausbildungsunterschiede zwischen MĂ€nnern und Frauen sowie zwischen Stadt und Land sind immer noch erheblich. In Algerien stieg die mittlere Schulbesuchsdauer von 3,6 Jahren im Jahr 1990 auf 7,8 Jahre im Jahr 2015 an. Alphabetisierungsprogramme fĂŒr Erwachsene und eine höhere Einschulungsrate lieĂen die Analphabetenquote in den letzten Jahrzehnten langsam auf mittlerweile 13 % bei den MĂ€nnern und 27 % bei den Frauen sinken. Das Land hat zwölf UniversitĂ€ten; die Ă€lteste wurde 1879 in Algier gegrĂŒndet.
Die Reform des algerischen Schulwesens mit dem Ziel einer grundlegenden Modernisierung des Schulunterrichts wird seit 2014 von der Regierung vorangetrieben. Den europĂ€ischen Fremdsprachen wird â nach den Jahren der Arabisierung des Schulsystems â eine wichtige Rolle zugeschrieben. Französisch ist erste, Englisch zweite, Deutsch, Spanisch oder Italienisch dritte Fremdsprache. In der Praxis leidet die Reform am FachkrĂ€ftemangel (Abwanderung von LehrkrĂ€ften ins Ausland, stagnierende Studentenzahlen/etwa 1,3 Millionen im Studienjahr 2014/15), dem Fehlen einer modernen Fremdsprachendidaktik und hĂ€ufigen Streiks des Lehrpersonals. Nur ein Teil der algerischen Lehrer wurde an Hochschulen ausgebildet. Im PISA-Ranking von 2015 erreichten algerische SchĂŒler Platz 71 in Mathematik, Platz 71 in den Naturwissenschaften und Platz 69 beim LeseverstĂ€ndnis; die Situation in insgesamt 72 Staaten wurde in der Studie untersucht.
Der Standard des Gesundheitswesens ist trotz Verbesserungen noch unzureichend. Trotz allgemeiner kostenloser medizinischer Versorgung der Bevölkerung ist vor allem ein betrÀchtliches Stadt-Land-GefÀlle zu beobachten. Die Lebenserwartung lag 2016 bei 76,8 Jahren; hier ist ein erheblicher Anstieg seit dem Ende der Kolonialzeit festzustellen. 2006 lagen die Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben der Regierung bei 146 US$ (KaufkraftparitÀt). Die HIV-Infektionsrate ist niedrig.
Quelle: UN
UrsprĂŒnglich war das Gebiet des heutigen Algerien von berberischen VolksstĂ€mmen bewohnt, im Osten von Tuareg. Vom 12. Jahrhundert v. Chr. an errichteten die Phönizier an der KĂŒste HandelsstĂŒtzpunkte und grĂŒndeten 814 v. Chr. die Handelsstadt Karthago im heutigen Tunesien, die sich in der Folge zur GroĂmacht im westlichen Mittelmeer entwickelte. Um 202 v. Chr. schlossen sich die Berber-StĂ€mme (Mauren) unter Massinissa zum Königreich Numidien zusammen und verbĂŒndeten sich mit Rom gegen Karthago. Die Erhebung Karthagos gegen Massinissa 149 v. Chr. lieferte Rom den erwĂŒnschten Vorwand fĂŒr den Dritten Punischen Krieg, in dessen Verlauf Karthago zerstört wurde. 46 v. Chr. unterwarf Rom Numidien und vereinigte es mit Karthago zur römischen Provinz Numidia-Mauretania. Bis zum Einfall der Vandalen im Jahre 429 n. Chr. war diese die Kornkammer Roms. Die Vandalenherrschaft endete 534 mit der Eroberung durch Truppen des oströmischen Kaisers Justinian I., wodurch Nordafrika byzantinische Provinz wurde.
Schon seit dem 3. Jahrhundert hatte das Christentum in Nordafrika an Einfluss gewonnen. In den groĂen StĂ€dten waren mehrere BistĂŒmer entstanden: So war der hl. Augustinus, der einflussreichste Kirchenlehrer des frĂŒhen Christentums, Ende des 4. Jahrhunderts Bischof von Hippo Regius, dem heutigen Annaba.
Um die Mitte des 7. Jahrhunderts stieĂen die Araber in den Maghreb vor. 697 eroberten sie einen GroĂteil des heutigen Algerien. Die Bevölkerung wurde gröĂtenteils islamisiert. Im Laufe des 8. Jahrhunderts kam es wiederholt zu AufstĂ€nden der Berber gegen die arabischen Eroberer: 757 wurden die Berber-Reiche im Atlasgebirge vom Kalifat unabhĂ€ngig, wĂ€hrend die drei sich herausbildenden FĂŒrstentĂŒmer der Idrisiden, Aghlabiden und Ziriden unter dessen Herrschaft gerieten.
Im 11. Jahrhundert konnte sich die Berberdynastie der Almoraviden im Gebiet des heutigen Algerien durchsetzen; sie beherrschte das Land fast 100 Jahre, bis sie 1147 von den Almohaden abgelöst wurde. Diese Dynastie eroberte in der Folgezeit den Maghreb und SĂŒdspanien; in der zweiten HĂ€lfte des 13. Jahrhunderts zerfiel das Reich dann jedoch. Ostalgerien wurde Teil eines tunesischen FĂŒrstentums, im Westen bildete sich von 1269 an das Königreich der Abd-al-Wadiden mit der Hauptstadt Tlemcen (heutiges Tilimsen) heraus.
Anfang des 16. Jahrhunderts versuchten die Spanier, an der algerischen KĂŒste FuĂ zu fassen. Daraufhin unterstellte sich das Land 1519 der Oberhoheit des Osmanischen Reiches und wurde dessen Vasall; Algerien wurde das EyĂąlet Cezayir innerhalb des Osmanischen Reiches und spĂ€ter in ein VilĂąyet umgewandelt. Es blieb bis 1830 unter Osmanischer Oberhoheit, war jedoch ab 1711 faktisch unabhĂ€ngig. Bis ins 19. Jahrhundert konnte sich Algerien gegen die Versuche der Spanier, NiederlĂ€nder, Briten und Franzosen zur EindĂ€mmung der SeerĂ€uberei erfolgreich zur Wehr setzen.
Die Barbaresken-Piraten plĂŒnderten Schiffe von Christen und Nichtmuslimen im Mittelmeer. Oft raubten die Piraten auch die SeemĂ€nner und Passagiere, um diese in die Sklaverei weiterzuverkaufen. SchĂ€tzungen des Historikers Robert Davis gehen davon aus, dass zwischen dem 16. bis 19. Jahrhundert etwa 1 Million bis 1,25 Millionen EuropĂ€er in der Sklaverei landeten. Durch die Sklaven-RaubzĂŒge an den europĂ€ischen KĂŒsten entstand der heutige Begriff Razzia.
Erste PlĂ€ne zur Eroberung Algeriens durch Frankreich wurden unter Napoleon Bonaparte erstellt. 1830 begann die französische Invasion. Hintergrund waren innenpolitische Probleme Karls X.; als BegrĂŒndung des Angriffes auf Algerien wurden aber vor allem das respektlose Verhalten des algerischen Dey (der berĂŒhmte Schlag mit dem Fliegenwedel), die von den nordafrikanischen KĂŒsten ausgehende Piraterie und das Ziel der Verbreitung des Christentums angefĂŒhrt. Dazu wurde auch 1831 die Fremdenlegion â LĂ©gion Ă©trangĂšre gegrĂŒndet. Die vom Sufismus geprĂ€gten Algerier empfanden den französischen VorstoĂ als Angriff des Christentums auf die Welt des Islams. Der junge Abd el-Kader wurde zu ihrem FĂŒhrer und rief zum Dschihad auf. Nach massiven RĂŒckschlĂ€gen wurde Thomas Robert Bugeaud Befehlshaber der französischen Truppen. Durch eine Ă€uĂerst grausame KriegsfĂŒhrung, auch gegen Zivilisten, besiegte er Abd el-Kader 1847. Die groĂe Kabylei wurde bis 1855 erobert. In den folgenden Jahren wurden AufstĂ€nde der Algerier niedergeschlagen, sodass die Franzosen 1881 die vollstĂ€ndige Kontrolle ĂŒber den Norden Algeriens erlangt hatten.
Die algerische Bevölkerung hatte massive Verluste erlitten. Die staatlichen und religiösen Strukturen Algeriens wurden zerschlagen, das Gemeineigentum an LÀndereien wurde aufgehoben. Zahlreiche Siedler, Italiener, Spanier, Franzosen und Malteser, strömten in die Siedlungskolonie, wÀhrend die einheimischen Bauern in weniger fruchtbare Gebiete abgedrÀngt wurden. Um die Jahrhundertwende eroberten die Franzosen auch die Saharagebiete Algeriens. Danach wurde Algerien in drei Départements gegliedert: Oran, Algier, Konstantin.
Die Bevölkerung Algeriens wurde durch den Code de lâindigĂ©nat von 1875 in BĂŒrger erster und zweiter Klasse unterteilt, in französische StaatsbĂŒrger (zuerst nur Franzosen, seit 1889 auch Italiener, Malteser und Spanier) und französische Untertanen ohne StaatsbĂŒrgerschaft (âSujetsâ). Am 26. August 1881 wurden die drei DĂ©partements zum Bestandteil Frankreichs erklĂ€rt. Sie waren danach keine Kolonie mehr, sondern französisches Staatsgebiet mit denselben Rechten und Pflichten wie alle anderen DĂ©partements. Die Sahara-Gebiete blieben unter MilitĂ€rverwaltung.
Die nicht-französischen EuropĂ€er in Algerien assimilierten sich rasch an die französische Kultur. Eine Zwischenstellung hatten die fast 40.000 algerischen Juden. Seit der Dreyfus-AffĂ€re war unter den Siedlern der Antisemitismus verbreitet; es kam zu Ausschreitungen gegen Juden, und es wurden antisemitische Zeitungen publiziert. 1870 waren die jĂŒdischen Algerier mit dem DĂ©cret CrĂ©mieux gegen ihren Willen zu französischen StaatsbĂŒrgern erklĂ€rt worden.
In der Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg erwarben die EuropĂ€er immer mehr Ackerland, teils durch Kauf, teils durch rechtliche Tricks. 1936 hielten sie 40 % des fruchtbaren Landes. Dennoch lebte die Mehrheit der europĂ€ischen Algerier in den StĂ€dten. Die Zahl der muslimischen Algerier stieg nach 1870 von zwei auf neun Millionen, die Zahl der EuropĂ€er auf eine Million. Die muslimischen Algerier verarmten in 100 Jahren französischer Herrschaft, sodass UnterernĂ€hrung bis hin zu Hungersnöten verbreitet waren. Von der Bildung, die Frankreich als seinen zivilisatorischen Auftrag verherrlichte, waren fast alle Muslime ausgeschlossen. Reformversuche der französischen Politik, ob von konservativen oder sozialistischen KrĂ€ften, scheiterten, da sie meist nationalistisch gefĂ€rbt waren und nicht wagten, den Anspruch Frankreichs auf die Herrschaft ĂŒber Algerien in Frage zu stellen.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs waren rund 30.000 Algerier als ArbeitskrĂ€fte in Frankreich beschĂ€ftigt. WĂ€hrend des Krieges benutzte die französische Regierung die algerische Bevölkerung als wirtschaftliche und militĂ€rische Reserve. Insgesamt wurden in dieser Zeit 120.000 Algerier zur Arbeit nach Frankreich geholt. Weitere 173.000 dienten als Freiwillige oder Wehrpflichtige in den französischen StreitkrĂ€ften. Bis 1939 fiel die Zahl der algerischen Arbeitsmigranten in Frankreich dann auf rund 32.000. Aus der Gruppe dieser Migranten entstand die Ătoile Nord-Africaine, eine politische Partei der Algerier mit dem Ziel der UnabhĂ€ngigkeit von Frankreich.
Aufschwung erhielt die UnabhĂ€ngigkeitsbewegung insbesondere nach dem Massaker von SĂ©tif; bei Unruhen in SĂ©tif, Kherrata und Guelma waren zehntausende Algerier von der französischen Armee getötet worden. Als Reaktion auf das Erstarken der UnabhĂ€ngigkeitsbewegung wurde im September 1947 durch das Algerien-Statut allen Algeriern die französische StaatsbĂŒrgerschaft zuerkannt, doch hielt dies den Kampf um die Loslösung von Frankreich nicht auf. Der 1954 beginnende Algerienkrieg (bis 1962) wurde von beiden Seiten mit Ă€uĂerster HĂ€rte gefĂŒhrt. Die arabischen Algerier verĂŒbten TerroranschlĂ€ge gegen die europĂ€ischen Soldaten und Zivilisten in Algerien. Das französische MilitĂ€r wandte die Methoden der so genannten âfranzösischen Doktrinâ an, die summarische Hinrichtungen, Folter und das Auslöschen ganzer algerischer Dörfer umfasste. Dies war zunĂ€chst militĂ€risch erfolgreich, fĂŒhrte aber nach Bekanntwerden der systematischen Menschenrechtsverletzungen innen- und auĂenpolitisch zu einer SchwĂ€chung Frankreichs. Unter der FĂŒhrung der Nationalen Befreiungsfront (FLN), die konkurrierende Gruppierungen der UnabhĂ€ngigkeitsbewegung bekĂ€mpfte und ausschaltete, erlangte Algerien die UnabhĂ€ngigkeit, die am 18. MĂ€rz 1962 im Abkommen von Ăvian anerkannt und in zwei Referenden â in Frankreich wie in Algerien selbst â bestĂ€tigt wurde. Am 5. Juli (Nationalfeiertag neben dem Tag der Revolution am 1. November) 1962 wurde offiziell die UnabhĂ€ngigkeit proklamiert. Die Gesamtzahl der in Algerien getöteten Muslime wurde von Frankreich spĂ€ter mit 350.000, von algerischen Quellen mit bis zu 1,5 Millionen angegeben.
Algerien entwickelte sich in der Folgezeit zu einer Volksrepublik mit der FLN als sozialistisch ausgerichtete Einheitspartei. Erster StaatsprĂ€sident wurde Ferhat Abbas. Nach dessen Absetzung folgte 1963 Muhammad Ahmed Ben Bella, bis Verteidigungsminister Oberst Houari Boumedienne durch einen MilitĂ€rputsch im Juni 1965 an die Macht gelangte. Seine Regierung versuchte zunĂ€chst durch eine verstĂ€rkte Sozialisierungspolitik und durch eine Ăffnung gegenĂŒber dem Ostblock Algeriens wirtschaftliche AbhĂ€ngigkeit von Frankreich zu ĂŒberwinden. Ab 1972 verfolgte sie einen Kurs der Blockfreiheit und knĂŒpfte Kontakte zum Westen. Nach dem Tod Boumediennes ĂŒbernahm 1978 zunĂ€chst Rabah Bitat kommissarisch das PrĂ€sidentenamt, bis im Februar 1979 Oberst Chadli Bendjedid zum PrĂ€sidenten gewĂ€hlt wurde. Mitte 1988 brachen schwere Unruhen aus, die zur Aufgabe des Machtmonopols der FLN fĂŒhrten. Ursache waren unter anderem die hohe Arbeitslosigkeit und die Wohnungsnot. Eine Demokratisierung wurde eingeleitet und eine neue demokratische Verfassung, die die Trennung von Partei und Staat, parlamentarische Verantwortung, Pluralismus, politische Freiheiten und Garantien der Menschenrechte vorsah, geschaffen (Verfassung vom 19. November, drei Tage spĂ€ter in Kraft getreten; Ănderungen am 3. November 1988, 23. Februar 1989 und 26. November 1996).
Der wirtschaftliche Niedergang fĂŒhrte im Oktober 1988 zu spontanen Ausschreitungen in der Hauptstadt Algier, die bald auf andere StĂ€dte ĂŒbergriffen und Hunderte von Todesopfern forderten. Bei den Parlamentswahlen 1991/1992 befĂŒrchtete die Regierung einen Sieg der islamistischen Bewegung. Nach dem sich abzeichnenden Sieg der Islamischen Heilsfront (Front islamique du salut, FIS) wurden die Wahlen abgebrochen; PrĂ€sident Chadli Bendjedid trat unter dem Druck des MilitĂ€rs zurĂŒck. Als ĂbergangsprĂ€sidenten setzte dieses zunĂ€chst Muhammad Boudiaf, nach dessen Ermordung Ali Kafi und schlieĂlich 1994 General Liamine ZĂ©roual ein. Im MĂ€rz 1992 wurde die Auflösung der FIS angeordnet, die daraufhin zum bewaffneten Kampf aufrief. Der BĂŒrgerkrieg, der zwischen Islamisten und dem algerischen MilitĂ€r gefĂŒhrt wurde, forderte ĂŒber 120.000 Todesopfer. Im Februar 1995 starben beim Massaker im Serkadji-GefĂ€ngnis 95 Gefangene und vier WĂ€rter. Die algerische Regierung wandte Vorgehensweisen eines âSchmutzigen Kriegesâ an.
Bereits im September 1998 war vom frĂŒheren GIA-FĂŒhrer Hassan Hattab die âSalafistische Gruppe fĂŒr Predigt und Kampfâ (französisch: âGroupe Salafiste pour la PrĂ©dication et le Combatâ, GSPC) gegrĂŒndet worden. Sie wurde auf Rat von Osama bin Laden gebildet, des vormaligen FĂŒhrers der international tĂ€tigen islamistischen Terrororganisation Al-Qaida, mit dem Ziel, den âheiligen Kriegâ, Dschihad, gegen die algerische Staatsmacht in seiner ursprĂŒnglichen Form wieder aufzunehmen.
Wichtigstes innenpolitisches Ziel des im April 1999 mit UnterstĂŒtzung des MilitĂ€rs zum StaatsprĂ€sidenten gewĂ€hlten Abd al-Aziz Bouteflika war die Beendigung der gewalttĂ€tigen Auseinandersetzungen durch eine âPolitik der nationalen Versöhnungâ. WĂ€hrend die algerische FĂŒhrung zuvor die Zahl der Opfer des BĂŒrgerkrieges meist mit nur rund 30.000 angegeben hatte, gestand er zu, dass sie 1999 schon bei rund 100.000 lag.
Im September 1999 wurde das von ihm vorgelegte âGesetz zur Aussöhnung der BĂŒrgerâ (französisch: Loi de la Concorde Civile) vom Volk in einem Referendum bestĂ€tigt. Es sieht eine Amnestie fĂŒr Terroristen vor, die ihre Waffen niederlegen und nicht schwere Verbrechen wie Mord, Vergewaltigung oder BombenanschlĂ€ge begangen haben.
Wenig spĂ€ter entschied sich die âIslamische Heilsarmeeâ (französisch: ArmĂ©e Islamique du Salut, AIS), der bewaffnete Arm der seit 1992 verbotenen Partei Islamische Heilsfront (französisch: Front Islamique du Salut, FIS), die Waffen niederzulegen. Die âBewaffnete Islamische Gruppeâ (französisch: Groupe Islamique ArmĂ©, GIA), bestand zwar weiterhin, ihre Reste waren aber, so Der Spiegel, in eine Art Banditentum abgeglitten, bei dem religiöse Motive nur noch als BemĂ€ntelung von KriminalitĂ€t dienten.
Nach einer Phase relativer Ruhe in den Jahren 1999/2000 nahmen die gewalttÀtigen Auseinandersetzungen wieder zu. Im April 2001 wurden Demonstrationen in der Kabylei, einer hauptsÀchlich von Berbern bewohnten Bergregion im Norden Algeriens, von der staatlichen Gendarmerie niedergeschlagen (rund 60 Tote).
Zur EntschÀrfung der Forderungen der Berber nach mehr Autonomie und demokratischer Partizipation begnadigte Bouteflika im August 2002 die Mehrheit der inhaftierten Demonstranten. Den Forderungen nach Abzug der Gendarmerie aus der Kabylei kam Bouteflika nicht nach.
Wirtschaftspolitisch versuchte Bouteflika ein Privatisierungsprogramm durchzusetzen. 2003 mussten jedoch die zustĂ€ndigen Minister Mourad Medelci und Abdelhamid Temmar unter dem Druck des einflussreichen Gewerkschaftsdachverbands UGTA zurĂŒcktreten. Er hatte im Februar 2003 â zum zweiten Mal seit Beginn des Jahrzehnts â einen dreitĂ€gigen Generalstreik organisiert, der sich gegen das Privatisierungsprogramm der Regierung richtete. An dem Streik nahmen ĂŒber 90 % der Arbeiter teil.
Bei den PrĂ€sidentschaftswahlen am 8. April 2004 wurde Bouteflika mit 83 % der Stimmen als erster PrĂ€sident fĂŒr eine zweite Amtszeit wiedergewĂ€hlt. Sein wichtigster Konkurrent, der frĂŒhere MinisterprĂ€sident Ali Benflis, sprach von Betrug. Wahlbeobachter der Organisation fĂŒr Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sprachen aber von einer fairen Wahl.
Nach seiner Wiederwahl setzte Bouteflika seine âVersöhnungspolitikâ mit der Vorlage einer âCharta fĂŒr Frieden und nationale Versöhnungâ fort. Sie wurde im September 2005 in einem Referendum angenommen. Sie umfasst eine Generalamnestie sowohl fĂŒr staatliche SicherheitskrĂ€fte und vom Staat bewaffnete Milizen als auch fĂŒr bewaffnete Gruppen. Sie verneint jede Verantwortung der SicherheitskrĂ€fte und der Milizen fĂŒr schwere Menschenrechtsverletzungen. Kritik an den Sicherheitsorganen stellt sie unter Strafe. Die Verordnung, mit der sie umgesetzt wird, verhindert eine gerichtliche Untersuchung und AufklĂ€rung des Schicksals Tausender im Verlauf des BĂŒrgerkriegs âverschwundenerâ Personen. Klagen gegen Mitglieder der SicherheitskrĂ€fte mĂŒssen von den Gerichten abgewiesen werden. Angehörige von âVerschwundenenâ können allerdings eine EntschĂ€digung beantragen.
Wirtschaftspolitisch wurden die Versuche, auf dem Weg von einer sozialistischen Planwirtschaft zu einer stĂ€rker marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftsordnung zu kommen, fortgesetzt. Die als wirtschaftspolitische Reformer geltenden Mourad Medelci und Abdelhamid Temmar, die 2003 zurĂŒcktreten mussten, ĂŒbernahmen das Finanz- bzw. Investitionsförderungsministerium. Sie setzen sich fĂŒr die Privatisierung öffentlicher Betriebe und die Ăffnung des Erdöl- und Erdgassektor fĂŒr private Investitionen ein.
Anfang April 2009 gewann Bouteflika zum dritten Mal die PrĂ€sidentenwahl in Algerien nach offiziellen Angaben mit 90,24 % der Stimmen, bei einer Wahlbeteiligung von 74,5 %. Die Wahl war von mehreren gewaltsamen ZwischenfĂ€llen ĂŒberschattet, auĂerdem war Bouteflikas fĂŒnf Gegenkandidaten kaum Gelegenheit gegeben worden, sich im 19-tĂ€gigen Wahlkampf zu profilieren. Die wichtigsten Oppositionsparteien, die Rassemblement pour la culture et la dĂ©mocratie (RCD) und der Front des forces socialistes (FFS), waren erst gar nicht zur Wahl angetreten. Die Opposition zweifelte das Ergebnis an.
2007 gab es unter anderem im April AnschlĂ€ge auf den Amtssitz des algerischen MinisterprĂ€sidenten und eine Polizeistation in Algier. Im Dezember wurde ein Anschlag auf das UNHCR-BĂŒro in Algier verĂŒbt.
Am 23. Februar 2011 wurde der seit 19 Jahren bestehende Ausnahmezustand aufgehoben. Dies war eine Forderung der Opposition. 1992 wurde der Ausnahmezustand in Kraft gesetzt zur BekÀmpfung von bewaffneten Islamisten.
Am 16. Januar 2012 griffen Islamisten einen Standort des Ălkonzerns BP an und nahmen offenbar zahlreiche AuslĂ€nder als Geiseln. Die algerische Nachrichtenagentur APS meldete, bei dem Angriff seien zwei Menschen getötet worden. Einer der Angreifer erklĂ€rte, seine Gruppe komme aus dem Nachbarland Mali, wo Frankreich seit Ende vergangener Woche einen MilitĂ€reinsatz gegen Islamisten fĂŒhrt. Nach eigenen Angaben brachte die Gruppe der Angreifer 41 westliche AuslĂ€nder in ihre Gewalt, darunter 7 US-Amerikaner.
Bei der Wahl am 17. April 2014 wurde Bouteflika zum vierten Mal trotz der SchwĂ€chung durch einen Schlaganfall in seinem Amt bestĂ€tigt; nach Angaben des Innenministeriums entfielen 81,5 % der Stimmen auf den Amtsinhaber, 12,18 % gingen an Ali Benflis. Im FrĂŒhjahr 2019 wurde bekannt, dass der schwer erkrankte Bouteflika fĂŒr eine fĂŒnfte Amtszeit antreten werde. Nach Massenprotesten wurde er aber unter dem Druck des MilitĂ€rs zum RĂŒcktritt gezwungen. Im September 2021 starb Bouteflika mit 84 Jahren. PrĂ€sident Tebboune hatte das Parlament im Februar nach Massenprotesten aufgelöst. Mit den vorgezogenen Parlamentswahlen im Juni versucht das algerische Regime, sich einmal mehr zu legitimieren â wie bei den PrĂ€sidentschaftswahlen 2019. Auch damals waren die Wahlen massenhaft boykottiert worden. Nach offiziellen Angaben hatten gerade mal knapp 24 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben
GemÀà der Verfassung von 1996 ist Algerien eine semiprĂ€sidentielle Republik mit einem alle fĂŒnf Jahre durch das Volk gewĂ€hlten Staatsoberhaupt an der Spitze. Er ernennt und entlĂ€sst den nur ihm verantwortlichen MinisterprĂ€sidenten als Vorsitzenden der Exekutive.
Am 2. April 2019 trat der seit 20 Jahren regierende StaatsprĂ€sident Abd al-Aziz Bouteflika nach heftigen Protesten der Bevölkerung gegen seine erneute Kandidatur zur PrĂ€sidentschaftswahl 2019 zurĂŒck. Die Wahl wurde mehrmals verschoben und fand am 12. Dezember statt. Abdelmadjid Tebboune gewann sie im ersten Wahlgang. Die Armee stellte sich nach Bekanntgabe des Ergebnisses hinter Tebboune. Das Verfassungsgericht erklĂ€rte die Wahl am 16. Dezember fĂŒr rechtmĂ€Ăig.
Das Parlament besteht aus der Nationalen Volksversammlung (AssemblĂ©e Populaire Nationale) und dem Rat der Nation (Conseil de la Nation/Majlis al-âUmma). Die 462 Mitglieder der Volksversammlung werden alle fĂŒnf Jahre gewĂ€hlt. Im Rat der Nation werden 96 Mitglieder alle sechs Jahre voll und alle drei Jahre zur HĂ€lfte von den KommunalrĂ€ten neu gewĂ€hlt und die restlichen 48 Mitglieder vom Staatsoberhaupt ernannt. Alle Algerier besitzen ab dem 18. Lebensjahr das Wahlrecht.
Am 10. Mai 2012 wurden in Algerien die ersten Parlamentswahlen nach dem Arabischen FrĂŒhling abgehalten. 2017 fanden erneut Wahlen statt. Die regierende Nationale Befreiungsfront (FLN) erzielte mit 26 % den höchsten Stimmanteil und erhielt 161 Sitze im Parlament. Die Nationale Demokratische Sammlung (RND) erzielte 100 Sitze.
Am 19. Februar 2021 kĂŒndigte PrĂ€sident Abdelmadjid Tebboune die Auflösung der Nationalversammlung und deren vorgezogene Neuwahl an.
Die Geschichte des Frauenwahlrechtes in Nordafrika und im Nahen Osten in Algerien reicht in die Kolonialzeit zurĂŒck: 1944 erhielten Christinnen und JĂŒdinnen mit französischer StaatsbĂŒrgerschaft (EuropĂ©ennes), die im zu Frankreich gehörenden Algerien lebten, das Wahlrecht; Muslimas waren ausgeschlossen. Im Juli 1958 setzte Charles de Gaulle die loi-cadre Defferre, die auch Muslimas das Wahlrecht gab, fĂŒr Algerien in Kraft. Bei der Proklamation der UnabhĂ€ngigkeit am 5. Juli 1962 wurde dieses Recht bestĂ€tigt. Damit waren das aktive und passive Frauenwahlrecht fĂŒr den neuen Staat Algerien am 5. Juli 1962 festgeschrieben worden.
Durch wirtschaftliche und soziale Probleme sowie die Unzufriedenheit mit den Leistungen des politischen Systems sind islamistische Bewegungen in Algerien sehr erfolgreich. Diese fordern einen islamistischen Staat, dessen innere Struktur und AuĂenpolitik sich an den Regeln einer radikalen Interpretation des Islams orientieren soll. Sie sind gleichwohl zum ĂŒberwiegenden Teil verboten und stellen höchstens so etwas wie eine auĂerparlamentarische Opposition dar. Nach Angaben von Amnesty International gibt es weiterhin pro Jahr mehrere hundert Tote als Folge von Attentaten. Sie werden jetzt hĂ€ufig der Gruppe âal-Qaida im islamischen Maghrebâ zugeschrieben, in die sich die GSPC Anfang 2007 umbenannte.
Werner Ruf, emeritierter Professor fĂŒr Internationale Politik, ĂŒbte in einem Interview mit der Tagesschau anlĂ€sslich des Besuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Juli 2008 scharfe Kritik an der politischen Entwicklung in Algerien: âDe facto regiert noch das MilitĂ€r.â Der Parlamentarismus sei eine Fassade. âDahinter herrscht eine undurchsichtige Clique an der Spitze des MilitĂ€rs. Das sind Leute, die sich bereichern. Die Korruption ist gewaltig.â Das Land bleibe âweit entfernt von dem, was wir einen Rechtsstaat, eine Demokratie, nennen.â
Thomas Schiller, Leiter des AuslandsbĂŒros Algier der Konrad-Adenauer-Stiftung, erklĂ€rte 2008 hingegen, dass Algerien in den letzten 10 Jahren trotz immer noch erheblicher politischer, wirtschaftlicher und vor allem sozialer Defizite viel erreicht â vor allem StabilitĂ€t. Die politische Stabilisierung seit dem Amtsantritt Bouteflikas und eine zunehmend aktivere Zivilgesellschaft wĂŒrden dem Land helfen, den Weg zur NormalitĂ€t zu gehen. Die Politik Bouteflikas bezeichnet er als âerfolgreichâ. Sie mische hartes Durchgreifen gegen Terroristen mit einer âAussöhnungspolitikâ, Sicherung der algerischen UnabhĂ€ngigkeit mit vorsichtigen Reformen und wirtschaftlicher Ăffnung.
In Algerien gibt es zwar die Todesstrafe, doch sie wurde seit mehr als zehn Jahren nicht mehr offiziell vollstreckt. In Algier herrscht seit 2001 ein allgemeines Demonstrationsverbot. Die Pressefreiheit ist spĂŒrbar eingeschrĂ€nkt. Es herrscht eine Zensur in Algerien.
Der UN-Menschenrechtsausschuss zeigte sich in seinem Bericht zur Lage der Menschenrechte in Algerien vom November 2007 besorgt ĂŒber zahlreiche Hinweise auf geheime Haftzentren. Er hebt auĂerdem hervor, dass es viele Berichte ĂŒber Folterungen und Misshandlungen durch den MilitĂ€rgeheimdienst DRS gebe. Der Ausschuss kritisiert auch, dass zahlreiche Journalisten Opfer von EinschĂŒchterungen sind und Frauen in der Ehe weiterhin diskriminiert werden (s. Literatur, Amnesty International).
Von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International wird der âVersöhnungspolitikâ Bouteflikas vor allem vorgeworfen, sie ziele lediglich darauf ab, die Gewalt der neunziger Jahre vergessen zu machen, anstatt die Ereignisse juristisch aufzuarbeiten. Kritik daran sowie Demonstrationen von Angehörigen der Opfer wĂŒrden von der Regierung unterdrĂŒckt. Im Bericht der Bertelsmann-Stiftung zur politischen und wirtschaftlichen Transformation in Algerien (âBertelsmann Transformationsindex 2003â) heiĂt es dazu: âDie Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen, die im Zusammenhang mit dem seit 1992 anhaltenden innenpolitischen Konflikt stehen, fand auf nationaler Ebene nicht statt. Weder die islamistischen Vergehen, noch die staatlichen Ăbergriffe im Rahmen der BekĂ€mpfungsmaĂnahmen des islamistischen Terrorismus wurden thematisiert.â
Im Juni 2018 wurden VorwĂŒrfe bekannt, Algerien habe seit April 2017 mindestens 13.000 Migranten, darunter Schwangere und Kinder, mit Lastkraftwagen in die WĂŒste verbracht und dort ohne Wasser und Nahrung ausgesetzt. Die Menschen seien angewiesen worden, 15 Kilometer durch die WĂŒste in Richtung des Nachbarstaates Niger, etwa zum Dorf Assamaka, zu laufen. Die Polizei nahm Migranten zuvor nach Berichten Geld und Mobiltelefone ab. Laut der Internationalen Organisation fĂŒr Migration (IOM) kamen nur etwa 11.276 Menschen nach oft tagelangen IrrmĂ€rschen im Niger an. Augenzeugen berichteten von zahlreichen TodesfĂ€llen, meist aufgrund von Erschöpfung, und von Menschen, die sich in der WĂŒste verirrten und nicht wieder gesehen wurden. Die EU soll ĂŒber die ZustĂ€nde informiert gewesen sein, jedoch mit Hinweis auf die SouverĂ€nitĂ€t Algeriens nicht eingegriffen haben. Die algerischen Behörden streiten die VorwĂŒrfe ab.
HomosexualitĂ€t in Algerien ist gesellschaftlich geĂ€chtet und dort nach geltendem Recht illegal. In den vergangenen Jahren kam es zu mehreren tödlichen Ăbergriffen auf Homosexuelle und auch zu einer öffentlichen Steinigung.
Algerien steht wegen der von Staat und Unternehmen ausgeĂŒbten UnterdrĂŒckung unabhĂ€ngiger Gewerkschaften wie der Union AlgĂ©rienne des Industries (UAI) in der Kritik der Internationalen Arbeitsorganisation.
Algerien ist seit 1962 Mitglied der Vereinten Nationen und hat Beobachterstatus in der WTO. Ansonsten ist das Land Mitglied der Afrikanischen Union (AU), der Arabischen Liga, der Organisation fĂŒr Islamische Zusammenarbeit, der Organisation erdölexportierender Staaten (OPEC) und der Organisation arabischer erdölexportierender Staaten (OAPEC). Neben den Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union und der Arabischen Liga pflegt Algerien gute Beziehungen zur EuropĂ€ischen Union (EU), den Vereinigten Staaten, Russland und besonders zur Volksrepublik China.
Im Rahmen der Euro-mediterranen Partnerschaft kooperiert Algerien mit der EU. Im Jahr 2002 unterzeichneten die EU und Algerien ein Assoziierungsabkommen. Es trat im Jahr 2005 in Kraft. Am 13. MÀrz 2017 auf der Tagung des Assoziationsrates haben Algerien und die EU ihre gemeinsamen PartnerschaftsprioritÀten verabschiedet. Die PartnerschaftsprioritÀten bis 2020 umfassen Folgendes:
Die Beziehungen Algeriens zu Frankreich sind eng. Beide Seiten sprechen von einer strategischen Partnerschaft sowie einer vertrauensvollen Zusammenarbeit trotz der schwierigen gemeinsamen Kolonialvergangenheit. Die ohnehin schon intensiven Wirtschaftsbeziehungen sollen weiter ausgebaut werden.
Algerien ist aufgrund seiner GröĂe, seiner geographischen Lage und seines Reichtums an BodenschĂ€tzen ein wichtiger Akteur in der Region.
Algerien sieht sich von verschiedenen Unruheherden umgeben und sorgt sich um StabilitĂ€t und Sicherheit sowie wirtschaftliche Entwicklung in der Region. In den Beziehungen zu seinen internationalen Partnern spielen fĂŒr Algerien neben der BekĂ€mpfung des Terrorismus vor allem Wirtschaftsinteressen (Ăl-/Gasexporte sowie Interesse an auslĂ€ndischen Investitionen in Algerien) eine Rolle.
Die regionale Zusammenarbeit im Maghreb leidet anhaltend an dem gespannten VerhĂ€ltnis zwischen Algerien und Marokko. Die Landgrenzen zwischen beiden LĂ€ndern bleiben weiterhin geschlossen. Insbesondere Differenzen ĂŒber die Westsahara erschweren eine AnnĂ€herung. Algerien unterstĂŒtzt die Polisario Bewegung, die fĂŒr die UnabhĂ€ngigkeit der Westsahara kĂ€mpft und gewĂ€hrt fĂŒhrenden Mitgliedern Unterschlupf.
Die Beziehungen Algeriens zu Tunesien sind partnerschaftlich. Zwischen beiden LÀndern gibt es eine verstÀrkte und gut funktionierende Kooperation im Sicherheitsbereich, insbesondere bei der Sicherung der gemeinsamen Grenzen.
Die Situation in Libyen bereitet Algerien mit Blick auf die von dort ausgehende InstabilitĂ€t groĂe Sorgen. Algerien lehnt jegliche militĂ€rische Intervention ab und setzt sich fĂŒr eine politische Lösung auf der Grundlage eines Dialogs zwischen allen libyschen Parteien ein. Algerien unterstĂŒtzt die entsprechenden VermittlungsbemĂŒhungen der Vereinten Nationen.
Algerien hatte als Chef-Vermittler eine entscheidende Rolle bei den erfolgreich gefĂŒhrten Friedensverhandlungen zwischen der malischen Regierung und nordmalischen Gruppen ĂŒbernommen, die im Juni 2015 mit der Unterzeichnung eines Friedensabkommens in Algier ihren Abschluss fanden.
Algerien hĂ€lt gute Beziehungen zur syrischen Regierung aufrecht und versucht eine Isolierung Syriens in der islamischen Welt zu verhindern. Ex-AuĂenminister Lakhdar Brahimi bemĂŒht sich seit 2012 als UNO-Sondervermittler vergeblich um eine Beendigung des BĂŒrgerkriegs in Syrien.
Der russische Ăberfall auf die Ukraine im Februar 2022 und die danach folgende Gasversorgungskrise lieĂ Algerien fĂŒr die EuropĂ€er zu einem interessanten Partner werden. Der italienische Premier Mario Draghi reiste deshalb im April 2022 nach Algerien
Die 147.000 Mann starken StreitkrÀfte gliedern sich in Heer (127.000), Luftwaffe (14.000) und Marine (6.000). Dem algerischen Verteidigungsministerium unterstehen des Weiteren die Gendarmerie, die Grenzwache und weitere paramilitÀrische VerbÀnde.
Algerien gab 2017 knapp 5,7 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 10 Mrd. US-Dollar fĂŒr seine StreitkrĂ€fte aus. Insgesamt 16,1 % der Staatsausgaben kamen dem MilitĂ€r zugute was zu den höchsten Anteilen der Welt gehört und eine groĂe BĂŒrde fĂŒr den Staatshaushalt darstellt. Algerien hatte die höchsten MilitĂ€rausgaben in Nordafrika.
Es gibt zwei ehemalige französische AtomtestgelÀnde, auf denen Frankreich zwischen 1960 und 1966 insgesamt 17 Atombombentests vorgenommen hat:
Am 13. Februar 1960 testete Frankreich seine erste Atombombe (mit einer Sprengkraft von 70 kt TNT-Ăquivalent) in der NĂ€he von Reggane. Es war die stĂ€rkste Bombe, die bei einem ersten Test je zur Detonation gelangte. Zum Vergleich: Der erste US-Test (Trinity) hatte eine StĂ€rke von 20 kt, der erste UdSSR-Test (RDS-1) hatte 22 kt, der erste britische Test (Hurricane) hatte 25 kt. Die Hiroshima-Bombe (Little Boy) hatte 13 kt, die Nagasaki-Bombe (Fat Man) 22 kt. Die weiteren drei oberirdischen Bomben bei Reggane hatten jeweils weniger als 5 kt.
Am 7. November 1961 fand der erste von 13 unterirdischen Tests bei In Ekker im Hoggar statt. Bei dem zweiten Test (BĂ©ryl) am 1. Mai 1962 hielt der Verschluss des Tunnels nicht stand. Radioaktive Gase, Staub und Lava wurden ausgestoĂen. Die Beobachter des Tests wurden kontaminiert (darunter auch anwesende französische Minister). Drei andere Tests verliefen ebenfalls nicht plangemĂ€Ă, jedoch nach Angaben des Verteidigungsministeriums ohne Austritt von radioaktiven Substanzen: 30. MĂ€rz 1963 â âAmethystâ / 20. Oktober 1963 â âRubinâ (StĂ€rke 100 kt) / und 30. Mai 1965 â âJadeâ. Der stĂ€rkste Test in In Ekker war am 25. Februar 1965 âSaphirâ mit 150 kt.
Mit dem Test am 16. Februar 1966 endeten die Versuche in Algerien. Die Tests wurden nach Französisch-Polynesien (Mururoa und Fangataufa-Atoll) verlegt, wo oberirdisch (erst ab 1974 wieder unterirdisch) weitergetestet wurde.
Zu beachten ist, dass es zwischen GroĂbritannien, USA und der UdSSR ein Verbot von atmosphĂ€rischen Atomwaffentests gab (am 5. August 1963 zur Unterzeichnung freigegeben, trat am 10. Oktober 1963 in Kraft), an das sich diese hielten (letzter atmosphĂ€rischer Test: GB: 23. September 1958 / USA: 9. Juni 1963 / UdSSR: 25. Dezember 1962). Frankreich und China hielten sich nicht daran, testeten oberirdisch weiter: Frankreich: 2. Juli 1966 bis 14. September 1974: 41 Tests, China: 16. Oktober 1964 bis 16. Oktober 1980: 22 Tests.
Auf Wunsch Algeriens untersuchte die IAEA das GelĂ€nde bei Reggane und stellte in ihrem Bericht von 2005 fest, dass aufgrund der sehr schwachen restlichen RadioaktivitĂ€t nichts zu veranlassen sei, lediglich im Fall gröĂerer menschlicher AktivitĂ€ten in der Gegend sollte der Zutritt zu den vier Explosionsorten untersagt werden. Der Ort des BĂ©ryl-Unfalls bei In Ekker scheint nach wie vor kontaminiert und zumindest in der Vergangenheit schlecht gesichert gewesen zu sein, so dass die Reststrahlung eine Gefahr fĂŒr uninformierte Einheimische und Touristen darstellen kann. Die Regionen werden touristisch genutzt, wobei vermutlich nicht jeder Tourist ĂŒber die Vergangenheit und die Strahlensituation der GelĂ€nde informiert ist.
Das Land ist in 58 Verwaltungsbezirke (Wilayat, Singular Wilaya), die jeweils nach der Hauptstadt benannt sind, unterteilt. Die Wilayat haben eigene Parlamente, unterstehen jedoch letztlich der Zentralregierung.
Unterhalb der Verwaltungsebene des Wilaya (Provinz) gibt es die Ebene DaĂŻra (Kreis) und als unterste Ebene die Kommune (arabisch ŰšÙŰŻÙŰ©, DMG Baladiyah, französisch Commune algĂ©rienne). Die Kommunen haben wie die Wilayat den Status von CollectivitĂ©s territoriales (Gebietskörperschaften).
2016 lebten 71,3 % der Bevölkerung in StĂ€dten oder stĂ€dtischen RĂ€umen. Die gröĂten StĂ€dte sind (Stand Zensus 2008):
Algerien gehört vom Pro-Kopf-Einkommen her zu den reicheren LĂ€ndern Afrikas. Im Global Competitiveness Index, der die WettbewerbsfĂ€higkeit eines Landes misst, belegte Algerien Platz 86 von 138 LĂ€ndern (Stand 2016â2017). Im Index fĂŒr wirtschaftliche Freiheit belegt Algerien 2019 Platz 171 von 180 LĂ€ndern. Die Wirtschaft des Landes ist noch wenig liberalisiert.
Bestimmend fĂŒr die algerische Wirtschaft sind Förderung und Export von Erdöl und Erdgas. Die Exporterlöse aus dem Hydrokarbonsektor, der zu etwa 27 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beitrĂ€gt und etwa 60 Prozent der Staatseinnahmen generiert, machen rund 94 Prozent der Exporteinnahmen aus. Der seit Jahren wachsende inlĂ€ndische Energiekonsum schmĂ€lert zusĂ€tzlich zu den anhaltend niedrigen Preisen die Einnahmen aus dem Ăl- und Gasexport.
Die algerische Regierung will die industrielle Produktion in Algerien erhöhen und mehr ArbeitsplĂ€tze auĂerhalb des Ăl- und Gassektors schaffen. Die algerische Regierung forciert den Abbau von Phosphat- und Erzvorkommen. Langfristig ist auch beabsichtigt, mit der Schiefergasproduktion zu beginnen, obgleich es gegen erste Schiefergasexplorationen Widerstand in der Bevölkerung gegeben hatte. Zudem soll die Gewinnung von Energie aus erneuerbaren Quellen erheblich ausgebaut werden. Rasche Fortschritte hin zu wirtschaftlicher Diversifizierung und damit der Reduzierung der starken AbhĂ€ngigkeit vom Ăl- und Gassektor sind angesichts der sich verschlechternden Haushaltslage dringend geboten.
Die Regierung will den Know-how-Transfer und die Ausbildung von qualifiziertem Fachpersonal verbessern. In der beruflichen Bildung wird der Fokus auf die Schaffung von Bildungszentren in Partnerschaft mit Unternehmen gerichtet, die zu einer engeren Verzahnung des Bildungssektors mit der Wirtschaft und bedarfsgerechten Ausbildung beitragen sollen. Landesweit sind Industriezonen mit Clusterbildung im Aufbau begriffen.
Aufgrund sinkender Staats- und Deviseneinnahmen sieht das Haushaltsgesetz 2017 eine Reihe von EinsparmaĂnahmen und Steuererhöhungen vor. ZusĂ€tzlich begrenzt die Regierung den Import auslĂ€ndischer GĂŒter ĂŒber die Vergabe von Lizenzen fĂŒr bestimmte Produktgruppen wie Kfz-Neuwagen, aber auch Zement, Stahlarmierungen und weitere Produkte.
Die Arbeitslosenquote lag im Jahr 2017 bei 5,7 %, zudem ist UnterbeschĂ€ftigung weit verbreitet. Bei Jugendlichen betrĂ€gt die Arbeitslosenquote im selben Jahr 23,9 %. Die Gesamtzahl der BeschĂ€ftigten wird fĂŒr 2017 auf 11,8 Millionen geschĂ€tzt; davon sind 18,3 % Frauen.
Nach Erlangung der UnabhĂ€ngigkeit setzte die regierende Einheitspartei Front de LibĂ©ration Nationale (FLN) lange auf staatliche Planwirtschaft und einen âalgerischen Sozialismusâ. Dank der Einnahmen aus dem Ăl- und Gasexport konnte sich Algerien eine ineffiziente Staatswirtschaft zunĂ€chst leisten. Ende der 80er Jahre fĂŒhrten sinkende Ălpreise, hohe Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot jedoch zu sozialen Spannungen, die sich 1988 schlieĂlich in schweren Unruhen entluden und zum Ausbruch des BĂŒrgerkrieges beitrugen.
Nachdem sich die innenpolitische Lage seit Ende der 1990er Jahre deutlich stabilisiert hat, bemĂŒht sich die Regierung verstĂ€rkt um eine Liberalisierung und Privatisierung der Wirtschaft. Das Erbe der frĂŒheren Planwirtschaft, die exzessive BĂŒrokratie, weitverbreitete Korruption, ein wenig leistungsfĂ€higer Bankensektor und die immer noch unsichere innere Lage bilden fĂŒr eine rasche Entwicklung privater Unternehmen und auslĂ€ndische Investitionen allerdings keine gĂŒnstigen Bedingungen.
Industrie und Bankensektor werden immer noch weitgehend von Staatsunternehmen beherrscht. Bei den PrivatisierungsbemĂŒhungen in der Industrie stehen DĂŒngemittelhersteller, petrochemische und pharmazeutische Unternehmen im Mittelpunkt.
Das Bankenwesen dominieren sechs staatliche Institute. Die fĂŒr Mitte 2007 vorgesehene Privatisierung der Bank CrĂ©dit Populaire d'AlgĂ©rie musste wegen der internationalen Finanzmarktkrise verschoben werden. Da die sechs Staatsbanken weiterhin Kredite an unrentable Staatsunternehmen vergeben, machen âfaule Krediteâ, die nicht zurĂŒckgezahlt werden und teilweise vom Staat aufgekauft werden, ĂŒber 30 % des gesamten Kreditportfolios aus. Zudem bleibt die Wirtschaft aufgrund zu geringer Kapitalausstattung der Banken im Vergleich zu den Nachbarn Tunesien oder Marokko mit Krediten unterversorgt. Bartransaktionen dominieren.
Algeriens Wirtschaft ist weiterhin stark vom Energiesektor abhĂ€ngig, der von der staatlichen Ăl- und Gasgesellschaft Sonatrach beherrscht wird. Die Ălreserven werden auf 12,2 Milliarden Barrel und die Gasreserven auf 4,5 Billionen Kubikmeter geschĂ€tzt. Die Erdöl- und Erdgasindustrie hatte 2019 einen Anteil von etwa 20 % am BIP und war fĂŒr 85 % der Exporte verantwortlich.
Die kommerzielle Erdölförderung in Algerien begann 1958 in den Ălfeldern Edjeleh und Hassi Messaoud. Dabei arbeiteten französische Erdölfirmen und die französische Kolonialregierung eng zusammen, um eine gĂŒnstige, eigene Erdölförderung innerhalb Frankreichs aufzubauen. Nach der UnabhĂ€ngigkeit wurde die TĂ€tigkeit der französische Ălkonzerne zunĂ€chst nicht berĂŒhrt, wie in den VertrĂ€gen von Evian vereinbart. Nach dieser Ăbereinkunft wurde aber nur ein kleiner Teil der Gewinne an den algerischen Staat abgegeben. Um mehr Geld im Land zu halten, grĂŒndete die Regierung Ben Bella 1963 die SociĂ©tĂ© Nationale de Transport et de Commercialisation des Hydrocarbures (kurz Sonatrach). Nach weiteren Verhandlungen mit Frankreich wuchs der Einfluss des Staatskonzerns, der in den Folgejahren viele Anteile auslĂ€ndischer Ălfirmen an Projekten in Algerien ĂŒbernahm. 1969 kontrollierte Sonatrach alle algerischen Ălfelder, und hatte Mehrheitsanteile an allen Pipelines und der einzigen Raffinerie des Landes in Algier. Im gleichen Jahr trat das Land der Organisation erdölexportierender LĂ€nder (OPEC) bei. 1971 verstaatlichte die Regierung Boumedienne auch die Erdgasvorkommen und Pipelines, und ĂŒbernahm 51 % der Anteile aller auslĂ€ndischen Ălkonzerne in Algerien. Diese Verstaatlichung der französischen Erdölgesellschaften in Algerien fĂŒhre auch zu internationalen Verstimmungen. Das Verstaatlichungsgesetz (Loi sur les Hydrocarbures, dt. etwa Kohlenwasserstoff-Gesetz) erlaubte auch Joint-Ventures mit auslĂ€ndischen Firmen, bei denen Sonatrach aber immer mindestens 51 % der Anteile halten musste.
In den folgenden Jahren wandte sich Sonatrach vermehrt der Petrochemie und dem Export von Erdgas zu, z. B. ĂŒber die Transmed-Pipeline nach Italien. In den 80er-Jahren war die Gesellschaft einer der weltgröĂten Exporteure von FlĂŒssigerdgas (LNG). In den nĂ€chstenen Jahrzehnten wurden mehrere neue Joint-Ventures mit internationalen Firmen gegrĂŒndet, um mehr Erdöl und Erdgas zu fördern und abzusetzen. Dazu gehörte auch der Bau der Meghreb-Europa-Gasleitung (MEG) nach Spanien, spĂ€ter ergĂ€nzt durch die Medgaz-Pipeline. Seit dem neuen Jahrtausend gab es auch BemĂŒhungen, den Einfluss der Regierung auf Sonatrach zu reduzieren und den Markt zu liberalisieren.
Am 20. MĂ€rz 2005 verabschiedete die Regierung Bouteflika ein neues Kohlenwasserstoff-Gesetz, das die alten Regelungen ersetzte. Sonatrach verlor ihre Rolle als Regulierungsbehörde und ihr Vertriebsmonopol. Das Gesetz erlaubte auĂerdem auslĂ€ndischen Unternehmen, 70 % der Anteile an FörderstĂ€tten und -anlagen zu erwerben. Das Parlament protestierte gegen das Gesetz, sodass es im Juli 2006 wieder geĂ€ndert wurde. Danach mĂŒssen sich auslĂ€ndische Ăl- und Gasfirmen bei Beteiligungen in Algerien wieder mit Minderheitsanteilen begnĂŒgen. AuĂerdem fĂ€llt eine Sondersteuer an, wenn der Ălpreis bei ĂŒber 30 US-Dollar pro Barrel liegt. Da in den nĂ€chsten Jahren, auch nach der Weltwirtschaftskrise ab 2007, immer weniger Fremdinvestitionen angezogen werden konnten, folgten drei weitere Gesetzesnovellen. Im Januar 2020 wurde schlieĂlich ein neues Kohlenwasserstoff-Gesetz beschlossen, dass unter anderem Steuern und Zölle im Erdgas- und Erdölsektor senkte und abschaffte. Seit dem Beginn der weltweiten COVID-19-Pandemie sind Ălpreis und Gaspreis noch niedriger als zuvor.
2019 wurden in Algerien tĂ€glich 1,1 Millionen Barrel Erdöl gefördert, wovon etwa die HĂ€lfte exportiert wurde. Der fallende Weltmarktpreis fĂŒr Ăl beeintrĂ€chtigte die algerische Wirtschaft stark, auĂerdem sind die erschlossenen Erdölfelder zunehmend erschöpft. Die wichtigsten Ălfelder im Land waren zu diesem Zeitpunkt Hassi Messaoud und Ourhoud.
Nach einer Expansionsphase bis 2005 wĂ€chst die Erdgasförderung in Algerien in den letzten Jahren eher mĂ€Ăig. Auch die Geiselnahme von In AmĂ©nas beeintrĂ€chtigte die Förderung zwei Jahre lang. Geringe Auslandsinvestitionen, die zunehmend erschöpften Gasfelder (darunter das gröĂte Gasfeld Hassi RâMel) und eine steigende Inlandsnachfrage fĂŒhrten dazu, dass der Export von Erdgas seit 2005 rĂŒcklĂ€ufig ist. Es wurden 2018 etwa 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert, von denen etwas mehr als die HĂ€lfte exportiert wurde. HauptabnehmerlĂ€nder waren Italien und Spanien, die insgesamt zwei Drittel der Exportmenge ausmachten. Neben den bestehenden drei Gasleitungen (Transmed, MEG, Medgaz) in diese LĂ€nder gibt es in Algerien auch zwei LNG-Terminals, in BĂ©thioua und Skikda.
Algerien lag bzgl. der jÀhrlichen Erzeugung im Jahre 2011 mit 48,05 Mrd. kWh an Stelle 52 und bzgl. der installierten Leistung im Jahre 2013 mit 15,2 GW an Stelle 48 in der Welt. 2011 wurden 99,8 % des Stroms in Gaskraftwerken erzeugt. Laut Energieministerium wurden im Jahre 2011 48,87 Mrd. kWh produziert, davon 9,65 Mrd. (19,8 %) durch Dampfkraftwerke, 15,7 Mrd. (32,1 %) durch GuD-Kraftwerke, 22 Mrd. (45,1 %) durch Gasturbinen und 1,5 Mrd. (3,0 %) durch sonstige Erzeugung. Der Spitzenverbrauch stieg von 4.965 MW im Jahre 2002 auf 8.606 MW im Jahre 2011 an, was einer durchschnittlichen jÀhrlichen Steigerung von 6,3 % entspricht.
Die SociĂ©tĂ© AlgĂ©rienne de Production de lâElectricitĂ© (SPE), eine Tochter der staatlichen Sonelgaz verfĂŒgte 2009 ĂŒber eine ErzeugungskapazitĂ€t von 8.445 MW und erzeugte 2010 24,24 Mrd. kWh. Sie war 2011 der mit Abstand gröĂte Stromerzeuger in Algerien. 2013 schloss SPE einen Vertrag mit GE, der die Errichtung von 6 neuen GuD-Kraftwerken mit einer installierten Leistung von 8 GW vorsieht.
Algerien beabsichtigt auf lĂ€ngere Sicht auch die Errichtung von Kernkraftwerken. 2014 wurde eine Vereinbarung zwischen der russischen ROSATOM und Algerien unterzeichnet, die eine Zusammenarbeit auf diesem Gebiet vorsieht. Potentielle Standorte fĂŒr Kernkraftwerke wurden bereits auf ihre Eignung hin untersucht.
Das Verbundnetz Algeriens ist Teil des South-Western Mediterranean Block (SWMB), der die Stromnetze von Algerien, Marokko und Tunesien umfasst. Seit 1997 ist der SWMB mit dem europÀischen Verbundsystem synchronisiert, als ein erstes Drehstrom-Seekabel (400 kV, 700 MW) von Spanien aus nach Marokko verlegt wurde.
Zudem sollen die Erneuerbaren Energien stark ausgebaut werden. Ein im Februar 2015 durch die Regierung verabschiedetes Programm sieht vor, bis 2030 eine regenerative KraftwerkskapazitĂ€t von 22 GW zu errichten. Davon sollen 13,5 GW auf die Photovoltaik entfallen, 5 GW auf Windenergie, 2 GW auf SonnenwĂ€rmekraftwerke, 1 GW auf Bioenergie, 400 MW auf Kraft-WĂ€rme-Anlagen und 15 MW auf Geothermie. Bereits 2011 ging mit dem Kraftwerk Hassi RâMel das weltweit erste ISCC-Kraftwerk ans Netz, d. h. ein Solar-Hybrid-GuD-Kraftwerk, bei dem ein herkömmliches gasbefeuertes GuD-Kraftwerk durch zusĂ€tzliche eingekoppelte SolarwĂ€rme unterstĂŒtzt wird. Der Bau weiterer und gröĂerer Anlagen dieses Typs ist geplant.
Die Diversifikation der Wirtschaft, die stĂ€rkere Entwicklung der Wirtschaft auĂerhalb der Energiewirtschaft, ist deswegen ein Hauptziel der Regierung. Besondere Hoffnungen werden auf die Branchen Transportwesen, Tourismus, Bauwirtschaft und Informationstechnologie gesetzt. Die Baubranche erhielt bereits einen krĂ€ftigen Wachstumsimpuls mit einem staatlichen Investitionsprogramm im Umfang von 60 Milliarden USD, das unter anderem die Errichtung einer Million Neubauwohnungen vorsieht.
Mit der Umsetzung des am 1. September 2005 in Kraft getretenen Assoziierungsabkommens mit der EuropĂ€ischen Union (EU) steigt der Wettbewerbsdruck fĂŒr algerische Unternehmen. Der Vertrag mit der EU sieht vor, dass innerhalb von zwölf Jahren sĂ€mtliche Handelsschranken zwischen den beiden Partnern wegfallen und Algerien damit Teil der beabsichtigten Freihandelszone wird. Auch der angestrebte Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) wird Algerien zu einer stĂ€rkeren Ăffnung seiner MĂ€rkte zwingen.
Die Bildung der Mittelmeerunion mit den EU-Staaten zeigt deutlich, welch hohe Bedeutung die rohstoffreichen Mittelmeeranrainer fĂŒr die EU â insbesondere im Hinblick auf die Energieversorgung â haben. Die BemĂŒhungen der EU um eine stĂ€rkere Streuung ihrer Energiebezugsquellen lassen Algerien, das heute schon rund 25 % der Erdgasimporte der EU liefert, zu einem immer wichtigeren Handelspartner werden.
Am 22. Juli 2009 hat sich die algerische Regierung entschlossen, das Wochenende von Donnerstag/Freitag auf Freitag/Samstag zu verlegen. Diese Regelung soll ab dem 14. August 2009 gelten. Dadurch soll ein Wachstum des BIP von 1,2 Prozent erzielt werden. Da sich Algerien seit 1976 lediglich drei Wochentage mit den westlichen Industrienationen teilt, sind laut Berechnungen der Weltbank jÀhrliche Verluste zwischen 500 und 700 Mio. US-Dollar entstanden.
2016 konnte Algerien ein Wirtschaftswachstum von 3,3Â % verzeichnen. Aufgrund des niedrigeren Ălpreises lag das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr niedriger, als es noch bei 3,8Â % lag. Die Produktion auĂerhalb des Ăl- und Gassektors steigt seit 2003 stabil um rund 4 bis 5Â %. Staatliche Investitionsprogramme, vor allem fĂŒr die Schaffung von Wohnraum und den Ausbau der Infrastruktur, tragen dazu wesentlich bei.
Der Anstieg der Verbraucherpreise beschleunigte sich 2008 bei stark steigenden Lebensmittelpreisen zwar, blieb mit 4,4Â % aber relativ niedrig. Dabei ist zu berĂŒcksichtigen, dass etwa die Energiepreise in Algerien staatlich reguliert sind.
Eine anhaltende Herausforderung fĂŒr die algerische Regierung ist die BekĂ€mpfung der Arbeitslosigkeit. Nach offiziellen Angaben lag sie 2019 bei 11,7 %. Besonders hoch ist die Jugendarbeitslosigkeit, sie wurde 2019 mit 29,1 % angegeben.
BegĂŒnstigt wurde die gesamtwirtschaftliche Entwicklung seit 2003 von krĂ€ftig steigenden Ăl- und Gaspreisen. Sie sorgten dafĂŒr, dass sich die Exporterlöse von 2003 bis 2007 auf rund 60 Mrd. US-Dollar verdoppelten. Der Ăberschuss in der Leistungsbilanz erhöhte sich auf knapp ein Viertel des BIP, wozu auch die Ăberweisungen von im Ausland beschĂ€ftigten Algeriern beitrugen.
Dank der stark gestiegenen staatlichen Einnahmen aus dem Ăl- und Gassektor hatte Algerien auch hohe ĂberschĂŒsse im Staatshaushalt vorzuweisen. Sie flieĂen zum Teil als Ersparnisse in den sogenannten âEinnahmen-Regulierungs-Fondsâ (FRR). Mittel aus diesem Fonds wurden auch zur Tilgung algerischer Auslandsschulden verwendet, die von rund 58Â % des BIP im Jahr 1999 auf rund 2,5Â % des BIP im Jahr 2009 abgebaut wurden.
Die internationalen WĂ€hrungsreserven erreichten zum 31. Dezember 2009 dank hoher Einnahmen aus dem Ăl- und Gassektor rund 150 Milliarden US-Dollar.
Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 66,45 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 42,69 Mrd. US-Dollar gegenĂŒber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 14,7 % des BIP.
Die Staatsverschuldung betrug 2016 32,8 Mrd. US-Dollar oder 20,4Â % des BIP.
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Die Landwirtschaft trug nach Angaben der deutschen Bundesagentur fĂŒr AuĂenwirtschaft 2006 knapp 8 % zur gesamtwirtschaftlichen Produktion bei. Sie beschĂ€ftigt ca. 1,2 Mio. ErwerbstĂ€tige.
Eine intensive landwirtschaftliche Nutzung ist nur auf einem schmalen Streifen im Norden möglich. Lediglich 3 % der LandesflĂ€che sind Acker- und Dauerkulturland, das sich ĂŒberwiegend in Privatbesitz befindet. Die extensive, zum Teil nomadische Viehhaltung konzentriert sich auf das Hochland der Schotts und die nördliche Sahara. In den WĂ€ldern des Tellatlas wird Kork gewonnen.
Die wichtigsten Agrarprodukte sind Getreide, ZuckerrĂŒben, Kartoffeln, HĂŒlsenfrĂŒchte, Tomaten, Oliven, Datteln, Feigen, Tabak, Wein und ZitrusfrĂŒchte. In TreibhĂ€usern aus Kunststoff-Folie wird FrĂŒhgemĂŒse fĂŒr den Export kultiviert.
In Algerien gibt es etwa 15 Mio. Dattelpalmen, die meisten davon in den Oasen. Sie liefern jĂ€hrlich einen Ertrag von ca. 500.000 Tonnen Datteln unterschiedlicher QualitĂ€t. Die weichen, hochwertigen Sorten werden teilweise nach Europa exportiert, die harten, widerstandsfĂ€higen Sorten werden auch in viele LĂ€nder Schwarzafrikas verkauft, die sich dort wegen ihrer Haltbarkeit im tropischen Klima groĂer Beliebtheit erfreuen.
Weniger als 40 % des Nahrungsmittelbedarfs werden durch Eigenproduktion gedeckt. Algerien ist der wichtigste Nahrungsmittelimporteur Afrikas: Nur 20 % bei Getreide und Getreideprodukte, 20 % bei GemĂŒse, 60 % bei Milch und 95 % bei rotem Fleisch werden im Inland produziert. 95 % des rohen Speiseöls und praktisch der gesamte Rohzucker und Kaffee werden importiert.
Als BodenschĂ€tze werden in Algerien auĂer Erdöl und Erdgas auch Eisen-, Kupfer-, Blei- und Zinkerze sowie Quecksilber und Phosphat abgebaut.
Die Schwerpunkte im industriellen Bereich liegen bei der Erdöl- und Erdgasverarbeitung sowie bei der Eisen- und Stahlindustrie und den darauf basierenden metallverarbeitenden Zweigen. Hinzu kommen die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, zum Beispiel eine Speiseöl-Raffinerie und eine Zuckerraffinerie in der Hafenstadt Oran, die DĂŒngemittelproduktion und die Baustoffindustrie.
AusgefĂŒhrt wurden 2007 Waren im Wert von insgesamt 59,9 Mrd. US$, zu 98 % Rohöl, Erdgas und Erdölerzeugnisse. HauptabnehmerlĂ€nder waren die USA (27 %), Italien (15 %), Spanien (10 %), Kanada (8 %) und Frankreich (7,5 %).
Importiert wurden 2007 Waren im Wert von insgesamt 25,2 Mrd. US$, und zwar zu 37Â % AusrĂŒstungsgĂŒter, zu 31Â % ProduktionsgĂŒter, zu 18Â % Nahrungsmittel, zu 15Â % KonsumgĂŒter. Hauptlieferanten waren zu 17Â % Frankreich, zu 9Â % Italien, zu 8Â % China, zu 8Â % die USA und zu 6Â % Deutschland.
Um unerwĂŒnschte und qualitativ minderwertige Einfuhren zu vermeiden, bestimmte die Zentralbank Algeriens im Februar 2009 mit der Mitteilung N°16/DGC/2009, dass drei Dokumente beim Import von Waren vorgelegt werden. Die Vorlage ist mit sofortiger Wirkung obligatorisch, wenn per âremise documentaireâ (Export-Inkasso) oder âcrĂ©dit documentaireâ (Export-Akkreditiv) gezahlt wird. Es handelt sich hierbei um die drei folgenden Zertifikate:
Die Zertifikate mĂŒssen im Land des Exporteurs fĂŒr jede Lieferung ausgestellt werden. Die ersten zwei Zertifikate wurden bisher bei der Einfuhr nach Algerien verlangt, neu ist die obligatorische Vorlage des âcertificat de contrĂŽle de qualitĂ© de la marchandiseâ fĂŒr jede Lieferung, es muss von einer unabhĂ€ngigen PrĂŒf-Organisation wie dem TĂV Hessen ausgestellt werden. Liegen die drei Dokumente bei der Wareneinfuhr nicht vor, wird die âDomilizierungâ bei der algerischen Bank nicht akzeptiert und die Waren können nicht zollamtlich abgefertigt werden. Das Zertifikat muss nach Angaben der algerischen Banken die QualitĂ€t des Produkts und die NormenkonformitĂ€t mit algerischen Standards oder den entsprechenden internationalen Standards und Normen bestĂ€tigen.
Das Verkehrsnetz ist auf Nordalgerien konzentriert.
Die wichtigsten HafenstĂ€dte sind Algier, Annaba, Oran, Bejaia, Skikda und BĂ©thioua, von denen FĂ€hrverbindungen ĂŒber das Mittelmeer ausgehen.
Das Schienennetz der algerischen Eisenbahn (SNTF) hat eine LĂ€nge von 3810 Kilometern, wovon 386,3 Kilometer elektrifiziert sind. Die wichtigste Bahnstrecke des algerischen Schienenverkehrs verlĂ€uft in West-Ost-Richtung meist im Tellatlas parallel zur KĂŒste und hat Anschluss an das marokkanische und tunesische Eisenbahnnetz. Von ihr gehen Stichstrecken sowohl zu den HafenstĂ€dten als auch nach SĂŒden an den Rand der Sahara aus. FĂŒr das im Jahr 2009 in Algier eröffnete, 160 km/h schnelle S-Bahn-System wurden 64 vierteilige elektrische TriebzĂŒge der Bauart FLIRT bei Stadler in der Schweiz bestellt.
Die StraĂen (insgesamt 180.000 Kilometer, davon rund 85 % asphaltiert) gehen sĂŒdlich des Atlasgebirges meist in WĂŒstenpisten ĂŒber. 2007 wurde mit dem Bau eines groĂen Infrastrukturprojektes, der 1216 km langen, sechsspurigen Ost-West-Autobahn A1 (Teil der âTransmaghrĂ©bineâ), begonnen und mit Hilfe zahlreicher internationaler Baufirmen bereits Mitte 2010 weitgehend fertiggestellt. Der Bau einer zweiten Ost-West-Autobahn wurde Anfang 2014 begonnen. Die befestigten StraĂen im SĂŒden des Landes verlaufen im Wesentlichen in Nord-SĂŒd-Richtung und verbinden Algerien mit den Nachbarstaaten Niger (N 1) und Mali (N 6) sowie der Grenzregion zwischen Mauretanien und der von Marokko beanspruchten West-Sahara (N 50).
Internationale FlughÀfen gibt es unter anderem in Algier (ALG), Oran (ORN), Annaba (AAE) und Chlef (QAS).
Da die Verkehrsinfrastruktur die wirtschaftliche Entwicklung Algeriens besonders hemmt, hat die Regierung im Jahr 2005 einen FĂŒnf-Jahres-Plan ausgearbeitet, nach dem die Verkehrsinfrastruktur durch Joint Ventures mit dem privaten Sektor modernisiert werden soll. GroĂes Aufholpotential besteht verglichen mit den NachbarlĂ€ndern auch im Tourismus. 70 Prozent der heutigen Touristen sind Algerier, die Freunde oder die Familie besuchen.
Stand 2020 ist Algerien an drei internationale Gasleitungen angeschlossen, auĂerdem gibt es mehrere inlĂ€ndische Pipelines.
Weitere internationale Gasleitungen sind bislang nur geplant:
Die Agence Spatiale AlgĂ©rienne (ASAL) ist die Weltraumorganisation Algeriens. Sie wurde im Jahr 2002 gegrĂŒndet.
Die algerische Kultur wird durch EinflĂŒsse der frĂŒheren Kolonialmacht, berberische und arabische Traditionen bestimmt. Seit den 1980er Jahren kam es verstĂ€rkt zu Auseinandersetzungen zwischen Berbern und der Zentralregierung, bei denen zahlreiche Menschen von der Gendarmerie umgebracht worden sind. Im Jahre 2001 beispielsweise wurden ĂŒber 100 Menschen auf offener StraĂe erschossen. Im Zuge der 2004 angestrebten Parlamentswahlen machte die Regierung Bouteflika den Berbern schlieĂlich ZugestĂ€ndnisse (Berberisch an Schulen). Erst seit kurzem ist die Berbersprache eine offiziell anerkannte Amtssprache.
Mohammed Dib musste nach dem Erscheinen seiner ersten Romane in den 1950er Jahren Algerien verlassen. Die algerische Literatur stellt sich heute als Exilliteratur dar, da die Schriftsteller aufgrund der politischen Repression mit wenigen Ausnahmen den Weg ins Ausland gesucht haben. Bekannte Vertreter sind Assia Djebar, Rachid Boudjedra, Maïssa Bey, Yasmina Khadra oder Boualem Sansal. Die algerische Literatur ist stark vom arabischen Kulturerbe beeinflusst. Allerdings gibt es auch ein Kulturerbe der berberischen Minderheit. Viele berberische Autoren schreiben in französischer Sprache und Tamazight.
Radio AlgĂ©rienne ist der nationale Rundfunk Algeriens. Sein Auslandsdienst sendet auf mehreren Kurzwellenfrequenzen Koranprogramme, die ĂŒber einen Sender in Issoudun, Frankreich ausgestrahlt werden. Audio-Livestreams in arabischer Sprache sind ĂŒber das Internet zugĂ€nglich. Der Inlandsdienst von Radio AlgĂ©rienne sendet auf Lang- und Mittelwelle.
Bislang konnten fĂŒnf algerische Sportler bei Olympischen Spielen eine Goldmedaille gewinnen:
Schon seit den 1930er Jahren spielten algerische FuĂballer eine wichtige Rolle in der französischen Profiliga (siehe auch hier).
Die algerische FuĂballnationalmannschaft konnte sich bisher viermal fĂŒr die Endrunde einer FuĂball-Weltmeisterschaft qualifizieren: 1982, 1986, 2010 und zuletzt 2014, wo man erstmals ins Achtelfinale einziehen konnte und dort in einem umkĂ€mpften Spiel mit 1:2 nach VerlĂ€ngerung gegen Deutschland unterlag. 2019 gewann Algerien den Afrika-Cup.
Der Kabyle Rabah Madjer war der erste FuĂballspieler aus Afrika, der den Europapokal der Landesmeister, die heutige Champions League gewinnen konnte, und zwar mit seinem portugiesischen Klub FC Porto. LegendĂ€r ist immer noch sein Hackentrick-Tor im Finale 1987 in Wien gegen den FC Bayern MĂŒnchen. Der dreimalige WeltfuĂballer ZinĂ©dine Zidane wurde als Sohn algerisch-kabylischer Einwanderer geboren, spielte allerdings nur fĂŒr Frankreich.
Seit 1949 wird in unregelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden die Tour dâAlgĂ©rie der Radsportler ausgetragen, ein internationales Etappenrennen.
Bis zum Ende der 1980er Jahre fĂŒhrte die Rallye Paris-Dakar durch Algerien.
Abk | Name | Lat N | Lat S | Lng W | Lng E | B | O |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Adrar | 31.659 | 18.976 | -5.661 | 3.79 | |||
AĂŻn Defla | 36.443 | 35.86 | 1.553 | 2.661 | |||
Ain Temouchent | 35.623 | 35.087 | -1.362 | -0.629 | |||
Alger | 36.815 | 36.65 | 2.966 | 3.23 | |||
Annaba | 37.083 | 36.612 | 7.263 | 7.799 | |||
Batna | 35.916 | 34.764 | 4.777 | 6.787 | |||
Béchar | 32.327 | 28.207 | -6.036 | 0.399 | |||
Béjaïa | 36.898 | 36.223 | 4.356 | 5.475 | |||
Biskra | 35.288 | 33.573 | 4.184 | 6.75 | |||
Blida | 36.713 | 36.353 | 2.476 | 3.51 | |||
Bordi Bou Arreridj | 36.425 | 35.777 | 4.084 | 5.254 | |||
Bouira | 36.696 | 35.861 | 3.283 | 4.404 | |||
Boumerdes | 36.917 | 36.597 | 3.173 | 4.039 | |||
Chlef | 36.548 | 35.842 | 0.702 | 1.719 | |||
Constantine | 36.608 | 36.107 | 6.318 | 7.048 | |||
Djelfa | 35.805 | 32.841 | 2.286 | 5.122 | |||
El Bayadh | 34.438 | 30.709 | -0.401 | 2.345 | |||
El Meniaa | 33.03 | 29.036 | 1.943 | 4.978 | |||
El Oued | 34.5 | 32 | 5.008 | 9.063 | |||
El Tarf | 36.958 | 36.404 | 7.65 | 8.642 | |||
Guelma | 36.726 | 36.043 | 6.938 | 7.988 | |||
Illizi | 30.023 | 24 | 5.816 | 11.71 | |||
Jijel | 36.935 | 36.524 | 5.427 | 6.478 | |||
Khenchela | 35.684 | 34.161 | 6.511 | 7.545 | |||
Laghouat | 34.693 | 32.696 | 1.336 | 4.176 | |||
M'Sila | 36.029 | 34.232 | 3.38 | 5.38 | |||
Mascara | 35.784 | 35.021 | -0.545 | 0.88 | |||
Médéa | 36.49 | 35.439 | 2.158 | 3.634 | |||
Mila | 36.624 | 35.893 | 5.737 | 6.525 | |||
Mostaganem | 36.338 | 35.682 | -0.114 | 0.741 | |||
NaĂąma | 34.314 | 32.105 | -1.747 | 0.086 | |||
Oran | 35.907 | 35.295 | -1.106 | -0.114 | |||
Ouargla | 33.442 | 28.462 | 2.986 | 9.519 | |||
Oum el Bouaghi | 36.192 | 35.448 | 6.148 | 7.866 | |||
Relizane | 36.201 | 35.436 | 0.229 | 1.412 | |||
SaĂŻda | 35.161 | 33.915 | -0.5 | 0.857 | |||
Sétif | 36.591 | 35.632 | 4.785 | 5.983 | |||
Sidi Bel AbbĂšs | 35.429 | 34.215 | -1.12 | -0.053 | |||
Skikda | 37.094 | 36.433 | 6.248 | 7.384 | |||
Souk Ahras | 36.492 | 35.831 | 7.325 | 8.359 | |||
Tamanrasset | 29.124 | 19.061 | 0.825 | 11.968 | |||
Tébessa | 36.004 | 34.108 | 7.136 | 8.431 | |||
Tiaret | 35.69 | 34.069 | 0.492 | 2.62 | |||
Tindouf | 29.846 | 25.509 | -8.683 | -2.974 | |||
Tipaza | 36.816 | 36.367 | 1.648 | 3.035 | |||
Tissemsilt | 36.006 | 35.544 | 1.246 | 2.312 | |||
Tizi Ouzou | 36.912 | 36.466 | 3.734 | 4.648 | |||
Tlemcen | 35.32 | 34.092 | -2.222 | -0.758 |